Wencke Bongartz auf dem Trainingsgelände des Leistungszentrums.

Mit 22 Jahren ist Wencke Bongartz die jüngste Leiterin eines Nachwuchsleistungszentrums in Deutschland – und auch die einzige Frau auf dieser Position. Obwohl sie noch gar nicht lange in Offenbach zuhause ist, hat sie die OFC-Werte schnell verinnerlicht.

Videobeitrag

Video

Als jüngste und einzige Frau in ganz Deutschland: OFC besetzt administrative Leitung neu

hs
Ende des Videobeitrags

Bongartz ist auf dem Bieberer Berg angekommen – in der Geschäftsstelle und auf dem Trainingsgelände des Regionalligisten Kickers Offenbach. Die 22-Jährige leitet seit Jahresbeginn das Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) des OFC und hat in wenigen Wochen schon einige Ausrufezeichen gesetzt.

"Ich habe versucht, neue Dinge einzuführen. Jeder Jugendliche soll seinen Trainer, jeden Mitspieler und jedem anderen, der ein Kickers-Logo auf der Brust trägt, mit Handschlag begrüßen", berichtet Bongartz. Ein Zeichen von Respekt. Auf dem Trainingsplatz sieht man: es klappt.

Viele Spieler suchen das Gespräch mit Bongartz, organisatorisch, aber auch fachlich. Die 22-Jährige ist Inhaberin der DFB-Trainerlizenz B+ und war zuvor in der Jugendabteilung von Carl-Zeiss-Jena tätig. In ihrer Heimat Mecklenburg-Vorpommern war sie Landesauswahltrainerin. Im Sommer 2023 kam sie als U13-Trainerin nach Offenbach – und hat schnell den Sprung auf die Führungsposition der Kickers-Jugend geschafft.

Offenbacher Werte 

Entdeckt hat sie Dominic Stumpf. Der "Leiter Sport und Kommunikation" beim OFC hat Bongartz von Jena nach Offenbach geholt. Der gebürtige Offenbacher Stumpf ist auch angetreten, um das Leistungszentrum neu aufzustellen. Die Verpflichtung von Bongartz soll dabei nicht nur symbolisch für einen Neuanfang stehen. "Dass sie als Frau im Herrenbereich eine gewisse Durchsetzungsfähigkeit mitbringt, hat sie in Jena schon bewiesen. Dazu kommt, dass sie unfassbar strukturiert arbeitet", lobt Stumpf, der vor seinem Einstieg beim OFC selbst in Jena tätig war.

Wencke Bongartz in ihrem Büro beim OFC.

Bongartz trägt vor allem organisatorische Verantwortung, offiziell ist sie die administrative Leiterin des Leistungszentrums. Sie plant Auswärtsfahrten und fungiert als Ansprechpartnerin für Eltern. Zudem betreut sie das Lizenzierungsverfahren für das Leistungszentrum, steht in ständigem Kontakt mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB).

Vernetzung von Jugendteams und Profis

Zu ihren wichtigsten Aufgaben gehört aber die Verzahnung von Jugend- und Profibereich. "Wir probieren vom Nachwuchs bis zu den Profis eine Idee zu integrieren: Kampfgeist, ein schnelles Spiel zum Tor, ein Leben für den Verein", hebt Bongartz hervor. Wofür der OFC steht, ist ihr schnell klar geworden: "Wer im Training nicht runter in die Grätsche geht, ist kein Offenbacher."

Dominic Stumpf vor dem OFC-Logo.

Man merkt der 22-Jährigen an, dass sie zwar gewissenhaft in der Verwaltung arbeitet, aber vor allem für den Sport brennt. "Ich bin in der Kaderplanung involviert und will immer den Leistungsstand wissen." Auch Stumpf erkennt diese Qualität: "Wencke ist eine unfassbar gute Trainerin mit sehr hohem Fachverstand. Ich mit meinen 37 Jahren kann jeden Tag von ihr lernen." Auch wenn Bongartz nicht als Trainerin beim OFC arbeitet, hat ihre fachliche Meinung Gewicht. 

Voller Fokus auf den OFC 

Ihre Zielsetzung ist klar: "Wir wollen, dass das Leistungszentrum wieder einen anderen Ruf bekommt, da stecke ich meine ganze Energie rein." Die neue Nachwuchschefin will erreichen, dass das NLZ konkurrenzfähiger wird. Das ist nötig, ab nächstem Jahr erhalten die U19 und die U17 der Kickers ein Startrecht in einer neuen DFB-Nachwuchsliga. Dass ihr Fokus ausschließlich auf dem OFC liegt, macht Bongartz immer wieder deutlich: "Ich bin hier in einem coolen Projekt und möchte die Idee umsetzen."

Dass sie in Mails auch mal mit "Herr Bongartz" angeschrieben wird, ist der Norddeutschen egal. Und auch ihr Alter wurde noch nicht zum Problem. Sie sieht das eher als Vorteil: "Es hilft mir , weil wir auch viele junge Trainer haben und man auf einer anderen Ebene miteinander sprechen kann."

Bongartz fühlt sich wohl auf dem Bieberer Berg – wenn sie über den Verein und die Kickers-Gemeinschaft spricht, hat man schnell das Gefühl, sie sei schon immer dagewesen.

Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen