Foto: Portrait Roman Poseck. Auf dem Bild eine kleine, farbige Grafik mit dem Schriftzug "war was?".

Der Rastplatz "Brühlgraben" bei Weiterstadt ist zu Deutschlands ekligstem Rastplatz gewählt worden. "War was?" gratuliert ganz herzlich und liefert ein paar Tipps, wie Sie Ihren Aufenthalt dort möglichst angenehm gestalten können.

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ADAC testet Raststätten in Hessen

hesssnschau vom 11.10.2022
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Hessen, das Bundesland, in dem immer was los ist. An dieser Stelle wirft unser Kolumnist Stephan Reich mit seiner Glosse "War was?" jeden Freitag einen ganz eigenen Blick auf die Nachricht der Woche. Nehmen Sie diesen Blick bitte auf keinen Fall ernst.

Man kennt das ja: Da sitzt man entspannt im Auto, stiert gedankenverloren auf die Straße und sinniert darüber, welcher der Ninja Turtles die coolste Waffe hat, da macht sich der Raststättenkaffee bemerkbar und möchte, wo auch immer, den Körper wieder verlassen. Gut, dass am Horizont ein Schild erscheint: "Rastplatz Brühlgraben". Was für den Laien jedoch wie ein normaler Rastplatz auf der A5 bei Weiterstadt (Darmstadt-Dieburg) erscheint, ist laut eines ADAC-Tests seit neuestem offiziell Deutschlands ekligster Rastplatz. Um von der geballten Ekligkeit nicht übermannt zu werden, hier ein paar Tipps für den Besuch.

Oh Gott, fahren Sie weiter

Tipp 1: Oh Gott, fahren Sie weiter. Halten Sie nicht an. Fahren Sie einfach weiter. Halten Sie ein oder benutzen Sie eine Flasche. Kärchern Sie später zur Not das ganze Auto aus, wenn es sein muss. Aber bitte, setzen Sie den Blinker wieder links und fahren Sie zurück auf die Autobahn.

Na toll, Sie sind ja wirklich abgefahren. Tipp 2: Suchen Sie den Parkplatz aus, der am wenigsten nach unterschwelligem Todeswunsch aussieht und halten Sie dort. Überlegen Sie gut, ob Sie das, was Sie vorhaben zu tun, sich nicht auch durch ein offenes Fenster erledigen lässt. Falls nicht, hier eine Liste an geeigneten Kleidungsstücken, die Sie möglicherweise dabeihaben und mit denen Sie sich vor dem, was sie nun erwartet, schützen können: Gummistiefel, Gummihandschuhe, Gasmaske, Anglerhosen, diese Ganzkörper-Schutzanzüge, mit denen die Leute in diesen Hochsicherheitslaboren herumlaufen, Neoprenanzüge, Ritterrüstungen, fünf Lederjacken und -hosen übereinander, alles aus Latex, Kondome, die Sie über die Hände ziehen, um die Extremitäten gewickelte Frischhaltefolie, auf offene Hautstellen aufgetrager Klarlack.

Sie wollen wirklich Rast machen?

Was, Sie wollen gar nicht aufs WC, Sie wollen Rast machen? Sich auf die Bänke setzen, durchschnaufen und gemütlich ein Käsebrot essen? Hahahahaha. Hahaha. Hahaha. Iiiiiih. Im Ernst, Tipp 3: Lassen Sie das lieber. Berechnungen des ADAC haben gezeigt, dass Lebensmittel auf dem Rastplatz Brühlgraben knapp fünftausendmal schneller schimmeln als auf normalen Rastplätzen. Was Sie also aus Ihrer Brotbox holen, hat mit dem, was Ihren Mund erreicht, nicht mehr viel zu tun.

Auch brauchen Sie für den Weg zu den Bänken mindestens eine Machete, besser eine Kettensäge, der Brühlgraben gilt rund um die Sitzgelegenheiten als einer der wenigen deutschen Urwälder. Jedes Jahr gehen dort geschätzt 300 Rastende verloren, meist Hobby-Archäologen auf der Suche nach den sagenumwobenen Bänken, die es dort irgendwo geben soll. Begegnet Ihnen einer dieser Verschollenen, geleiten Sie ihn zurück zum Rastplatz oder, noch besser, möglichst weit weg vom Parkplatz. Er wird es Ihnen danken.

Aufs Klo gehen wie ein Tiefseetaucher

Sollten Sie doch austreten müssen, können Sie dies im Busch erledigen, wie etwa 524.293.284.901 Personen vor Ihnen (Gummistiefel, siehe oben!). Oder aber Sie nähern sich den Toiletten. Tipp 4: Tun Sie dies aber langsam, Ihr Körper benötigt Zeit, um sich an den immer stärker und stärker werdenden Geruch zu gewöhnen. Stellen Sie sich das vor wie ein Taucher, der aus der Tiefsee auftaucht und eine gewisse Geschwindigkeit dabei nicht überschreiten darf, weil er sonst gesundheitlichen Risiken ausge... –

Ui, Sie sind vom Gestank bewusstlos geworden. Das macht nichts, das kann bei einem Uringehalt in der Luft von über 90 Prozent durchaus mal passieren. Stehen Sie wieder auf und öffnen Sie die Tür des Klohäuschens. Wenn Sie den Griff mit der nackten Hand angefasst haben, wäre jetzt der Moment, panisch auf Ihre Hand zu gucken und zu schreien. Wenn nicht, öffnen Sie die Tür.

Wegzoll an die Ratten

Im Klohaus gelten nun eigene Regeln. Tipp 5: Zahlen Sie den Wegzoll an die Ratten, denen der Eingangsbereich gehört, am besten passend. Kabine eins brauchen Sie nicht zu öffnen versuchen, der Urinstein ist mittlerweile so groß, dass er die Tür blockiert. Kabine zwei gehört dem Kakerlakenkönig und seinem Volk, es ist nicht ratsam, ihn zu stören, auch nicht zu Friedenszeiten. Kabine drei, oh Gott, bitte gehen Sie nicht in Kabine drei, fragen Sie nicht, lassen Sie es einfach. Kabine vier ist benutzbar, also gehen Sie schnell, schweigend und voller Selbsthass hinein und tun Sie, was Sie tun müssen. Falls Ihnen die Kabine bekannt vorkommt, nicht wundern: Hier wurde damals die Toiletten-Szene aus Trainspotting gedreht.

Verlassen Sie die Kabine, verlassen Sie das Klohäuschen, verlassen Sie Ihren Körper, wenn es geht. Wenn nicht, setzen Sie sich ins Auto, verschließen Sie alle Türen und weinen Sie eine Weile. Fahren Sie dann zurück auf die Autobahn, blicken Sie nicht zurück, sprechen Sie mit niemandem darüber, halten Sie nie wieder an einem Rastplatz.

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