Mann auf Rennrad fährt auf einer Landstraße. Am Straßenrand drei Menschen, die ihn anfeuern.

26.544 Höhenmeter. Daniel Mauser will mit dem Rennrad drei Mal die Höhe des Mount Everest erklimmen, und zwar am Stück. Schon einfaches "Everesting" schaffen wenige. Ein Triple hat in Deutschland noch niemand gewagt.

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Daniel Mauser will dreimal auf den Mount Everest

Mann fährt auf Rennrad eine Straße entlang. Auf dem Asphalt steht "Mt.Everest" (im Bildvordergrund).
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Beim Bergsteigen ist bekanntlich der Weg das Ziel. Und in diesem Fall ist das sogar gleich 552 Mal der gleiche Weg hintereinander. Der Rennradfahrer Daniel Mauser will am Wochenende eine Extremtour schaffen, die weltweit bisher nur eine Handvoll Radfahrer hinter sich gebracht hat: ein "Triple Everesting". Dafür muss der Gießener immer und immer wieder dieselbe Anhöhe rauf und wieder runterradeln - rund zwei Tage am Stück.

Das Idee hinter der außergewöhnlichen Extremsportart Everesting ist so simpel wie anstrengend: Radfahrerinnen und Radfahrer müssen innerhalb von 24 Stunden genau so viele Höhenmeter fahren, wie der Mount Everest hoch ist, also 8.849 Meter. Die Länge der Strecke ist irrelevant. Die Höhendaten werden per GPS überprüft. Laut einer Internetseite, auf der sich Everesting-Teilnehmer eintragen können, haben dies bisher weltweit nur rund 9.000 Menschen geschafft.

14,5 Prozent Durchschnittssteigung

"Höhenmetersammeln liegt mir irgendwie", sagt Mauser, der eigentlich Familienvater und Assistenzarzt am Evangelischen Krankenhaus in Gießen ist - wenn er nicht gerade einen Hügel hochradelt. In den vergangenen Jahren hat der 37-Jährige bereits mehrere einfache und ein doppeltes Everesting hinter sich gebracht.

Mann posiert mit seinem Rennrad für die Kamera.

Wie schon bei seinen vergangenen beiden Touren hat Mauser sich nun für das Triple seinen "Hausberg" ausgesucht. Dabei handelt es sich um einen Straßenabschnitt "Am Falkenberg" in Krofdorf-Gleiberg/Wettenberg (Gießen). Die Strecke ist nur 350 Meter lang, dafür aber mit 14,5 Prozent Durchschnittssteigung äußerst steil.

"Die erste Nacht will ich gar nicht schlafen"

"Der Vorteil dieser Strecke ist, dass man hier in kurzer Zeit sehr viele Höhenmeter sammeln kann, ohne dafür eine lange fahren zu müssen", meint Mauser, der hier auch für sein Alltagstraining her kommt. "Das ist für mich hier wie für andere das Fitnessstudio."

Dass er die Strecke so gut wie im Schlaf kennt, könnte von Vorteil sein. Denn in den kommenden Tagen wird er wohl zwei Nächte hauptsächlich auf dem Sattel verbringen. Am Freitagmorgen um 6 Uhr soll es losgehen, in der Nacht auf Sonntag will er ankommen. Laut Regelwerk darf Mauser währenddessen nur vier Stunden Pause machen. "Die erste Nacht will ich nicht schlafen, die zweite schaue ich dann, wie es mir geht", sagt er. "Aber die Nächte ziehen sich und sind träge."

Vor dem Tag habe er weniger Respekt. Zudem fahre er fahre nicht auf Zeit, erklärt er. "Ich bin also nicht komplett weggeschossen, sondern kriege alles mit, was um mich herum passiert." Letztes Jahr habe er sich zum Beispiel mit vielen anderen Radfahrern unterhalten, die ein Stück neben ihm hergefahren seien. "So ist der Tag sogar ziemlich schnell verflogen."

Olympiasiegerin Behle: "Das ringt mir jeden Respekt ab"

Unterstützt wird Mauser vom lokalen Radsportgruppen und von der Tour der Hoffnung, einer jährlichen Benefiz-Radsportveranstaltung zur Unterstützung krebs- und leukämiekranker Kinder, die ursprünglich in Gießen gegründet wurde. Mit seiner aufsehenerregenden Fahrt will Mauser Spenden für die Organisation sammeln.

Zwei Männer und eine Frau im Grünen

Die Biathlon-Olympiasiegerin Petra Behle ist Schirmherrin der Tour der Hoffnung. Sie will Mauser zumindest moralisch vor Ort unterstützen. "Dieser Berg ist aller Ehren wert", meint Behle, die die Anhöhe schon selbst hochgefahren ist. "Man kommt da als Radfahrer durchaus hoch, aber das erfordert schon ein bisschen Kraft." Die Kombination aus dem, was Mauser vorhabe und dem Ort, wo er das machen wolle, ringe ihr jeden Respekt ab, so Behle.  

Begleitung per Rad möglich

Auch der Pohlheimer Wolfgang Rinn, der sich regional und auf Landesebene seit Jahren ehrenamtlich für den Radsport engagiert, unterstützt Mauser, etwa bei der Organisation des Events. Auch Rinn hat bereits ein einfaches Everesting hinter sich gebracht. "Für mich ist es eigentlich unvorstellbar, dass einer ein dreifaches Everesting schaffen kann", sagt Rinn.

Rinn hat organisiert, dass während der Tour die Straße gesperrt wird und nur für Anlieger frei ist. "Wir hoffen, dass einige Radfahrer herkommen, und ihn mal ein Stückchen begleiten", meint Rinn. "Daniel freut sich auch über Besucher, die ihn an der Strecke anfeuern."

Langeweile?

Aber ist das Ganze nicht äußerst öde? Mauser kennt die Frage. "Hier hat man nicht viel Abwechslung, das ist richtig", räumt er ein. Der große Vorteil einer so kurzen Strecke sei, dass er dadurch einen guten Wechsel von Auf- und Abfahrt habe. Das mache es ihm letztlich leichter. "Auch wenn viele dann vielleicht sagen: Das ist doch furchtbar langweilig." Darüber müsse man hinweg sehen.

Egal wie die Tour ausgeht - ein vierfaches Everesting wird es mit Sicherheit nicht geben, meint Mauser. "Das ist auch von zu Hause aus nicht erlaubt."

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