Makoto Hasebe im Testspiel gegen Aschaffenburg

Makoto Hasebe ist einfach nicht klein zu kriegen. Weder sein Alter noch die Gluthitze in Frankfurt können den Japaner stoppen, der richtig Lust auf noch eine Saison in der Champions League hat.

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Wie Hasebe sein Elfer im Europa-League-Finale durch die Lappen ging

Makoto Hasebe fügte sich im Finale grandios ein.
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Makoto Hasebe kommt - wie fast immer - als erster um 10 Uhr zum Eintracht-Training. Ein freundliches "Hallo" in die Runde der wartenden Fans und Journalisten und schon geht es los. Bei der läuferischen Warmmachrunde der Mannschaft, die es bei Temperaturen von schon jetzt über 30 Grad wohl gar nicht bedurft hätte, läuft Hasebe natürlich vorneweg. So einen Musterprofi hat die Bundesliga noch nicht gesehen. Hasebe wird im kommenden Januar 39 Jahre alt, wirkt aber eher wie Anfang 30 und ist durchtrainiert wie Anfang 20.

"So fit wie Du mit deinen 38 war ich nicht mal mit 23 Jahren", hatte Sportvorstand Markus Krösche dem Bundesliga-Dauerbrenner Hasebe unlängst schmunzelnd mitgeteilt. Hasebe selbst gefällt sich in der Rolle. Und er ist richtig heiß auf die kommende Saison, seiner dann 16. in der Bundesliga. Doch besonders freut sich der Japaner auf die internationalen Herausforderungen: "Für mich ist es das größte, noch einmal Champions League zu spielen. Ich hatte das ja in den vergangenen Jahren immer wieder gesagt, dass es mein Traum wäre, mit der Eintracht nochmal dort zu spielen." Dieser Traum geht jetzt Erfüllung. "Ich freue mich riesig."

Hasebe: Mit vier Flaschen Wasser gegen die Gluthitze

Doch bis zur Erfüllung seines Traums fließt noch viel Schweiß. Geschlagene zwei Stunden und 15 Minuten ließ Trainer Oliver Glasner am Mittwochvormittag trainieren. Bei den anfänglichen 30-Meter-Sprint-Duellen kam Hasebe Nase an Nase zeitgleich mit Youngster Marcel Wenig ins Ziel. Obwohl man zugeben muss, dass der Japaner vielleicht einen Hauch früher loslief. Erfahrung ist halt alles.

Und auch sonst kam Hasebe bei mittlerweile 34 Grad gut klar. Im abschließenden Trainingsspiel kochte er Sturm-Neuzugang Lucas Alario einmal derart geschickt ab, dass der sich nur mit einem Foul zu helfen wusste. Wie Hasebe all das mit 38 Jahren bei der Hitze so locker wegstecken würde, wird er nach dem Training gefragt. "Vier Wasserflaschen in 120 Minuten. Es ist wichtig, viel zu trinken."

Außerdem sei es in seiner Heimat Japan noch wärmer und vor allem schwüler. Hasebe wirft nichts um. Im abschließenden Elfmeterschießen verwandelte er souverän und verriet danach, dass er im siegreichen Europa-League-Finale fast auch noch zum Elfer-Helden geworden wäre.

Hasebe verrät ein Final-Geheimnis

Am 18. Mai beim Europa-League-Finale gegen die Glasgow Rangers stand Hasebe vor dem entscheidenden Elfmeterschießen auf dem Platz, war für Tuta nach gut einer Stunde eingewechselt worden. In den Momenten vor dem Elfmeter-Schießen ging Trainer Oliver Glasner herum und fragte seine Spieler, wer denn schießen wolle. Hasebe: "Ich hab' gesagt: 'natürlich.'"

Kurze Zeit später sei Glasner zu ihm und seinem Landsmann Daichi Kamada zurückgekommen und hätte gesagt: "Einer von euch beiden darf schießen." Kamada habe gesagt: "Ich will schießen, ich will schießen." Hasebe verzichtete, wäre der sechste Elfmeterschütze der Eintracht gewesen. Doch den brauchte es nicht mehr, da Rafael Borré das Elfmeterschießen und damit das Finale mit dem fünften Schuss entschied. Kamada hatte zuvor ebenfalls getroffen.

Hasebe als Mentor der Eintracht-Abwehr

Hasebe füllt - wie schon in der vergangenen Saison - gleich zwei Rollen bei der Eintracht aus. Zum einen will er spielen, zum anderen kümmert er sich um die gesamte Abwehr, ist quasi der Mentor der jüngeren Spieler. Als Martin Hinteregger in der vergangenen Spielzeit eine sportliche Talfahrt durchlebte, habe Hasebe ihn durch seine eigenen guten Leistungen angestachelt und wieder besser gemacht, berichtete der Japaner.

Nun kümmert er sich um Tuta und Almamy Touré. Beide hätten eine sehr gute Entwicklung gemacht: "Kompliment für die Leistungen von Touré in den letzten Monaten. Er hat jetzt viel Selbstvertrauen, hat im Training und im Spiel seine Qualität gezeigt. Sonderlob für ihn." Hasebe kümmert sich um seine Nebenleute, hört sich oft schon an wie ein Trainer.

Dabei lerne er derzeit selbst noch sehr viel dazu. Von seinem Trainer Oliver Glasner. Dessen Taktik habe die Eintracht zum Europa-League-Sieger gemacht. Derzeit schaffe es Glasner sehr gut, die Qualität der vergangenen Saison zu halten und durch die Neuzugänge noch besser zu machen, schwärmte Hasebe.

Hasebe könnte zum Eintracht-Rekordspieler werden

In der kommenden Spielzeit könnte Hasebe Geschichte schreiben. Er könnte zum ältesten Bundesliga-Feldspieler der Eintracht werden. Bislang hält Eintracht-Legende Richard Kreß den Rekord. Kreß spielte in den Anfangsjahren der Bundesliga noch mit 38 Jahren und 358 Tagen für die Eintracht. Hasebe feiert am 18. Januar 2023 seinen 39. Geburtstag. Sprich: Sollte der Japaner in der Bundesliga-Rückrunde auch nur einmal zum Einsatz kommen, wäre er neuer Rekordhalter. "Das macht mich stolz, in meinem Alter noch Bundesliga zu spielen."

Selbstredend war Hasebe nach dem schweißtreibenden Training am Mittwoch auch der letzte Eintracht-Spieler, der sich mit dem Rad vom Trainingsplatz zurück ins Eintracht-Camp aufmachte. Vorher gab es noch Autogramme für eine Schulklasse, die froh war, dass sie mit Hasebe noch einen echten Eintracht-Promi abpassen konnte. Am Abend nach dem zweiten Training im Kraftraum suchte Hasebe dann die Entspannung. "Ich gehe mit meinen Kindern ins Planschbecken", kündigte der 38-Jährige an. Keine schlechte Idee im Glutofen Frankfurt.