Eine stundenlange Belichtung des Fliegerdenkmals auf der Wasserkuppe zeigt, wie die Sterne um den Himmelsnordpol kreisen.

Zu viel Beleuchtung im öffentlichen Raum führt zu Lichtverschmutzung und weitreichenden Folgen. Das für seine intakten Nachtlandschaften bekannte Biosphärenreservat Rhön nimmt sich des Problems an und veranstaltet Sternenparkwochen mit viel Programm.

Eine schwarze Straßenlaterne mit drei Lampen leuchtet vor einem grauen Hintergrund. Vor zwei der Lampen wurden jeweils ein transparenter blauer und gelber Kreis gelegt.

Wenn in Kürze die Sternenpark-Wochen im Unesco-Biosphärenreservat Rhön starten, geht es um mehr als eine Veranstaltungsreihe. Die Sternenpark-Wochen (3. bis 24. August) sollen die Menschen auch dazu animieren, sich mit dem Thema Lichtverschmutzung und dem Schutz der Nacht auseinanderzusetzen. "Jeder kann durch sein Verhalten einen Teil beitragen", betont Sabine Frank, die Koordinatorin des im Dreiländereck Hessen, Thüringen und Bayern liegenden Sternenparks.

Vor rund neun Jahren wurde die Rhön von der International Dark-Sky Association als Sternenpark anerkannt. Ein solcher Park gleicht aber nicht etwa einem abgegrenzten Erlebnispark mit Ein- und Ausgang. Es geht um eine ganze Region, in der noch intakte Nachtlandschaften zu bewundern sind - ein Eldorado für Sternegucker und Fotografen. Und dort soll laut Zielsetzung so wenig Lichtverschmutzung durch übermäßige künstliche Beleuchtung verursacht werden wie möglich.

Durchwachsene Bilanz zum 9. Jubiläum

Sternenpark-Koordinatorin Frank ist als Botschafterin dieser Idee seit Jahren mit großem Eifer unterwegs. Kurz vor dem 9. Jubiläum der Sternenpark-Anerkennung am 7. August (2014) zieht sie eine durchwachsene (Zwischen-)Bilanz. Denn nicht jeder zieht bei ihrem Vorhaben vorbildlich mit.

Sabine Frank

Kritik richtet Frank an Gewerbetreibende, die ihre Geschäfte und Firmengebäude auch nachts illuminieren. Das strahlt nicht selten grell in den Himmel ab und sorgt für Lichtverschmutzung. Und auch Privatpersonen, die ihre Häuser und Gärten mit Lichteffekten besonders in Szene zu setzen versuchen, sind Frank ein Graus. "Oftmals auch zum Leidwesen der Nachbarn. Das will doch keiner sehen. Mehr Menschen sollten Dunkelheit als etwas Schönes und Natürliches begreifen und weniger Lichtverschmutzung verursachen", findet Frank.

Kommunen helfen mit beim Schutz der Nacht

Erfolgreicher ist das Werben um weniger Licht im öffentlichen Raum dagegen bei den Kommunen in der Region, wie Frank beobachtet. Sie nutzten immer häufiger Lampen mit warmem und verträglicherem Licht, deren Lichtkegel punktuell besser nach unten statt himmelwärts gelenkt werden. Zudem verringerten die Kommunen auch den Licht-Einsatz und Energieverbrauch. Zahlreiche Rhöner Kommunen entwickelten Beleuchtungsrichtlinien. 

Zum Energiesparen, zur Reduzierung der Beleuchtung im öffentlichen Raum und dem Sinn und Unsinn der Maßnahmen gibt es aber auch immer kontroverse Diskussionen. Mitte April lief in Hessen die Energiesparverordnung aus. Sie war eingeführt worden aus Sorge vor möglichen Energie-Engpässen in Folge des Ukraine-Kriegs.

Weitere Informationen

Problem Lichtverschmutzung

Warum ist Lichtverschmutzung ein so großes Problem? Die Chronobiologin Stefanie Monecke von der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität sieht sie als eine der Hauptursachen des globalen Artensterbens. Offensichtlich wird das, wenn Insekten in Sommernächten Straßenlaternen umschwirren, ermüden, sich im Gehäuse verfangen oder an den Laternen verbrennen. Zudem bringe Kunstlicht in der Nacht die innere Uhr von Wildtieren und damit ihre Reproduktion aus dem Takt. Die Wissenschaftlerin schätzt, dass durch weniger Lichtverschmutzung etwa der Hälfte der vom Aussterben bedrohten Tierarten auf der Welt geholfen werden könnte.

Ende der weiteren Informationen

Besonders unverständlich findet Frank, dass bei der Beleuchtung oft mit einer vermeintlichen Sicherheit argumentiert werde. Dabei belegten auch kriminologische Studien, dass mehr nächtliches Licht weder Kriminalität noch Unfälle verhindere. Trotzdem schürten beispielsweise TV-Krimis gerade auch bei Frauen immer wieder die Angst vor der Dunkelheit. "Diese Stigmatisierung und Kriminalisierung der Nacht ist völliger Unsinn", sagt Frank.

Zum aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse und zu den Einflüssen des künstlichen Lichts bei Nacht hat die International Dark-Sky Association eine Zusammenfassung veröffentlicht.

Viel Programm bei Sternenparkwochen

Es besteht laut Frank noch viel Informations- und Aufklärungsbedarf. Da kommen die Sternenparkwochen gerade recht. Mehr als drei Dutzend Veranstaltungen stehen in zweieinhalb Wochen auf dem Programm.

Es gibt unter anderem die Ausstellung "Verlust der Nacht", Sternenparkführungen, Wanderungen an verschiedenen Orten, Picknicks, Kurse zur Astrofotografie und Vorträge. Zum Auftakt geht es am 3. August (19.00 Uhr) in Hilders (Fulda) um das Thema "Sternenpark Rhön - das Fenster zum Universum". Die Veranstaltung ist kostenfrei. Eine Übersicht zu allen Veranstaltungen gibt es hier.

Dass die Bemühungen um den Schutz der Nacht im Biosphärenreservat Rhön durchaus erfolgreich sind und gesehen werden, zeigte sich im vergangenen Jahr. Da zeichnete die International Dark Sky Association die Rhön für ihre Verdienste als weltweiten Sternenpark des Jahres aus. "Die Rhön hat sich als Vorreiter der Dark-Sky-Bemühungen auf lokaler und Bundes-Ebene etabliert", begründet die IDA ihre Entscheidung.

Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen