Lilien-Torwart im hr-heimspiel! Marcel Schuhen und Darmstadt 98: "Es ist ein Match!"
Torwart Marcel Schuhen spricht im hr-heimspiel über die Achterbahn-Saison von Darmstadt 98, die Besonderheiten beim südhessischen Zweitligisten und das, was er von seinem Vater Günter gelernt hat.
Es gibt da einen sehr speziellen Balkon, in Brachbach in Rheinland-Pfalz, unweit der Grenze zu Nordrhein-Westfalen, der verziert ist mit allerlei Vereinswappen. Hier jenes des heimischen Dorfclubs SC 09, dort das des neuerdings wieder funkelnden 1. FC Köln. Daneben eines von Hansa Rostock und dem SV Sandhausen, schließlich noch das Emblem von Darmstadt 98. Die Inhaber des Balkons sind stolze Fans, nicht intensiv von jedem dieser Vereine, aber doch von ihrem Buben, der schon deren Trikot trug: von Marcel, 32, Nachname Schuhen. Im Hause seiner Eltern steht der Torwart des hessischen Fußball-Zweitligisten Darmstadt 98 an erster Stelle. Und umgekehrt.
Ohne die Unterstützung der Familie würde er heute hier nicht sitzen, sagt Schuhen. Hier, das ist die Apfelweinkneipe "Zum Rad" in Frankfurt-Seckbach, in der traditionell das hr-heimspiel! am Montag aufgezeichnet wird. Schuhen ist zu Gast und plaudert drauf los. Frei Schnauze, pfiffig, vor allem authentisch. Er ist kein Typ, der sich verstellt, er steht für klare Kante – in guten wie schlechten Momenten.
Gemeinsam durch schwierige Phasen
Gerade sein Vater, Günter Schuhen, der mit dem Balkon, sei in diesem Punkt ein "großes Vorbild" für ihn. Er habe ihm stets vorgelebt, was es bedeute, ein guter Familienvater zu sein. Mittlerweile gibt Marcel Schuhen diese Erfahrung weiter an seine eigenen Kinder - und irgendwie auch ein bisschen an die Darmstädter Fußballer.
Bei den Lilien ist der Keeper nicht nur einer der ältesten Profis im Kader, sondern auch der Anführer schlechthin, oft der lauteste Spieler in der Kabine. "Das Entscheidende ist", sagt Schuhen: "Man muss immer wissen, wen man anschreien kann und wen nicht." Er lacht, das Publikum lacht. Es herrscht gute Stimmung an diesem Montagabend, auch deshalb, weil die Darmstädter kürzlich ihr Minimalziel erreicht haben: den Klassenerhalt in Liga zwei.
"Wir hatten schwierige Phasen, aber wir sind gemeinsam mit den Fans da durchgegangen", blickt Schuhen zurück und meint neben dem chancenlosen Bundesliga-Abstieg vor einem knappen Jahr, dem völlig verkorksten Start in die noch laufende Saison inklusive Trainerentlassung von Torsten Lieberknecht auch die darauffolgende Runde mit etlichen Hochs und Tiefs.
Schuhen freut sich schon auf nächste Saison
Die Vereinsbosse hätten zwar nie von einer Übergangssaison gesprochen, so Schuhen, "aber gefühlt war es eine". Zum Glück habe das Team rechtzeitig die Kurve bekommen. Zwei Spieltage vor Schluss sind die Darmstädter Tabellenzwölfter. Spielerisch passte aus Sicht des Torhüters nach der Einstellung von Trainer Florian Kohfeldt dennoch recht oft recht viel zusammen, selbst in der punktetechnisch schwachen Rückserie, "alles wurde gefühlt stabiler". Schuhen ist sich daher sicher: "Wenn wir als Mannschaft die Entwicklung weiter fortsetzen, werden wir auch erfolgreich sein in der nächsten Saison und es noch besser machen."
Schuhen wird dann schon in die siebte Saison bei den Lilien gehen, seinen Vertrag hat er erst kürzlich verlängert. Er fühle sich sehr wohl in Darmstadt, benennt er das Offensichtliche, "als Spieler musst du dir aber auch der Verantwortung bewusst sein". Soll heißen: immer Vollgas geben, immer alles für den Verein tun. Schuhen ist so ein Typ, den Darmstadt 98 braucht. Und Darmstadt 98 so ein Verein, den Schuhen benötigt. Familiär, bodenständig, manchmal auch schonungslos ehrlich. "Es ist ein Match", sagt Schuhen, was im Grunde das perfekte Schlusswort hätte sein können, wäre da nicht noch diese eine nette Anekdote.
Die Sache mit dem Balkon und den Wappen
Am Balkon nämlich, Sie erinnern sich, ist schon noch das eine oder andere Plätzchen frei für ein Vereinswappen. Und Vater Günter weiß natürlich genau, wozu der Sohnemann fußballerisch tendiert. "Der FC Liverpool" sei dessen Traumclub, verrät er. Doch keine Sorge, entgegnet der Darmstädter Ballfänger: "Ich habe keine Ausstiegsklausel."