Nach ruhendem Ball klingelte es dreimal im Tor von Lilien-Keeper Marcel Schuhen.

Darmstadt 98 leckt seine Wunden nach einer klaren Niederlage. Die Lilien konnten die Überzahl nicht nutzen und wurden per Standardsituationen geknackt. Klar ist: Der Aufsteiger muss schnell die richtigen Schlüsse ziehen.

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Die Pressekonferenz nach dem Spiel der Lilien gegen Berlin

Lilien-Trainer Torsten Lieberknecht
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Als die Partie gegen Union Berlin (1:4) beendet war, holte Trainer Torsten Lieberknecht seine Mannschaft noch einmal minutenlang zusammen. Die vergangenen rund 100 Minuten mussten umgehend analysiert und besprochen werden. Darmstadt 98 unterlag den Eisernen am Samstagnachmittag auf ganz bittere Art und Weise: Frühes Gegentor, dann nach Union-Platzverweis ab Minute 21 in Überzahl, Ausgleich - und final drei Gäste-Treffer nach ruhendem Ball.

Lilien-Torschütze Mehlem frustriert

Es war eine leidenschaftliche Ansprache von Lieberknecht, die Spieler folgten ihrem Coach aufmerksam, aber mit gesenktem Haupt. Marvin Mehlem, der den ersten Bundesliga-Treffer der Lilien nach der Rückkehr noch vielumjubelt erzielte, konstatierte: "Wir haben jede Menge Lehrgeld bezahlt. Fußballerisch war ich eigentlich recht zufrieden, aber nach der Halbzeit gleich wieder ein Standardtor zu kriegen, das müssen wir aufarbeiten."

Auf dem Papier sah es bei den Darmstädtern in der Tat gar nicht so schlecht aus. Die Südhessen hatten 21 Torschüsse, sie drückten unentwegt und rannten an. Das Leder wollte aber nicht mehr über die Linie rollen, Union-Torhüter Frederik Rönnow und der linke Pfosten verhinderten einen weiteren Jubelschrei.

Lieberknecht: "Standards waren Killer des ganzen Spiels"

Lieberknecht stellte klar: "Wir sind sehr frustriert. Die Gegentore nach Standardsituationen waren der Killer des ganzen Spiels." Der Coach erklärte, woran es lag: "Wir haben die Leute einfach einlaufen lassen. Dadurch kommen die Spieler frei zum Kopfball. Beim dritten Gegentor nutzen wir den falschen Fuß und schießen uns den Ball fast selber rein."

Zwei von fünf Berliner Eckbällen landeten im Lilien-Netz, hinzu kam ein Freistoß von der rechten Seite. Dabei verriet Mehlem: "Wir haben die ganze Woche Standardsituationen trainiert, weil wir wissen, dass wir da anfällig sind." Der Nutzen? Überschaubar! Dies sei "bitter", sagte der einzige Darmstädter Torschütze und forderte: "Daraus müssen wir lernen. In der Bundesliga läuft alles ein bisschen schneller. Das ist für viele von uns Neuland."

Union nutzt jede Möglichkeit eiskalt aus

Ein Protagonist, der beinahe schon hilflos zusehen musste, war der Torhüter. Marcel Schuhen war bei allen vier Gegentoren machtlos. Er will diese Niederlage intern nicht unkommentiert lassen: "Wenn uns Union auseinandergespielt hätte, dann würde ich sagen: 'Okay'! Über drei Standard-Gegentore müssen wir aber deutlich sprechen." Kapitän Fabian Holland wollte zwar nicht von Unaufmerksamkeiten sprechen, er wiederholte aber die Worte seines Trainers: "Diese Gegentore killen dich."

Was die Lilien deutlich aufgezeigt bekamen: Eine Mannschaft wie Champions-League-Teilnehmer Union Berlin nutzt, beispielsweise in Person von Doppeltorschütze Robin Gosens, jede sich bietende Möglichkeit eiskalt aus. Die Lilien müssen sich nach dem Null-Punkte-Start nun aufrichten, schnellstmöglich in die Spur zurückkommen - und rasch hinzulernen. Das Oberhaus, es verzeiht keine Fehler.