Torsten Lieberknecht winkt nach dem Sieg in Kiel den mitgereisten Fans zu.

Die Relegation hat der SV Darmstadt 98 schon sicher. Nach so einer Saison soll aber natürlich der direkte Aufstieg her. Bevor der nicht perfekt ist, treten die Lilien noch auf die Euphorie-Bremse. Zumindest leicht.

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Highlights: Holstein Kiel – Darmstadt

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Nach dem dritten Tor stimmte wohl auch der letzte Lilien-Fan mit ein. 822 Anhänger des SV Darmstadt 98 hatten ihre Mannschaft offiziell zum Sonntagsspiel in Kiel begleitet und sahen einen ungefährdeten 3:0-Erfolg. Nach dem vorentscheidenden dritten Treffer durch Phillip Tietz (52. Minute) wurden die Darmstädter Fan-Gesänge immer lauter. Sie besangen, natürlich, den Aufstieg ihrer Lilien in die Bundesliga.

Träumen erwünscht

Auch die Fans wissen natürlich, dass ihr Team rein rechnerisch noch auf Rang drei abrutschen und sich der Traum vom Aufstieg in der Relegation noch zerschlagen kann. Nach dem erneut souveränen Auftritt in Kiel deutet aber absolut nichts drauf hin, dass Darmstadt im Saisonendspurt noch einmal einbricht. Und: Träumen ist nicht nur erlaubt in Südhessen, sondern ausdrücklich erwünscht.

"Natürlich sollen die Fans träumen. Das dürfen sie auch, die motivieren uns jedes Wochenende", sagte Torschütze Tietz. Der Sieg in Kiel sei auch ein großer Schritt in Richtung Bundesliga gewesen. "Aber wir haben es noch nicht geschafft", machte der Angreifer klar. Die Fans von Darmstadt 98 dürfen träumen, die Mannschaft müsse vor allem fokussiert bleiben.

Erinnerungen an Braunschweig

Es ist fast schon ein Running Gag, dass die Lilien nicht vom Aufstieg sprechen. Trainer Torsten Lieberknecht lieferte am Sonntag eine persönliche Begründung, warum er das nicht macht: "Es ist einfach so, dass ich ein gebrandmarktes Kind bin." In der Saison 2016/17 sammelte er mit Eintracht Braunschweig satte 66 Punkte, stand mit der Mannschaft bis zum 32. Spieltag noch auf einem direkten Aufstiegsplatz – und scheiterte schließlich in der Relegation am VfL Wolfsburg. Deshalb wolle er nicht zu früh jubeln.

Immerhin sagte Lieberknecht aber auch: "Wir haben einen Weg, der sich richtig gut anfühlt, da müssen wir uns nichts einreden. Wir werden auf jeden Fall Dritter, aber vielleicht ja auch mehr." Schon am nächsten Spieltag könnte es klappen mit dem "mehr". Patzt der HSV am Freitag bei Verfolger Paderborn und schlagen die Lilien am Samstag (20.30 Uhr) im Top-Spiel den FC St. Pauli, sind die Aufstiegsträume Realität.

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Lieberknecht: "Das weiß ich zumindest"

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Ein letztes Stück Arbeit

Lieberknecht, der schon vor dem Kiel-Spiel nicht auf dem Schirm hatte, dass die Lilien mit einem Sieg nicht mehr auf Rang vier abrutschen können, hatte auch dieses Rechenbeispiel noch nicht verinnerlicht. "Aber wir wissen, dass St. Pauli mit 50 Punkten noch mal rangehen kann an den HSV mit 56. Die werden alles in die Waagschale werfen, um dranzubleiben", warnte der Coach.

Vom Träumen alleine ist noch niemand aufgestiegen. Es wartet noch ein letztes Stück Arbeit auf die Südhessen. Das Motto der Lilien daher: "Voller Fokus auf St. Pauli", so Stürmer Tietz. So wie beim 3:0 in Kiel. "Man sieht ja, was dann passiert." Und dann können Fans und Mannschaft gemeinsam Lieder über die Bundesliga anstimmen.