Blumen und Kuscheltiere vor Haus

Im Fall der zwei toten Kinder in Hanau mehren sich die Hinweise auf ein Gewaltverbrechen. Auch die Identität der Kinder steht inzwischen fest. Die Stadt Hanau hatte vor der Gewalttat wegen Problemen Kontakt zu der Familie.

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Staatsanwaltschaft Hanau ermittelt nach Tod von Geschwisterpaar

hessenschau vom 12.05.2022
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Einen Tag nach dem gewaltsamen Tod zweier Kinder in Hanau hat die Staatsanwaltschaft mitgeteilt, dass sie in dem Fall wegen Mordes ermittele. Es werde weiterhin nach einem männlichen Tatverdächtigen gefahndet, meldete sie am Donnerstag außerdem.

Auch die Identität der Kinder ist den Angaben zufolge geklärt: Wie bereits vermutet handelt es sich um einen elf Jahre alten Jungen und seine siebenjährige Schwester, die in dem Mehrfamilienhaus, in dem das Mädchen gefunden wurde, gewohnt hatten.

Womöglich familiärer Hintergrund

Die Obduktion der beiden Leichen habe ergeben, dass das Mädchen durch "eine scharfe Gewalteinwirkung im Halsbereich" starb. Der Junge habe sich mutmaßlich bei einem Sturz aus großer Höhe schwere innere Verletzungen zugezogen, an denen er später starb. Weshalb er stürzte, ist nicht bekannt und Teil der laufenden Ermittlungen. Die Polizei bat Zeugen, sich zu melden.

Bei dem Täter soll es sich dem Vernehmen nach um den Vater der Kinder handeln. Das berichten etwa die Nachrichtenagentur dpa und die Bild-Zeitung. Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Hanau äußerte sich zur Identität nicht. Ermittler hatten bereits am Vortag von einem mutmaßlichen familiären Hintergrund der Tat gesprochen.

Stadt hatte Hinweise auf familiäre Probleme

Wie am Donnerstag bekannt wurde, hatten dem Hanauer Jugendamt vor dem gewaltsamen Tod des Geschwisterpaares Hinweise auf familiäre Probleme vorgelegen. Die Familie sei zum Jahreswechsel 2021/22 nach Hanau zugezogen, teilte die Stadt am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa auf Anfrage mit.

"Mitte Januar wurde dem Jugendamt Hanau bekannt, dass es familiäre Probleme gab." Sofort nach dieser Information sei das Jugendamt auf die Familie zugegangen und habe Angebote unterbreitet, darunter die sozialpädagogische Familienhilfe. Dabei habe es sich insbesondere um Unterstützung bei Behördengängen und im Familienalltag gehandelt. "Das Angebot wurde durch die Familie angenommen", erklärte die Stadt.

Neben einem beauftragten Fachträger habe auch der Kommunale Soziale Dienst (KSD) in Kontakt mit allen Familienmitgliedern gestanden, hieß es von der Stadt. "Bei diesen Kontakten waren keine Hinweise auf Gewalt erkennbar." Anfang dieser Woche habe der KSD dann vom beauftragten Träger die Rückmeldung erhalten, "dass sich das familiäre Verhältnis wohl verschlechtert habe". Im KSD sei deshalb entschieden worden, erneut das Gespräch zu suchen und einzugreifen.

Schweigeminute im Landtag

Die beiden Kinder waren am frühen Mittwochmorgen in der Nähe des Marktplatzes in Hanau gefunden worden. Passanten hatten zunächst den schwerverletzten Jungen auf der Straße vor einem Wohnhochhaus entdeckt. Das Mädchen fanden Polizeibeamte auf dem Balkon im neunten Stock des Hauses. Der Notarzt habe nur noch ihren Tod feststellen können. Der Junge starb kurz darauf im Krankenhaus.

Der Landtag gedachte der beiden Kinder am Donnerstag mit einer Schweigeminute. Die Abgeordneten erhoben sich dazu zum Auftakt der Sitzung in Wiesbaden von ihren Plätzen. Vize-Landtagspräsident Frank Lortz (CDU) sagte, wieder sei die Stadt Hanau betroffen, und drückte seine Solidarität aus.

Nach der Tat zeigten auch die Menschen in der Stadt ihre Anteilnahme. Anwohnerinnen und Anwohner legten Kerzen, Blumen und Stofftiere im Innenhof des Hochhauses ab.

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