Rüdiger Fritsch

Der SV Darmstadt 98 überwintert als Schlusslicht der Bundesliga-Tabelle. Im Jahresrückblick zeigt sich Präsident Rüdiger Fritsch dennoch zufrieden und kündigt an: Die Lilien werden ihren Weg weiter gehen.

Der SV Darmstadt 98 hat ein Jahr der Extreme hinter sich. Nach dem sensationellen Aufstieg in die Bundesliga stecken die Lilien tief im Abstiegskampf. Präsident Rüdiger Fritsch lässt sich vom Blick auf die Tabelle nicht aus der Ruhe bringen. Im Interview mit dem hr-sport zeigt sich der 62-Jährige zufrieden mit der Entwicklung der Südhessen und stärkt Trainer Torsten Lieberknecht demonstrativ den Rücken.

hessenschau.de: Herr Fritsch, 2023 war ein ereignisreiches Jahr für die Lilien. Wie fasst man das am besten zusammen?

Rüdiger Fritsch: Wir haben ein tolles, ereignisreiches und positives Jahr hinter uns. Wir haben eine sensationelle Zweitliga-Saison gespielt und sind in die 1. Liga aufgestiegen. Jetzt sind wir Teil der Bundesliga und haben das vor der Brust, was jeder realistische Fußballfan erwarten konnte. Wir rocken nicht durch die erste Liga und holen nicht die Sterne vom Himmel, aber Fakt ist doch: Wir sind punktetechnisch bei der Musik und unser Ziel ist es, Meister über dem Strich zu sein. Das ist weiterhin möglich und daran arbeiten wir. Grundsätzlich muss man sagen: Wenn man Darmstadt 98 und das Jahr 2023 zusammenpackt, kann man nur guten Mutes sein und stolz über das Geleistete.

hessenschau.de: Welche Bilder vom Aufstieg haben Sie noch im Kopf und welche bleiben für immer dort?

Fritsch: Ein Aufstieg ist für mich gar nicht so ein Einzelmoment. Es sind diese Minuten nach dem Spiel, in denen man diese Gemeinschaft spürt. Alle im Stadion sind gleich: ob dick oder dünn, ob arm oder reich. Das ist der Fußball und das schafft auch nur der Fußball. Das ist sensationell, wenn sich alle in den Armen liegen und einfach nur pure Freude da ist. Das sind die Bilder, die ich im Kopf behalte.

hessenschau.de: In der Bundesliga, Sie hatten es schon erwähnt, gibt es für die Lilien erwartungsgemäß nicht so viel zu jubeln wie in Liga zwei. Kann man sich da trotzdem über die Erstliga-Zugehörigkeit freuen?

Fritsch: Natürlich können wir diskutieren, ob wir vielleicht den einen oder anderen Punkt mehr hätten holen können, sollen oder sogar müssen. Aber das ist ja müßig. Hätte, hätte Perlenkette. Wir sind noch dabei und das Hoffenheim-Spiel war ein echter Muntermacher. Wir müssen als Darmstadt 98 trotz aller vorhandener Ambition immer wieder auf Demut und Realitätssinn hinweisen. Unter dieser Prämisse ist bei uns alles okay. Es ist nichts passiert, was wirklich unerwartet war. Wir spielen noch ein Spiel in der Hinrunde und noch die ganze Rückrunde. Es ist, wie der Trainer gesagt hat: Wir melden uns weder ab, noch gehen wir zum Heulen in den Keller. Wir freuen uns massiv über die Erstliga-Zugehörigkeit. Und werden alles daransetzen, dass wir im Mai wieder etwas zu feiern haben.

hessenschau.de: Sehen das die Fans genauso oder wird da auch schon mal gemurrt?

Fritsch: Ein Murren gibt es in irgendeiner Form immer. Aber ich würde sagen, 98 Prozent unserer Fans sind absolut sachkundig. Ich habe hier noch keinen einzigen Pfiff gehört, auch nicht nach vom Ergebnis her enttäuschenden Spielen. Im Gegenteil. Insbesondere die Fans in der Kurve bleiben auch minutenlang nach dem Spiel noch da, um der Mannschaft Mut zu machen.

hessenschau.de: Was können die Fans denn im neuen Jahr von den Lilien erwarten?

Fritsch: Wir müssen das, was wir können, auf die Straße bringen. Das ist unser Zusammenhalt und unsere Moral. Die Mannschaft muss kämpfen in jedem Spiel und das tut sie meiner Meinung nach auch. Wir werden im Wintertransferfenster keine Champions-League-Mannschaft verpflichten. Dazu haben wir nicht die Mittel, sonst hätten wir das längst getan. Wir werden einfach weiter unseren Weg gehen.

hessenschau.de: Aber auf gezielte Verstärkungen im Winter dürfen die Fans sicherlich hoffen.

Fritsch: Das müssen wir mal gucken, ob das punktuell funktioniert. Grundsätzlich wollen wir den Kader aber verkleinern. Dann schauen wir, was da möglich ist. Wir werden uns mit der einen oder anderen Verpflichtung beschäftigen. Es geht aber nicht darum, auf Teufel komm raus jemanden zu verpflichten, der uns dann vielleicht das Gesamtgefüge zerstört. Derjenige muss uns ja weiterhelfen. Darüber entscheidet am Ende das Trainerteam und die sportliche Leitung. Aber wir hatten auch Verletzungspech: Da kommen ja einige Spieler wieder zurück. Das ist dann teilweise quasi wie eine Neuverpflichtung.

hessenschau.de: Ergänzen Sie doch bitte folgenden Satz: Für meine Lilien wünsche ich mir für 2024…

Fritsch: Ich habe keinen konkreten Wunsch, weil das bedeuten würde, dass bestimmte Sachen bis dato nicht gut gelaufen sind. Was Darmstadt 98 ist und sein möchte, ist im guten Bereich. Vielleicht wünsche ich mir also, dass wir bei uns bleiben und positiv bleiben. Aber das sind Dinge, die werden ohnehin passieren.

hessenschau.de: Sollten alle Dinge so bleiben wie bisher und der SV Darmstadt 98 trotzdem absteigen, bleibt dann Torsten Lieberknecht ihr Trainer?

Fritsch: Unser Ziel ist es, über dem Strich zu sein. Und dafür wird alles getan. Sollte es aber irgendwann und irgendwie anders sein… Wir haben mit dem gesamten Trainerteam bewusst vor der Saison bis 2027 verlängert, um genau diese Fragen zu vermeiden. Wir haben da ein klares Statement gesetzt. Wir wollen den Verein kontinuierlich weiterentwickeln. Und da sind wir uns einig, dass der Mann dafür Torsten Lieberknecht heißt.

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