Lilien vor Abschluss gegen Regensburg Vom Kempe-Schock bis zum Stimmungsappell

Tobias Kempe könnte nach seiner Verletzung im Training sein letztes Spiel für Darmstadt 98 verpassen. Trainer Florian Kohfeldt setzt trotzdem zur Lobhudelei an für einen, der ihm selbst die Bälle um die Ohren schoss. Und der Coach macht schon Lust auf die neue Saison.

Florian Kohfeldt zusammen mit Tobias Kempe.
Florian Kohfeldt zusammen mit Tobias Kempe. Bild © Imago Images
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Kohfeldt: Das geht mir auch nah - die komplette Lilien-PK vor Regensburg

Florian Kohfeldt in der Pressekonferenz vor dem letzten Saisonspiel.
Florian Kohfeldt in der Pressekonferenz vor dem letzten Saisonspiel. Bild © Imago Images
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Eines muss man Florian Kohfeldt lassen: Er kann eine Stimmung innerhalb einer Pressekonferenz komplett drehen - bei den Zuschauenden und augenscheinlich auch bei sich selbst. Zu Beginn der Medienrunde am Freitag vor dem Abschlussspiel gegen Jahn Regensburg (Sonntag, 15.30 Uhr) überbrachte Kohfeldt die traurige Nachricht, dass sich ausgerechnet Tobias Kempe vor seinem Abschied verletzt habe. Der Routinier war im Training weggeknickt, das Knie wurde dick, betretenes Schweigen setzte ein. Ein Einsatz in der letzten Partie für die 98er ist mehr als ungewiss, eigentlich hätte Kempe von Beginn an spielen sollen. "Das geht mir auch ein bisschen nah", bekannte Kohfeldt.

Nach mehr als 20 Minuten setzte er allerdings zu einem persönlichen, emotionalen Appell an die Fans an: "Lasst uns am Sonntag nicht nur für Tobi eine echte Bölle-Stimmung erzeugen!" In dieser Saison sei die Basis im Zusammenhalt zwischen Anhängern und Mannschaft gelegt worden, nannte der Trainer nicht nur einen der aus seiner Sicht wichtigen Indikatoren für ein erfolgreiches nächstes Jahr. Mit so viel Optmismus und Vorfreude war nach dem Kempe-Schock erst einmal nicht zu rechnen gewesen. Doch der Reihe nach.

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Loblied auf Spieler und Menschen Tobias Kempe

Der Trainer fand - unabhängig von einem Einsatz am Sonntag - die richtigen Worte für Kempe. Einer der größten Spieler in der Darmstädter Geschichte sei in dieser Saison zwar auch hin und wieder sportlich wichtig gewesen, doch noch mehr in der Rolle als Ratgeber und Ruhepol. So habe Kempe in einer sehr unruhigen Spielzeit auf die jungen Spieler eingewirkt und Kohfeldt selbst beim Erfühlen der Stimmungslage im Team geholfen. Auf die Karriere geblickt hob Kohfeldt hervor: "Er hat Unterschiede im Spiel kreiert, manchmal aus dem Nichts Spiele entschieden. Das schaffen manche Spieler über eine kurze Phase, Tobi aber hat es zehn Jahre lang geschafft."

Kohfeldt bezeichnete den Mittelfeldspieler als einen der besten Standardschützen der Liga - und musste dessen Technik leidlich selbst erfahren. Bei der zweiten Mannschaft von Werder Bremen hatte Kohfeldt vor 15 Jahren noch im Tor gestanden und dabei so manchen Ball von Kempe aus dem Netz holen müssen. "Er ist natürlich reifer geworden, aber ansonsten vom Typ her noch derselbe wie vor 15 Jahren. Und davor habe ich den allergrößten Respekt", betonte der Trainer.

"Müssen Spielverfügbarkeit erhöhen"

Vor dem letzten Saisonspiel wolle die Mannschaft deswegen auch für Kempe das Spiel gewinnen, hinzu kommen noch andere Anreize wie das Fernsehgeld und ein gelungener Abschluss vor der Sommerpause. Und: eine Scharte aus dem Hinspiel, "dem mit Abstand schlechtesten Spiel", wie Kohfeldt meinte. Generell sprach der 42-Jährige die Mängel schonungslos an, wie zum Beispiel die unbefriedigende Rückserie und die Schwächen gegen Teams aus dem unteren Drittel. Eine Spielidee habe man in Darmstadt zwar gemeinsam entwickelt, aber das Team sei dabei an Grenzen gestoßen. Auch aufgrund der Verletztenlage konnte sich bei den Lilien keine Achse etablieren: "Wir müssen die Spielverfügbarkeit deutlich erhöhen!"

Denn mit dem bestehenden Kader zeigte sich der Coach hingegen zufrieden. Er lobte ausdrücklich die Mischung und Zusammenstellung von Sportdirektor Paul Fernie. "Bis auf Clemens Riedel können wir bei jedem sagen, was (in der Zukunft) passiert", so Kohfeldt. Kapitän Riedel soll Berichten zufolge über eine Ausstiegsklausel verfügen und das Interesse von Bundesligisten geweckt haben.

Optimismus mit Blick auf die neue Saison

Ansonsten steht Darmstadt anders als im Vorjahr nicht unbedingt vor einem Umbruch. Selbst bei den Spielern, die am Sonntag verabschiedet würden, so Kohfeldt, könnte so mancher noch am Böllenfalltor bleiben. "Wir haben uns stabilisiert und die Lilien stehen für eine gewisse Art von Fußball." Vieles, so Kohfeldt, spreche für eine ergebnistechnisch erfolgreichere Runde. Bei so viel Optimismus wollte der Trainer zwar keine Kampfansage für die nächste Saison abgeben. Er deutete nur an: "Der Abstand nach oben war auch nicht so groß..."

So könnten die Lilien spielen.
So könnten die Lilien spielen. Bild © hessenschau.de