Kvaratskhelia (l.) und Osimhen feiern gegen Juventus.

Unangefochtener Tabellenführer, Liverpool-Bezwinger und Tormaschine: Die SSC Neapel schwimmt auf der Erfolgswelle. Wir haben Experten befragt: Was zeichnet das Team aus? Und was kann die Eintracht dagegen tun?

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Teamcheck SSC Neapel - das ist Frankfurts Gegner

Die Mannschaft von SSC Neapel vor dem Ligaspiel gegen Sassuolo.
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Vor dem Achtelfinal-Hinspiel (Dienstag, 21 Uhr, live auf hr-iNFO) gegen Neapel haben wir drei Experten aus Italien und einen aus Deutschland zu den Stärken und Schwächen des Teams befragt.

Michele Tossani, italienischer Taktikexperte, u.a. für Tuttosport: Es gibt einen entscheidenden Erfolgsfaktor: Trainer Luciano Spalletti. Der 63-Jährige lässt einen Mix aus europäischem Positionsspiel wie von Pep Guardiola und funktionaler Herangehensweise mit südamerikanischen Wurzeln vollführen. Neapel besetzt geschickt die Räume. Spalletti hat Spieler wie Osimhen, Kim oder Rrahmani besser gemacht - und Lobotka zu einem der besten "tiefen Spielmacher" in Europa geformt. Die SSC hat keine strikte vorgegebene Positionierung, sondern ein fluides Spiel. Die hinteren Akteure füllen immer wieder die Lücken der Angreifer auf.

Wenn du ihre erste Pressinglinie überwindest, eröffnet sich wichtiger Raum. Oliver Glasner wird auf Umschaltmomente setzen, wie er es beim Sieg in Barcelona schon getan hat. Es wird interessant sein, wie er auf den heimlichen Regisseur Lobotka reagieren wird - umso spannender erscheint mir die Rolle von Daichi Kamada. Die größte Schwäche von Neapel ist aus meiner Sicht die mangelnde Qualität in der Serie A: Die Gegner unterhalb der Topteams hierzulande können es selten mit Neapel aufnehmen, im Rest von Europa und natürlich in der Champions League ist der durchschnittliche Qualitätsstandard viel höher.

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Alles, was man als Eintracht-Fan vor Neapel wissen muss

Links Eintrachtfans, Logo Eintracht Frankfurt und vorne Trainer Oliver Glasner. Rechts Neapelfans, Logo SSC Neapel und vorne Trainer Luciano Spalletti
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Mario Rieker, DAZN-Kommentator und Italien-Experte, im hr-heimspiel!: Neapel hat sich extrem gesteigert, was das Gegenpressing angeht. Sie spielen im 4-3-3. Einer der "Most improved player" ist Lobotka, der von den drei Mittelfeldspielern die defensivere Rolle übernimmt. Er hält den anderen beiden den Rücken frei und gewinnt viele Zweikämpfe. Die linke Seite ist gefährlich: Angreifer Khvicha Kvaratskhelia bindet die Spieler, wodurch Mario Rui dahinter mehr Platz bekommt, zur Grundlinie laufen und flanken kann. Die rechte Abwehrseite der Eintracht wird sehr gefordert sein.

Ich glaube, dass Hasebe routinierter als Jakic ist, wie er schon gegen Harry Kane bewiesen hat. Von daher passt er sehr gut als Verteidiger gegen Osimhen. Ich sehe wenig Schwachpunkte bei Napoli, aber: Sie mussten sich in der Serie A selten gegen Pressing beweisen. Die Gegner lassen sich gerne fallen. Die Eintracht muss sie stressen, physisch und emotional, attackieren. Napoli wird nicht abwarten, also stress sie vom ersten Moment an!

Vincenzo Credendino, Moderator bei CalcioNapoli24: Napoli profitiert von seiner unberechenbaren Taktik, aber auch von seinen beiden Topstürmern. Kvaratskhelia ist in herausragender Form, erst am Freitag gegen Sassuolo hat er mehrere Gegenspieler stehen gelassen und dann mit seinem rechten Fuß abgeschlossen. Doch auch mit links ist er stark, wie er gegen Amsterdam in der Champions League bewiesen hat. Osimhen zeigt eine beeindruckende Torquote, doch darauf kann man ihn gar nicht reduzieren. Er ist der Erste, der den gegnerischen Verteidiger anläuft, und im eigenen Ballbesitz die ideale Anspielstation mit einem langen Ball.

Ich glaube aber, dass auch die Eintracht über hervorragende Angreifer verfügt und sie Neapel mit ihren schnellen Stürmer unter Druck setzen kann.

Massimo Gallo, Chefredakteur von "Il napolista": Napoli tritt sehr selbstbewusst auf. In dieser Saison hat die Mannschaft bewiesen, dass sie Spiele lesen und im richtigen Moment zuschlagen kann. Die einzelnen Akteure besitzen verschiedene Rollenprofile und bewegen sich auf verschiedenen Positionen im Spiel. Viele Angriffe laufen über Lobotka. Spallettis Mannschaft kann den Raum verengen, ein gutes Gegenpressing aufziehen, den Ball erobern und in die Tiefe auf Osimhen spielen. Die Außen schieben sehr hoch. Außerdem verfügt die Elf über gute Kopfballspieler und Standardschützen.

Eine Schwäche ist die fehlende Erfahrung auf diesem hohen Level. Das Tempo in der Champions League erscheint ungleich höher als in der italienischen Liga. Und nun ist Neapel auch keine Überraschungsmannschaft mehr. In der Defensive ist Außen Mario Rui anfällig, er verliert auch zu viele Bälle in der Vorwärtsbewegung. Frankfurt kann schnell umschalten, ähnlich wie Neapel, und diese Fehler eiskalt bestrafen. Gleichzeitig muss die Eintracht ihrerseits in der Defensive höllisch aufpassen, denn auch Spallettis Mannschaft bestraft die kleinsten Missgeschicke gnadenlos.

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