Audio

Personenfahndung nach Fahrrad-Diebstahl in Kassel

Fahrrad und Schild mit Aufschrift "Achtung"

Wenn die Polizei mit Fotos nach Verbrechern fahndet, geht es meist um schwere Fälle, wie Überfälle oder Kapitaldelikte. Doch mittlerweile werden auch Kleinkriminelle mit Aufnahmen aus Überwachungskameras gesucht - wie jetzt in Kassel.

Die Aufnahmen aus der Überwachungskamera, mit denen die Polizei Kassel aktuell nach einem Paar fahndet, sind ziemlich gut. Beide mit Bermuda-Jeans, weißen Oberteilen, schwarzen Base-Caps - er mit Brille, sie mit schwarzer Umhängetasche. Wer diese Menschen im Bekanntenkreis hat, erkennt sie auf dem Fahndungsfoto sofort.

Das Paar steht im Verdacht, am Abend des 11. Juli 2023 aus einem Fahrradgeschäft in Kassel-Bettenhausen ein hochwertiges Pedelec unterschlagen zu haben. Der Wert: 4.000 Euro. Vor der Probefahrt hinterlegten sie einen Führerschein. Im Nachhinein stellte sich jedoch heraus, dass das Dokument nicht der mutmaßlichen Täterin gehörte, sondern einer Frau aus Bayern, die den Führerschein vor einigen Jahren als verloren gemeldet hatte.

BAO Mars operiert seit April in Kassel

Dass im Fall dieser Unterschlagung mit Fotos gefahndet wird, hat mehrere Gründe. Zum einen gibt es in Kassel seit April 2023 eine "Besondere Aufbauorganisation" (BAO). Die Ermittlungsgruppe "BAO Mars" wurde eingerichtet, nachdem in Kassel seit Jahresbeginn ein deutlicher Anstieg von Keller-Einbrüchen, Auto-Aufbrüchen und Fahrraddiebstählen verzeichnet wurde.

Mit erhöhtem Fahndungsdruck und gezielten Kontrollen konnte die Ermittlungsgruppe schon nach wenigen Wochen gute Erfolge erzielen. Mit Bildergalerien im Internet sucht die Polizei mittlerweile nach Besitzern zahlreicher sichergestellter Fahrräder.

Fotofahndung als letztes Mittel

Die Personenfahndung mit Fotos gilt jedoch als letztes Mittel und greift erst dann, wenn alle anderen Möglichkeiten der Ermittlungen ausgeschöpft sind. Daher sind die Hürden für die Veröffentlichung von Fotos aus Überwachungskameras auch hoch. Ein Richter muss dies anordnen.

Im Fall der Pedelec-Unterschlagung greife zum einen der "hohe Stehlschaden" und zum anderen könne man erkennen, dass bei den Tätern ein gewisses Maß an krimineller Energie vorhanden sei, erläuterte eine Polizeisprecherin dem hr. Das könne man aus dem hinterlegten Führerschein schließen. "Außerdem ist die Bildqualität natürlich gut."

Schwere der Tat nicht entscheidend

Und so sind Fotofahndungen nach Kriminellen nicht mehr ausschließlich an die Schwere der Tat gebunden. Auch Kleinkriminelle, die beispielsweise mit gestohlenen EC-Karten Geld abheben, müssten immer häufiger damit rechnen, dass mit Bildern aus Überwachungskameras nach ihnen gefahndet wird.

Im Fall des gesuchten Paares könnte es also - schon alleine wegen der Bildqualität - zu einem raschen Fahndungserfolg kommen. "Dann müssen die Bilder zeitnah wieder zurückgenommen werden, denn auch Täter genießen natürlich einen gewissen Schutz", sagte die Polizeisprecherin.

Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen