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Hubert Aiwanger tritt in Wetter (Marburg-Biedenkopf) auf

Freie Wähler Bundesparteichef Hubert Aiwanger steht auf der Bühne mit einem Mikrofon in der Hand.

Auf dem Höhepunkt der "Flugblatt-Affäre" ist der Bundesvorsitzende der Freien Wähler und bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger am Samstag in Mittelhessen aufgetreten. Einen Tag bevor ihm der bayerische Ministerpräsident das Vertrauen aussprach, hatte Aiwanger für seine Partei im Landtagswahlkampf getrommelt. Fragen zu seiner Person? Unerwünscht.

Medienrummel auf einem Bioenergiehof im Marburger Hinterland: Hubert Aiwanger, der umstrittene Bundesparteichef der Freien Wähler, ist am Samstagmittag bei einer Wahlkampfveranstaltung der Freien Wähler Hessen nahe Wetter (Marburg-Biedenkopf) aufgetreten.

Ein öffentlicher Termin auf dem Höhepunkt der sogenannten Flugblatt-Affäre mit Antisemitismusvorwürfen gegen den 52-Jährigen, den rund 30 Medienvertreter verfolgten. Auf Antworten zur Affäre hofften sie allerdings vergebens.

Standing Ovations von seinen Anhängern

Aiwanger ignorierte das Thema in seiner Rede vor rund 200 Gästen, die von Blasmusik umrahmt wurde. Immer wieder gab es von seinen Anhängern Standing Ovations. Fragen zu der Flugblatt-Affäre wies Aiwanger mit den Worten zurück: "Da wird nur wieder was draus gedreht."

Die Öffentlichkeit wartete derweil auf die Entscheidung von Bayerns Ministerpräsident und Aiwangers Koalitionspartner Markus Söder (CSU), wie es mit dem Chef der Freien Wähler weitergeht.

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Update: Söder hält an Aiwanger fest

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hält trotz der Vorwürfe an seinem Stellvertreter und Wirtschaftsminister in der bayerischen Landesregierung, Hubert Aiwanger (Freie Wähler), fest. Eine Entlassung wäre "nicht verhältnismäßig", teilte Söder am Sonntag mit. Aiwanger hatte zuvor 25 Fragen Söders zu den Vorwürfen rund um ein antisemitisches Flugblatt aus der Schulzeit schriftlich beantworten müssen.

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Hessens Freie-Wähler-Chef: "Nicht ein Beweis"

Der hessische Landesvorsitzende der Freien Wähler, Engin Eroglu, stellte sich bei seinem Wahlkampfauftritt am Samstag hinter Aiwanger. Auch wenn die seit einer Woche kursierenden Vorwürfe gegen den bayerischen Vize-Regierungschef "alle schlimm" seien, gebe es "nicht einen Beweis" dafür, sagte Eroglu. Aiwanger habe "glaubwürdig versichert", dass er das Flugblatt nicht geschrieben habe, und sei "nicht Auslöser dieser Kampagne".

Engin Eroglu steht vor einem Zelt mit Wahlplakat

Aiwanger selbst bezeichnet sich in einem Vorabbericht der Bild am Sonntag als Opfer einer "Hexenjagd". Er habe sich für seine Fehler entschuldigt, sagte er demnach. Er sehe keinen Grund für einen Verzicht auf sein Amt als Wirtschaftsminister in der bayerischen Landesregierung.

"Wenn diese Hexenjagd nicht aufhört und Erfolg hat, wird niemand mehr in die Politik oder in andere Führungspositionen gehen, aus Angst, dass seine Vergangenheit auf jeden schlechten Witz hin durchleuchtet wird."

Aiwanger: Entschuldigung und Kampagnen-Vorwurf

Der Freie-Wähler-Chef und bayerische Wirtschaftsminister hatte zuletzt Vorwürfe zurückgewiesen, zu Schulzeiten in den 1980er-Jahren ein antisemitisches Flugblatt geschrieben zu haben. Er räumte aber ein, es seien damals "ein oder wenige Exemplare" in seiner Schultasche gefunden worden. Aiwangers älterer Bruder gab an, das Pamphlet geschrieben zu haben.

Aiwanger hatte sich am vergangenen Donnerstag öffentlich entschuldigt, aber von einer Kampagne gegen ihn gesprochen.

Besucher der Wahlkampfveranstaltung stehen der Bühne auf der Hubert Aiwanger steht.

Unterstützer zeigen sich ungerührt

Ob Aiwanger seinen hessischen Parteikollegen mit dem Wahlkampfauftritt trotz Flugblatt-Affäre im Landtagswahlkampf einen Gefallen tat, schien für seine Unterstützer in Wetter offenbar keine Frage zu sein: Viele Parteimitglieder der Freien Wähler zeigten vor Ort ihre Unterstützung ganz offen.

Mit einem Schild inklusive Aufschrift "Hubsi halte durch" war beispielsweise Matthias Bremser, Parteivorsitzender der Freien Wähler Heidenrod (Rheingau-Taunus), angereist. Seiner Meinung nach werde hier "eine Jugendsünde überdramatisiert". Es werde außer Acht gelassen, welche politische Entwicklung Aiwanger genommen habe. "Für mich ist er ein politisches Schwergewicht."

Kritik am Begriff "Jugendsünde"

Kritisch eingestellt zeigte sich hingegen eine Besucherin, die nach eigenen Aussagen keine Anhängerin der Freien Wähler ist. Sie habe sich ein Bild von der Stimmung vor Ort machen und den Umgang mit Aiwanger beobachten wollen, erzählte sie.

Als "Jugendsünde" könne sie den Flugblattvorfall nicht sehen. "Ich finde es sehr merkwürdig, wie unkritisch die eigene Wählerschaft damit umgeht", sagte sie. "Ich weiß nicht, ob sich die Freien Wähler in Hessen einen Gefallen damit tun, sich mit solchen Leuten gemein zu machen."

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