Ministerpräsident Bouffier mit seiner Frau bei der feierlichen Serenade in Wiesbaden

Mit einem großen Festakt und musikalischen Ehren ist Ministerpräsident Bouffier in Wiesbaden aus dem Amt verabschiedet worden. Seine eigene Rede verband er mit einer Mahnung.

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Abschiedszeremonie für Volker Bouffier

Schloss Biebrich
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"Ich sage danke und auf Wiedersehen." Der Applaus hielt lange an, als Volker Bouffier (CDU) am Montagabend (30.05.2022) in Wiesbaden vom Rednerpult trat. Standing Ovations in der Abenddämmerung vor dem Biebricher Schoss, wo Deutschlands dienstältester Ministerpräsident nach fast zwölf Amtsjahren in den Ruhestand verabschiedet wurde - mit Festakt, Fackelmarsch und musikalischen Ehren.

Umarmungen gab es für Freunde und politische Wegbegleiter, die im Publikum der Zeremonie draußen vor der Schlosskulisse Platz genommen hatten. Insgesamt mehr als 600 Gäste waren ins Schloss Biebrich gekommen, um den 70-Jährigen zu würdigen: Neben politischen Weggefährten aus der Landes- und Bundespolitik auch viele Freunde sowie Vertreter der Kirchen, der Medien, aus der Wirtschaft, dem Sport und der Gesellschaft.

Bouffier: "Freiheit ist kein Selbstläufer"

In seiner Abschiedsrede dankte Bouffier seinen Weggefährten - auch denen, "die nicht mehr unter uns sind." Er empfinde große Dankbarkeit und es kämen viele Erinnerungen auf. Auch an diesem Abend sei es ihm ein Anliegen, sagte Bouffier, "an die Menschen in der Ukraine zu denken und unsere Solidarität zu bekunden." Er mahnte: "Freiheit, Frieden, Selbstbestimmung sind keine Selbstläufer."

Die politischen Verdienste des langjährigen Ministerpräsidenten zeichneten drei Festredner nach: Tarek Al-Wazir (Grüne) als Vize-Ministerpräsident würdigte Bouffiers Arbeit in schwierigen Zeiten wie der Flüchtlingskrise 2015 und der Corona-Pandemie: "Mit unglaublichem persönlichen Einsatz" habe Bouffier das Land durch diese Krisen gesteuert. "Das Land Hessen ist dir zu größtem Dank verpflichtet."

Al-Wazir würdigt "persönlichen Einsatz" in Krisen

Der scheidende Ministerpräsident habe seine Verantwortung wahrgenommen, "egal, wie er sich selbst gerade fühlt", sagte Al-Wazir - und erinnerte damit unter anderem den Mord an Bouffiers Freund, dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke und den Tod von Hessens Finanzminister Thomas Schäfer.

Hendrik Wüst (CDU) als Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz lobte Bouffiers Kompromissbereitschaft. "Ausgerechnet der schwarze Sheriff aus Wiesbaden" sei zum Architekten des ersten schwarz-grünen Bündnisses in einem Flächenland geworden, sagte Wüst, der in Nordrhein-Westfalen gerade selbst eine mögliche schwarz-grüne Koalition verhandelt.

Erinnerungen an Studenten-Job

Für Lacher im Publikum und bei Bouffier selbst sorgte Bodo Ramelow (Linke), Ministerpräsident im benachbarten Thüringen. Im gemeinsamen Studentenjob im Kaufhaus vor rund 50 Jahren habe der ihm zugerufen, er solle doch "rüber" gehen. "Und das habe ich gemacht", sagte Ramelow. Er lobte die Aufbauhilfe Hessens für sein Bundesland nach der Wende und bezeichnete Bouffier "als klugen Mahner, der den Begriff Föderalismus lebt".

Unter den Gästen waren auch Ex-Bundespräsident Christian Wulff als Vertreter des amtierenden Bundespräsidenten und die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer (SPD). Auch Ex-Kanzleramtschef Helge Braun, die früheren Bundesverteidigungsminister Annegret Kramp-Karrenbauer und Franz Josef Jung sowie der ehemalige hessische Ministerpräsident Roland Koch (alle CDU) und Ex-FDP-Chef Wolfgang Gerhardt waren zur Abschiedsfeier gekommen.

CDU-Partei- und Fraktionschef Friedrich Merz schickte Grüße über Twitter: "Lieber Volker #Bouffier, herzlichen Dank für Deine jahrzehntelange Arbeit für #Hessen und für die #CDU. Du hast Dich um unser Land und um die CDU verdient gemacht."

Von Whitney Houston bis Sinatra

Sichtlich gerührt verfolgte Bouffier die musikalischen Ehren der Serenade an der Seite seiner Frau Ursula: Drei Stücke hatte sich der scheidende Ministerpräsident beim Heeresmusikkorps Kassel gewünscht: "Die Gedanken sind frei", "One Moment in Time" von Whitney Houston sowie "My Way" von Frank Sinatra.

Dazu wurden Medleys mit Songs, die für Hessen und für die deutsche Einheit stehen, sowie zwei Märsche gespielt. Die Europahymne erklang auf Wunsch von Bouffier vor der Nationalhymne. Die Serenade als musikalische Würdigung wird Ministerpräsidenten zuteil, wenn sie zehn Jahre oder länger im Amt waren.

Offizieller Rücktritt am Dienstag

Nach der feierlichen Serenade folgt am Dienstagnachmittag der formelle Teil: Dann will Volker Bouffier im hessischen Landtag offiziell vom Amt des Regierungschefs zurücktreten. Zu seinem Nachfolger soll noch am selben Tag der noch amtierende Landtagspräsident Boris Rhein (CDU) gewählt werden.

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