Fazit der abgelaufenen Spielzeit Eine Lilien-Saison, aus der niemand so richtig schlau wurde
Der Haken nach Saison Nummer eins nach dem Abstieg in die 2. Bundesliga ist gesetzt, immerhin den Klassenerhalt hat der SV Darmstadt 98 geschafft. Was bleibt nach dieser Saison? Die Lilien geben noch ein wenig Rätsel auf.
Es ist gar nicht so lange her, da gab es in dieser Zweitliga-Saison die sogenannte Kohfeldt-Tabelle. Der SV Darmstadt 98, schwer bis katastrophal in die Saison Nummer eins nach dem Bundesliga-Abstieg gestartet, pflügte ab dem Herbst durch die Liga, feierte rauschende 5:1-Feste gegen Kaiserslautern, gegen Köln, in Fürth. Es schien so, als wären die Lilien nicht mehr zu besiegen. Dass diese Episode gerade einmal ein halbes Jahr her und schon fast wieder in Vergessenheit geraten ist, zeigt aber auch, was für eine komische, vertrackte, schwierige Saison der Südhessen da gerade zu Ende gegangen ist.
Die abgelaufene Darmstädter Saison 2024/2025 ist eine, aus der niemand wirklich schlau wurde. Gestartet mit Ex-Coach Torsten Lieberknecht und vier Spielen ohne Sieg, einem katastrophalen Auftritt bei der SV Elversberg und einem schnellen Trainerwechsel, pendelten die 98er im Anschluss gerne zwischen Genie und Wahnsinn. Einmal Fahrt aufgenommen, waren die Mannen von Trainer Florian Kohfeldt nicht zu stoppen, einmal im freien Fall, war dieser nur schwer aufzuhalten. Antworten auf Genie und Wahnsinn gab es selten.
Klassenerhalt frühzeitig fix
Was bleibt, ist am Ende Tabellenplatz zwölf, ein am 31. Spieltag schon gesicherter Klassenerhalt und die Chance, im Sommer mit einigen Rückkehrern neu anzugreifen. All zu rasch sollte diese wilde Achterbahnfahrt von einer Spielzeit von den Verantwortlichen aber nicht ad acta gelegt werden, denn ein paar Sachen fielen schon auf.
Zum einen war da tatsächlich die phasenweise unangenehme Beständigkeit in der Unbeständigkeit. In einer Liga, die lange nicht mehr so ausgeglichen war wie in dieser Spielzeit, wäre mit etwas mehr Konstanz und Widerstandsfähigkeit in Phasen, in denen sich die Lilien schwertaten, definitiv mehr drin gewesen. Das interne Ziel war nach dem Katastrophen-Start zwar schnell, eine Mittelfeld-Platzierung zu erreichen - das in dem Kader trotz zahlreicher schwerer Verletzungen aber mehr steckte, wissen sie in Darmstadt auch.
Auswärts besonders schwach
Ein großes Problem der Lilien: mangelnde Souveränität gegen Teams aus dem unteren Tabellendrittel. Einfach, gerne auch mal eklig, drei Punkte gegen die Kleinen mitnehmen - genau das fiel den Südhessen schwer. Die bittere Auflistung: Gegen Regenburg gab es einen Sieg und eine Niederlage, gegen Ulm ein Remis und eine Niederlage, gegen Braunschweig ein Remis und eine Niederlage, gegen Münster zwei Remis. Kurz gesagt: viel zu wenig.
Zudem taten sich die Darmstädter auswärts extrem schwer. War die Wohlfühlzone Böllenfalltor verlassen, ging nicht viel zusammen. Nur auf Schalke, in Fürth und in Hannover (alles zu Zeiten der "Kohfeldt-Tabelle") gab es Siege. Die drei Punkte bei 96 Ende November waren aber schon die letzten in der Saison. Im Anschluss gab es in der Ferne kaum etwas zu holen.
Die Lilien als Heimmacht
Nun ist es aber nicht so, dass im Saison-Fazit bei den Darmstädtern nur Negatives zu Buche steht. Coach Kohfeldt gelang es, ab Oktober eine enorm verunsicherte Truppe wieder aufzurichten, ihnen eine neue Spielidee zu vermitteln und wieder so etwas wie eine Darmstädter Identität auf den Platz zu bringen. Nach der schlimmen Abstiegs-Saison wirklich kein einfaches Unterfangen. Kohfeldt meisterte das.
Was in der Schlussphase zudem auffiel, war, dass die Lilien besonders bei Heimspielen immer noch ihr altes Band zum eigenen Publikum aufleben lassen können. Bis zur deutlichen Niederlage gegen den Hamburger SV, als der Klassenerhalt bereits fix war, gab es zuvor vier Siege am Stück. Und die waren teilweise sehr überzeugend. Die Lilien können eine Heimmacht sein.
Warum das allerdings erst im Schlusspurt, als die Abstiegsränge bedrohlich nahe waren, möglich war, bleibt ein weiteres Rätsel der Saison. Aber genügend Rätsel haben die Lilien sowieso aufgegeben in dieser Spielzeit. Vielleicht kommen ab dem Sommer und in der neuen Saison dann ein paar Ausrufezeichen hinzu. Das geht sicherlich auch ohne "Kohfeldt-Tabelle".