Johannes Golla (r.), Timo Kastening (3.v.r.) und Jannik Kohlbacher (4.v.r.) müssen die Enttäuschung schnell verdauen.

Gerade ist die Heim-EM vorbei, da wartet schon der nächste Handball-Kracher: Die MT Melsungen mit Kapitän Timo Kastening kann den Schritt ins Final Four des Pokals schaffen. Auch die anderen beiden Nationalspieler aus Hessen müssen gleich wieder auf die Platte.

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Timo Kastening: Bilanz nach Heim-EM

Timo Kastening beim Wurf mit dem Handball in der linken Hand.
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Timo Kastening sah erschöpft aus. Als der Rechtsaußen am Sonntag in den Katakomben der Kölner Arena stand, hatte er nicht nur die Niederlage gegen Schweden im Duell um Platz drei mit der deutschen Handball-Nationalmannschaft zu verdauen. Hinzu kam die verpasste direkte Qualifikation für Olympia. "Es hat sich gezeigt, dass noch ein bisschen was zur Weltspitze fehlt. Wenn du immer wieder an diesem Punkt bist, dann ist es irgendwann auch die Wahrheit", meinte Kastening ernüchtert. "Wenn wir aber weiterhin fleißig bleiben, uns einspielen, taktisch noch etwas oben drauf packen, können wir diesen Abstand verkürzen."

Kastening war zwar ausgelaugt nach einem langen Turnier, in dem ihn noch eine Erkältung um zwei Spiele brachte, doch er will schnell wieder zurück nach Köln. Dort findet im April nämlich das prestigeträchtige Final Four um den DHB-Pokal statt, sprich Halbfinale und Finale an einem Wochenende. Dafür qualifizieren können sich Kastening und die MT Melsungen an diesem Samstag: Dann spielen sie beim Zweitligisten TuS N-Lübbecke (19 Uhr). "Die Losfee war auf unserer Seite, das muss man schon zugeben. Aber wir sind auch schon im Achtelfinale in Dessau vor verrückten 3.000 Zuschauern ins Stottern geraten. Das sollte Warnung genug sein", sagte Kastening im Interview mit dem hr-sport.

Kastening dabei, Martinovic fehlt länger

Eine weitere Warnung: Der Zweitligist lehrte mit HBW Balingen-Weilstetten (29:27) in dieser Saison bereits einen anderen Bundesligisten das Fürchten. Die MT muss zudem im Pokal und in den kommenden Wochen auf ihren gefährlichen Rückraum Ivan Martinovic verzichten, der sich während der EM an der Schulter verletzte und bis zu acht Wochen ausfallen dürfte. Verteidiger Adrian Sipos humpelte bei einem Spiel der Ungarn vorzeitig vom Feld, wird wohl aber ebenso wie der nun wieder genesene Kastening im Pokal zur Verfügung stehen. "Im Pokal gibt es viel eher die Chance, einen Titel zu holen als in der Liga. Wir wollen ins Halbfinale und von da an ist alles drin", so der MT-Kapitän.

Für Kastening bot die EM ein Auf und Ab: Im Abschluss und bei den Siebenmetern kam er nicht an seine Quoten im Verein heran, immerhin ließ er mit sechs Steals und einem fantastischen Anspiel hinter dem Rücken gegen Frankreich aufmerken. Das Spiel gegen Ungarn und gegen Dänemark, zwei Highlight-Auftritte der Deutschen, verpasste er krankheitsbedingt. Sein Zimmerkollege Johannes Golla musste da den Raum wechseln.

Besonderes Spiel für Kohlbacher

Kapitän Golla lieferte beispielsweise gegen Dänemark in der Abwehr eine Weltklasse-Vorstellung. Auch für der gebürtigen Rüdesheimer gibt es keine Verschnaufpause. Er reist ebenfalls am Samstag im Pokal mit der SG Flensburg-Handewitt zum HSV (20 Uhr).

Am Sonntag muss der Hesse Jannik Kohlbacher mit seinen Rhein-Neckar Löwen zu einem der schwersten Gegner, dem Champions-League-Sieger SC Magdeburg (18 Uhr). Für Kohlbacher, der im Laufe der EM immer besser ins Turnier fand, ist es eine besondere Partie: Im Vorjahr gewann er mit den Löwen gegen ebenjene Magdeburger in einem packenden Finale den Pokal, kassierte dabei nach drei Zeitstrafen in der 65. Minute die Rote Karte.