Wildschwein-Kadaver verrotten neben Wohngebiet In Raunheim riecht es nach Tod

Tote Wildschweine, die tagelang direkt am Wohngebiet liegen - Anwohner in Raunheim klagen immer wieder über Verwesungsgeruch. Sie befürchten, dass die Tiere mit der Afrikanischen Schweinepest infiziert sind. Versagen die Behörden?

Warnschild mit Aufschrift "Infizierte Zone (Sperrzone II)"
Warnschild zur Afrikanischen Schweinepest bei Wildschweinen Bild © Imago Images

Ein beißender Geruch liegt in Teilen von Raunheim (Groß-Gerau) in der Luft. Laut Anwohnern in der Straße "Am Waldblick" stinkt es nach Verwesung. Erst vor kurzem sollen hier ihnen zufolge mehrere tote Wildschweine gelegen haben und erst nach Tagen abtransportiert worden sein. Auch ein Frischling ist auf Fotos zu sehen.

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Afrikanische Schweinepest auch in Raunheim?

hs_23.05.2025
Bild © hessenschau.de
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"Man riecht es immer mal wieder", sagt eine Passantin. Eine andere spricht euphemistisch von einer "kleine Duftwolke". Ein älterer Herr beschreibt, dass man "nicht mehr atmen" könne. Und eine weitere Anwohnerin ist sich sicher: "Man weiß ganz genau, das ist das tote Tier."

Neben der Geruchsbelästigung bereitet den Anwohnern Sorge, dass die toten Tiere mit der Afrikanischen Schweinepest infiziert sein könnten und sich das Virus nun im Landkreis weiter ausbreiten kann. In Südhessen grassiert das für den Menschen ungefährliche, aber für Wild- und Hausschweine hochansteckende Virus seit 2024. Die Landesregierung versucht, es durch Sperrzonen und vermehrte Jagd auf Wildschweine einzudämmen.

Entsorgung ist Sache des Veterinäramts

Wenn ein Wildschwein stirbt und entdeckt wird, kümmert sich das Veterinäramt im Kreis Groß-Gerau um die fachgerechte Entsorgung der Tiere. Doch offenbar kommt die Behörden nur schleppend hinterher.

Fotos von Anwohnern zeigen Kadaver, deren Verwesung schon weit fortgeschritten ist. Auf Nachfrage des hr, weshalb die Kadaver offenbar seit Tagen nicht abgeholt wurden, erklärt Amtstierärztin Katrin Stein, dass es darauf ankomme, wie viel die Teams zu tun hätten, die die Tiere bergen sollen, und wann die Meldung über den Fund beim Veterinäramt eingegangen sei.

Man versuche zwar zu organisieren, dass die Bergeteams ihre Aufgabe am Tag der Meldung direkt erledigten. "Das geht aber aufgrund der Menge nicht immer", räumt Stein ein.

Schweinepest in Raunheim bereits nachgewiesen

Eine Rolle spielt für das Veterinäramt offenbar auch, wo genau die Kadaver gefunden wurden. "In Raunheim haben wir noch keinen Nachweis von Afrikanischer Schweinepest bisher, sodass wir da sagen können: Da ist die Lage noch ruhig", sagt Stein.

Doch das stimmt nicht. Vertrauliche Unterlagen, die dem hr vorliegen, beweisen: Bereits am 29. April wurden vier tote Frischlinge positiv auf das Virus getestet.

Landkreis: Durch Fülle an Funden durcheinander gekommen

Wie passt das mit der Aussage aus dem Veterinäramt zusammen? Die Pressestelle der Kreis Groß-Gerau erklärt auf Anfrage, dass hier ein Fehler unterlaufen sei: "Wir können nur vermuten, dass die Kollegin bei der Fülle an Funden durcheinander gekommen ist."

Da das Virus bereits in Raunheim angekommen ist, müsste hier eigentlich besondere Vorsicht gelten: Die Kadaver müssten so schnell wie möglich beseitigt werden, denn neben dem lästigen Gestank stellten sie ein hohes Risiko für das Infektionsgeschehen dar, erklärt Carola Sauter-Louis vom Friedrich-Löffler-Institut, dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit.

Infizierte Kadaver sind monatelang ansteckend

"Überall wo Blut ist, kann auch noch das Virus drin sein. Je nach Temperatur kann das noch über Monate infektiös bleiben - eben auch in den Kadavern. Andere Tiere können sich daran wieder infizieren", sagt Sauter-Louis.

Die Anwohner in Raunheim hoffen nun, dass sich die Behörden künftig schneller kümmern - und es bei ihnen bald wieder nach frischer Waldluft riecht.

Redaktion: Simon Rustler

Sendung: hr-fernsehen, hessenschau,

Quelle: hessenschau.de/Jeannie Lukaszewicz, hessenschau.de