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Super-Recognizer sollen Gewalttäter auf Videos identifizieren.

Hooligans randalieren in Neapel

Vor dem Champions-League-Spiel von Eintracht Frankfurt in Neapel war es zu schweren Ausschreitungen gekommen. Jetzt soll die Frankfurter Polizei ihren Kollegen in Italien helfen, die Täter zu identifizieren. Zum Einsatz kommen sogenannte Super-Recognizer.

Sportlich ist das Achtelfinale der Champions League längst abgehakt: Die Eintracht war chancenlos gegen den italienischen Tabellenführer aus Neapel. Die Gewalt rund um das Hin- und Rückspiel aufzuarbeiten, wird dagegen länger dauern. Die italienischen Behörden haben jetzt die hiesige Polizei um Hilfe gebeten, die Gewalttäter zu finden.

Die wüsten Szenen in der Altstadt von Neapel sind gut dokumentiert. Auf Internet-Videos ist zu sehen, wie hunderte Eintracht-Anhänger mit Napoli-Fans und der Polizei aneinandergeraten. Es gibt Gewalt von beiden Seiten, es fliegen Stühle, Steine und Leuchtraketen.

Die Schäden der Randale haben in Italien für Empörung gesorgt: Läden und Restaurants wurden verwüstet, Polizeiautos angezündet und Busse demoliert. Mit dem vorhandenen Video-Material werde man versuchen, die Täter zu identifizieren, erklärte der Polizeipräsident von Neapel nach dem Spiel.

Super-Recognizer schauen Randale-Videos

Auch Frankfurter Polizisten werden die Videos genau betrachten, wie ein Sprecher dem hr auf Anfrage bestätigt. Das sollen Super-Recognizer machen, also Beamte, die besonders gut Gesichter wiedererkennen können. Man habe einen Vorgang eröffnet, "um weitere Ermittlungen wegen sogenannter Auslandsstraftaten hier zu tätigen", so der Frankfurter Polizei-Sprecher. Geleitet werde das Verfahren von den italienischen Behörden.

Vorwurf: Devastazione – "Verwüstung"

Von über 400 deutschen Fans hat die italienische Polizei die Personalien aufgenommen, wie sie auf einer Pressekonferenz nach dem Spiel bekanntgab. Allerdings kann sie bisher offenbar nur wenigen Personen konkrete Straftaten nachweisen. Nach den Ausschreitungen wurden in Neapel acht Randalierer festgenommen, drei von ihnen sind Deutsche.

Devastazione (Verwüstung) wird den Deutschen laut italienischen Medien vorgeworfen. Den Straftatbestand gibt es in Deutschland so nicht, er entspricht etwa Landfriedensbruch und Sachbeschädigung. Die drei seien wieder frei, berichtet die Tageszeitung Il Mattino. Sie sollen aber zu ihrem Prozess wieder in Neapel erscheinen. Auf hr-Anfragen haben die italienischen Behörden nicht geantwortet.

Gewalt auch schon beim Hinspiel in Frankfurt

Auch die Gewalttaten beim Hinspiel Ende Februar in Frankfurt machen der Polizei noch Arbeit. Sie ermittelt nach eigenen Angaben gegen 24 Verdächtige wegen Landfriedensbruchs und teilweise auch wegen Körperverletzung. Bis auf zwei seien alle dem Eintracht-Fanlager zuzuordnen.

Elf Eintracht-Anhänger haben demnach eine Straßenbahn, in der offenbar italienische Fans saßen, mit Flaschen und Steinen beworfen. Elf weitere hätten italienische Minibusse in der gleichen Weise attackiert. Gegen zwei italienische Fans werde zudem wegen Widerstands gegen die Polizei ermittelt.

Zwei Verfahren gegen unbekannt

Die Gewalttäter, die Napoli-Anhänger vor einem Apfelweinlokal in Sachsenhausen verprügelt haben, konnte die Polizei dagegen noch nicht finden. Es gebe zwei Ermittlungsverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung und Landfriedensbruchs – diese liefen aber bisher gegen unbekannt.

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