Enttäuschung bei Mario Götze nach der Niederlage in Köln

Vieles lief schief in Köln. Eintracht Frankfurt muss nach der 0:3-Niederlage ein lange verloren geglaubtes Frust-Gefühl wegstecken und sich für die großen Aufgaben der nächsten Wochen neu erfinden.

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Highlights: Köln - Eintracht

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Die kommenden Eintracht-Gegner aus Bremen, Neapel oder Leipzig werden ganz genau hingeschaut haben: Wie die Frankfurter Fußball-Überflieger nach neun Pflichtspielen ohne Niederlage am Sonntag beim 0:3 in Köln erstmals wieder geknackt wurden. Die erfolgreiche Taktik des 1. FC Köln lässt sich - etwas flapsig - so zusammenfassen: 'Hier habt ihr Frankfurter den Ball. Nun werden wir euch so lange auf den Füßen stehen, bis ihr Fehler macht. Und die nutzen wir dann aus.' Der FC erstickte die Spielfreude der Eintracht.

So wie die Frankfurter jahrelang selbst immer wieder erfolgreich gegen die Top-Teams aus Dortmund, München oder Leipzig agierten, so entzauberten äußerst motivierte Kölner jetzt die Spitzenmannschaft Eintracht Frankfurt. Ein durchaus schmerzhaftes Erwachen: "Ich bin gar nicht mehr gewohnt, ein Spiel zu verlieren. Ich bin richtig sauer", sagte Oliver Glasner nach der ersten Niederlage nach fast vier Monaten. "Total ärgerlich", befand auch Sportvorstand Markus Krösche.

Psychologisch spielt die Niederlage Glasner vielleicht sogar in die Karten. Der Hype um die vermeintlichen "Bayern-Jäger Eintracht" ging dem Coach schon länger auf die Nerven, etwaige mediale Meister-Träumereien ebenfalls. Als Tabellensechster mit acht bzw. sieben Punkten Rückstand auf die führenden Bayern und Union Berlin sind diese Diskussionen jetzt erstmal abgeräumt.

Die überragende Effizienz ist weg

Für die Eintracht ging in Köln einiges schief. Sie konnte mit dem vielen Ballbesitz von 57 Prozent herzlich wenig anfangen. Köln ließ Frankfurt spielen, hatte in der Anfangsphase Glück und schlug in den entscheidenden Situationen eiskalt zu. Glück hatte der FC, weil die Eintracht ihre Chancen vor allem in den starken ersten 20 Minuten nicht nutzen konnte. Meist vermasselte die Eintracht den entscheidenden letzten Pass.

Wie in der zwölften Spielminute, als Jesper Lindström furios den Ball eroberte, um den Pass dann im Strafraum am freistehenden Randal Kolo Muani vorbeizuschieben. Beide, Kolo Muani und Lindström, vergaben zudem jeweils eine Torchance, die sie sonst verwerten. Von der tödlichen Effizienz der vergangenen Spiele war nichts zu sehen. "Wir haben es im Strafraum nie geschafft, den letzten Ball an den Mann zu bekommen", bestätigte Sebastian Rode das Offensiv-Grundübel des Tages.

VAR-Entscheidungen verkommen zur Glücks-Lotterie

Ob es in der Fußball-Bundesliga einen Handelfmeter gibt oder nicht, das ist mittlerweile fast schon eine philosophische Angelegenheit. Oder wie die Teilnahme an einer Lotterie. Glückslos oder Niete. Eine echte Regel ist nicht mehr zu erkennen. Als im Eintracht-Spiel in Köln - beim Stand von 0:0 - in der 16. Minute eine Hereingabe von Daichi Kamada in den Kölner Strafraum segelte, schob sich FC-Mittelfeldmann Eric Martel in die Flugbahn. Nach einer aktiven Bewegung prallte der Ball Martel an den Oberarm.

Konnte man in der Zeitlupe eigentlich gut erkennen. "Kein Elfmeter", urteilte dagegen das Schiedsrichter-Gespann nach Videobeweis. Zurück blieben ratlose Frankfurter, die einen solchen Elfer an diesem Tag gut gebraucht hätten. "Das war ein klarer Elfmeter", urteilte Glasner, nachdem auch er - nach Schlusspfiff - die Zeitlupen gesehen hatte.

Die große Flatter nach Standards

Was ist bloß los nach Eckbällen oder Freistößen? Die Eintracht entwickelt aktuell eine echte Allergie gegen Standardsituationen. In Köln bekamen die Frankfurter die komplette Standard-Packung. Ein Gegentor nach einem Eckball, eines nach einem Freistoß und das dritte per Konter nach einer eigenen Ecke. Alles andere als ein Einzelfall. "Wir wissen, dass wir schon viele Gegentore nach Standards bekommen haben, das zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison", klagte Torwart Kevin Trapp.

Der Eindruck täuscht nicht. Mit 13 Standard-Gegentreffern ist die Eintracht das Schlusslicht der Liga. Und die Standard-Flatter hat auch noch einen Nebenaspekt. Keine Bundesliga-Mannschaft kassierte in dieser Spielzeit mehr Kopfball-Gegentore als die Eintracht. Allein in Köln gab es wieder zwei, wobei nur eines, das 0:1, klassisch nach einer Ecke fiel. Weil Eintrachts Djibril Sow Kölns Torschützen Timo Hübers im Strafraum aus den Augen verlor.

Vom Glück verlassen

"Im Stile einer Spitzenmannschaft", stand nach den Topspielen in Freiburg und bei den Bayern für die Eintracht geschrieben. Die Adlerträger ergatterten jeweils einen Punkt. Hatten das Glück und das Können, welches man sonst nur dem FC Bayern zutraut. Oder aktuell Union Berlin. Doch dieses Glück hatte die Eintracht in Köln komplett verlassen. Dafür gab es mehrere Beispiele, abgesehen vom nicht gegebenen Handelfmeter.

Vor dem Tor zum 0:2 stolperte Abwehrchef Makoto Hasebe während des Kölner Konters unglücklich und machte so den Weg Richtung Tor frei. Oder in der 64. Minute, als der Schuss von Lindström eben nicht aufs Kölner Tor ging, sondern den - sich noch duckenden - Philipp Max traf. Irgendwann stand Mario Götze auf dem Kölner Rasen und breitete ratlos die Arme aus: nichts ging in Köln.

Eintracht-Frust in Köln

Im Scheitern liegt die Kraft

0:3 in Köln. Nun ist die Eintracht geerdet. Und kann von neuem durchstarten? Das gab es schon einmal in dieser Saison: Nach der 0:3-Niederlage Anfang Oktober in Bochum. Auf die Bochum-Schlappe folgten damals furiose Siege gegen Leverkusen, Gladbach und Marseille. Auf Trainer Glasner wartet in dieser Woche erstmal viel Arbeit. Er muss das Team wieder ein neu erfinden. Er muss gegen die Standard-Schwäche ankämpfen und der Offensive Leichtigkeit und Effizienz zurückgeben.

Im Scheitern liegt die Kraft? Sportvorstand Krösche sieht in der der Köln-Niederlage eine Chance: !Man kann viel daraus lernen. Man sieht, wo wir noch nicht so weit sind. Wir müssen lernen, in gewissen Situationen erwachsener zu sein." Damit auf die Köln-Niederlage in den nun folgenden Spielen gegen Bremen, Neapel, Leipzig und Wolfsburg (mit Trainer Niko Kovac) der nächsten Aufschwung folgt.

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