Frankfurt in der Champions League Ein Kraftakt für die Eintracht-Geschichtsbücher

Eintracht Frankfurt trotzt beim SC Freiburg vielen Widerständen und kämpft sich mit einer heroischen Leistung in die Champions League. Nach dem Spiel brechen alle Dämme, in der Kabine gibt es einen Vorgeschmack auf die kommende Saison.

Eintracht-Stürmer Hugo Ekitiké jubelt mit den Fans - und mit schnittiger Brille.
Eintracht-Stürmer Hugo Ekitiké jubelt mit den Fans - und mit schnittiger Brille. Bild © Imago Images
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Um 18.14 Uhr wurde die Sehnsucht von Eintracht Frankfurt nach der Hymne endlich gestillt. Rund eine Dreiviertelstunde nach Abpfiff des 3:1-Sieges beim SC Freiburg dröhnten am Samstagabend die Klänge der Champions-League-Musik aus den voll aufgedrehten Boxen in der Frankfurter Kabine. "Wir sind die Besten", grölten die freudetrunkenen Frankfurter Spieler, die zuvor schon zahlreiche Bierkisten aufs Spielfeld und wieder zurück geschleppt hatten, durch die Freiburger Katakomben. Die Eintracht ist in der Königsklasse angekommen, die Party startete noch im Stadion.

Knauff muss sich erstmal hinlegen

Vor dem Vergnügen, das im Frankfurter Mannschaftsbus weiterging und irgendwann in der Frankfurter Nacht endete, steckte am Samstag in Freiburg jedoch erst einmal jede Menge Arbeit. Ansgar Knauff, der die Freiburger Führung durch Ritsu Doan (27.) in der Nachspielzeit der ersten Hälfte nach einer sehenswerten Einzelaktion ausgeglichen hatte, berichtete sogar davon, dass er trotz der Feierlichkeiten nach Schlusspfiff erst einmal eine kurze Auszeit nehmen musste. "Ich habe mich 15 Minuten auf die Liege gelegt, jetzt bin ich wieder frisch."

Angesichts des Lärms in der Kabine ist es eine stramme Leistung, sich dort erholen zu können. Dass sich der U21-Nationalspieler erst einmal langmachte, beschrieb die Partie im Breisgau jedoch perfekt. Die Eintracht, die nach der Enttäuschung gegen St. Pauli unter enormem Druck stand, musste körperlich und mental noch einmal alles abrufen, um am Ende den großen Traum zu verwirklichen. Rückstand aufholen, Ergebnis aus Dortmund ausblenden, bei sommerlichen Temperaturen alles geben. Dass die junge Mannschaft diese Aufgaben alle mit Bravour bewältigte, ist ihr nicht hoch genug anzurechnen.

Eintracht gegen alle Widerstände

"Wir haben wieder eine große Widerstandsfähigkeit gezeigt. Wie wir zurückgekommen sind, war einfach sensationell", lobte Trainer Dino Toppmöller deshalb auch völlig zu Recht. Nach der Pause brachte zunächst der unermüdliche Rasmus Kristensen die Eintracht in Führung (61.), dann sorgte ein Eigentor von Johan Manzambi für die Entscheidung (63.). Der Rest war Kampf, gegenseitiges Pushen und am Ende grenzenloser Jubel. "Das heute ist ein Erfolg der sportlichen Überperformance, diesen Erfolg hat der Sport errungen", fasste Vorstandssprecher Axel Hellmann zusammen. Die Eintracht wuchs ein letztes Mal über sich hinaus und verdiente sich den Sieg und Platz drei in der Abschluss-Tabelle redlich.

Wie sehr sich dieser finale Kraftakt gelohnt hatte, war allen Beteiligten deshalb auch umgehend nach Abpfiff anzusehen. Trainer Toppmöller stieß erst einen lauten Freudenschrei in den Freiburger Abendhimmel, dann umarmte er jeden Spieler und Mitarbeiter, der ihm in die Quere kam, ehe er sich im Sprint in Richtung Kurve aufmachte.

Dort feierte die von Hugo Ekitiké, der sich in der Nachspielzeit extra noch eine Sonnenbrille aus der Kabine geholt hatte, angeführte Eintracht-Jubeltraube bereits mit den Fans auf dem Rasen. Etwas später gesellte sich auch der komplette Vorstand um Kaderplaner Markus Krösche dazu, die verletzten Spieler waren ohnehin alle angereist. Ganz am Ende dieser verrückten und im Endspurt etwas holprigen Spielzeit demonstrierte die Eintracht wieder Eintracht.

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Dino Toppmöller auf dem Podium bei der Pressekonferenz.
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Der Druck auf der Eintracht war groß

Und das nach einer Woche, in der entgegen der gespielten Lockerheit der vergangenen Tage einige dann doch Muffensausen bekommen hatten. Der Glaube an den Erfolg, das betonten alle, war zwar immer da. Das Bewusstsein, dass es jetzt doch etwas zu verlieren gibt, aber eben auch. "Man kann das schon mit einem Europa-League-Finale vergleichen", gab Sportvorstand Krösche zu. "Das war ein Eintracht-likes Drama, der Druck war hoch. Aber es ging letztlich auch um ein historisches Ereignis." Für die Eintracht stand viel auf dem Spiel, am Ende räumte sie den Hauptgewinn ab.

Die erstmalige Qualifikation über die Liga für die Champions League ist ein Quantensprung und ohne Frage historisch. Neben dem finanziellen Segen bedeutet die Königsklassen-Teilnahme aber vor allem einen extremen Schub für das Frankfurter Selbstverständnis. Die Eintracht, die vor neun Jahren noch dem Abstieg von der Schippe gesprungen war, ist im Bereich der ganz Großen angekommen. Die Geschichte des aufstrebenden Clubs, der durch clevere Transfers und mit vielen Talenten die nationale Fußball-Elite aufmischt, steht vor einem neuen Kapitel. "Das ist ein Meilenstein für den Verein", betonte Toppmöller. "Das ist ein besonderer Schritt für den Club", ergänzte Hellmann.

Beck macht den Fischer

Und so blieb am Ende dieses geschichtsträchtigen Tages nur noch die Frage nach dem Party-Fahrplan. Der für den Sport zuständige Krösche versicherte zwar glaubhaft, dass nichts geplant worden sei. Der auch für Aktivitäten abseits des Rasens zuständige Hellmann verriet aber zumindest, dass sich dies inzwischen geändert habe. "Bei uns ist traditionell der Präsident für den Party-Aufruf zuständig", schmunzelte Hellmann. Mathias Beck habe genau das noch auf dem Rasen getan und sich in bester Peter-Fischer-Manier um eine Location gekümmert. Um welche Lokalität es sich handelte, blieb ein Geheimnis. Zumindest ein Lied auf der Playlist dürfte aber klar sein.

Quelle: hessenschau.de