Christian Geselle steht auf einer Bühne und spricht.

Christian Geselle erreicht die Oberbürgermeister-Stichwahl in Kassel – will aber nicht antreten. Das ist nicht nur für seine Wähler eine Enttäuschung.

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Christian Geselle im Interview: Werde nicht in Stichwahl antreten

hs
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18.593 Menschen haben am Sonntag ihr Wahlkreuz bei Christian Geselle gemacht. 18.593 Bürgerinnen und Bürger – das sind 31,5 Prozent der Wähler – wollten, dass er Oberbürgermeister der Stadt Kassel bleibt. Es reichte zwar nicht zur absoluten Mehrheit. Doch Geselle erreichte als Bestplatzierter souverän die Stichwahl. Zu der will der amtierende Rathauschef nun nicht mehr antreten. Das ist ein starkes Stück.

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Portrait von Andreas Bauer. Daneben steht "Meinung".

Andreas Bauer
Redakteur hessenschau.de

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Denn letztlich haben 18.593 Menschen am Sonntag ihr Kreuz umsonst gemacht. Ihr Kandidat macht sich einfach dünne. Okay, es mag Gründe für die Entscheidung geben. Geselle spricht von einem "schmutzigen Wahlkampf", den er seiner Familie nicht mehr zumuten möchte, von einer "Diffamierungskampagne". Aber hätte er da nicht vorher die Reißleine ziehen können?

Geselle räumte in früheren SPD-Hochburgen ab

Geselle hat in den Stadtteilen besonders viele Stimmen bekommen, in denen bei der vergangenen Kommunalwahl die SPD stark abräumte. Es waren die SPD-Hochburgen, die Geselle dieses Ergebnis beschert haben. Hätte Geselle seine Entscheidung früher mitgeteilt, hätten diese Wähler einen Kandidaten wählen können, der tatsächlich Oberbürgermeister werden will.

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Was Christian Geselle mit seiner Entscheidung erreichte, ist zweierlei: Er hat nicht nur seinen sozialdemokratischen Wählern ihren Kandidaten genommen. Er hat damit auch verhindert, dass seine Partei die Chance hat, den nächsten Oberbürgermeister zu stellen.

Historisch schlechtes SPD-Ergebnis

Die offizielle OB-Kandidatin der SPD, Isabel Carqueville, erreichte gerade mal 12,8 Prozent der Stimmen. Das ist das schlechteste Ergebnis der Kasseler SPD bei einer OB-Wahl seit Menschengedenken. Wie war nochmal die Definition von parteischädigendem Verhalten?

Es ist nicht frei von Ironie, dass Geselle mit seiner Entscheidung einem Vertreter der Partei das OB-Wahlamt ebnete, mit der er - neben der eigenen Partei - bis zuletzt besonders im Streit lag: Sven Schoeller von den Grünen. Geselle kratzt auch an der Legitimität des Kandidaten, der nun wahrscheinlich zum Oberbürgermeister gewählt wird. Schoeller, Zweitplatzierter des ersten Wahlgangs, tritt bei der Stichwahl am 26. März ohne einen Gegenkandidaten an.

Es sei besser für die Demokratie, wenn es zwei Bewerber gebe, betonte der Grünen-Kandidat am Wahlabend. Und er hat Recht. Christian Geselle hat seinen Wählern, der SPD und auch der demokratischen Idee einen Bärendienst erwiesen.

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