Vertrauen, Geduld - und Durchbruch? Der Eintracht-Plan mit Can Uzun

Die Personalie Can Uzun ist stets eine heißdiskutierte im Eintracht-Umfeld. Nach einer ruckeligen Premierensaison peilt das Offensivtalent nun den Durchbruch an. Geht es nach dem Frankfurter Talente-Plan, wäre dieser Entwicklungsschritt nur logisch.

Can Uzun.
Eintracht-Profi Can Uzun jubelt über sein Tor in der Europa League gegen Budapest. Bild © Imago Images

Manchmal wird sich die junge Fahrgemeinschaft dann doch gefragt haben, in welchen Film sie da geraten ist. Hier, der Fahrer, Nathaniel Brown, plötzlich Stammspieler in der Bundesliga, Emporkömmling unter den Emporkömmlingen beim hessischen Erstligisten Eintracht Frankfurt. Dort, der Kumpel und Beifahrer, Can Uzun, der Zweiteres oft genug auch auf dem Fußballplatz war.

Nein, das hatte sich vergangenes Jahr, als die Eintracht die beiden Talente vom 1. FC Nürnberg aus der zweiten Liga verpflichtete, kaum einer vorstellen können. Uzun kam schließlich als Unterschiedsspieler, als bester Kicker des Unterhauses, als 16-facher Torschütze. Und Brown zwar als begabter Bubi, aber auch als einer, dem noch einiges zur Bundesligareife fehlte. Dachte man. Heute weiß man: Brown startete mit etwas Anlauf durch, Uzun struggelte. Verdrehte Welt.

Uzun "hat eine sehr gute Saison gespielt"

Die Personalie Uzun war in der vergangenen Saison eine der meist diskutierten bei der Eintracht und ihren Fans. Eine, die mit Spielzeit und Bedeutung des Offensivakteurs nicht korrelierte. Uzun setzte zwar seine fußballerischen Duftmarken, entscheidend für den prächtigen Saisonausgang der Frankfurter aber war er nicht.

Dabei liest sich die Bilanz des Deutsch-Türken, geboren in Regensburg, ordentlich: wettbewerbsübergreifende 31 Einsätze, fünf Tore, drei Assists. Für einen 19-Jährigen sind das passable Werte, ja sogar ganz gute in seiner Premieren-Bundesligarunde. Sportvorstand Markus Krösche sagte daher unlängst: "Die Aufregung ist normal. Aber der Junge hat bei uns eine sehr gute Saison gespielt." Uzun habe die Erwartungen erfüllt.

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Markige Sprüche hallen nach

Doch das mit den Erwartungen, das ist so eine Sache. "Der Hype ist real" titelte der hr-sport schon kurz nach dem Eintreffen Uzuns und lehnte sich damit nicht mal weit aus dem Fenster, sondern beschrieb reine Tatsachen. Bereits beim ersten Training musste der Angreifer mehr Selfie-Wünsche erfüllen als die alteingesessenen Kollegen, einzig die vorbeischauende Kevin-Trapp-Verlobte Izabel Goulart zog noch mehr Aufmerksamkeit auf sich. (Fast) alle schauten sie also auf Uzun - und der lieferte, zumindest verbal.

Die markigen Worte des türkischen Internationalen (zwei Kurzeinsätze), wonach er nach Frankfurt gekommen sei, um zu spielen, bestenfalls auch um sich für die entscheidenden Momente verantwortlichen zu zeichnen, hallten nach. Da trat einer selbstbewusst auf, was durchaus wünschenswert ist in dieser oft glattgebügelten Fußball-Bubble. Daran jedoch, so ist nun mal das Geschäft, musste er sich fortan messen lassen. Mit dem Ergebnis: Die hochgesetzte Latte wurde im Saisonverlauf einige Male gerissen.

Der Frankfurter Dreijahresplan

Uzun wird nicht die allergrößte Geduld nachgesagt, seinem Umfeld noch viel weniger. Gerüchte, wonach der Profi in diesem Sommer den Abflug in die Türkei machen könnte, schob Krösche indes einen Riegel vor. Man habe, so der Manager, einen Dreijahresplan für Uzun und all die anderen Talente im Kader. "Im ersten Jahr ankommen, im zweiten performen, im dritten Jahr auf dem Peak sein." Sollte heißen: Uzun liegt voll im Soll.

Dass der 19-Jährige zu den besten Kickern im Eintracht-Kader zählt, ist unbestritten. Hat er den Ball am Fuß, kann er damit kreative und kluge Dinge anstellen. Eine starke Schusstechnik gesellt sich zu seinen Stärken. Einzig: Er passte bisher nicht wirklich zum Spielstil der Eintracht, der häufig auf schnelle Umschaltmomente ausgelegt war, auf Konter und Pressing. Trainer Dino Toppmöller bot Uzun oft auf dem linken Flügel auf, von dort sollte er nach innen ziehen. Die Idee verfing sich nur bedingt.

Viel Konkurrenz in der Offensive

Bei den Frankfurtern glauben sie dennoch weiterhin an den einst für elf Millionen Euro verpflichteten Rechtsfuß, vertraglich gebunden ist Uzun ja nicht umsonst langfristig bis 2029. Nicht wenige sehen in ihm mittelfristig den Nachfolger von Mario Götze. Und in der Tat bringt Uzun für die Spielmacher-Rolle einiges mit, ein feines Füßchen, gutes Auge, rasche Auffassungsgabe, Gefühl für enge Räume, auch Torgefahr.

Die Konkurrenz aber wird nicht kleiner. Gerade offensiv wollen die Frankfurter nachlegen, stehen etwa Jonathan Burkardt und Ritsu Doan auf dem Einkaufszettel, zudem wohl noch ein weiterer Stürmer, sollte Hugo Ekitiké tatsächlich am Ende gehen. Dazu vermittelt Vorstand Krösche den Eindruck, dem bisher enttäuschenden Winterzugang Elye Wahi noch einen Riesensprung zuzutrauen.

Und auch im offensiven Mittelfeld tummeln sich etliche Jungs, Götze natürlich, auf den Seiten Jean-Matteo Bahoya und Ansgar Knauff, im Zentrum hält Trainer Toppmöller trotz schwacher Runde weiterhin große Stücke auf Farès Chaibi, zudem darf sich Leih-Rückkehrer Paxton Aaronson neu beweisen. Uzun also wird nicht nur fußballerisch liefern, sondern auch an Wehrhaftigkeit draufpacken müssen. Wie das geht? Am besten mal bei Kumpel Nene Brown nachfragen.