Melsunger Handballer im Titelrennen Verletzungsseuche schweißt MT noch mehr zusammen

Die MT Melsungen klammert sich an der Spitze fest und spielt um den Europapokalsieg. Wie konnte sie das trotz der schweren Verletzungssorgen schaffen? Die Geschichten von zwei Spielern geben Aufschluss.

Torhüter Adam Morawski wird von seinen Teamkollegen geherzt.
Torhüter Adam Morawski wird von seinen Teamkollegen geherzt. Bild © Imago Images

Es war nur eine kleine Geste, aber sie erzählte viel von dieser Melsunger Mannschaft. Nach dem Erfolg bei Bidasoa Irun in der vergangenen Woche und dem Einzug in das Europapokal-Final-Four warfen die Akteure ihren Spielmacher Erik Balenciaga in die Lüfte. Sie ließen ihn hochleben, als hätte er Geburtstag oder würde seinen Abschied verkünden.

Erik Balenciaga wird in Spanien gefeiert.
Erik Balenciaga wird in Spanien gefeiert. Bild © Instagram Erik Balenciaga

Doch nichts dergleichen: Die MT-Spieler bedankten sich auf diese Weise schlicht bei ihrem Reiseleiter, der für das Abendprogramm inklusive Essen in Spanien gesorgt hatte - und gleichzeitig bei ihrem Regisseur, der wieder einmal mit seinen Pässen für den Erfolg verantwortlich gezeichnet hatte.

Balenciaga einer der Handballer des Monats

Die Melsunger sind in dieser Spielzeit vom Verletzungspech gebeutelt, doch der kleine Spanier biss immer wieder trotz Knieproblemen auf die Zähne und ist somit einer der Garanten, warum die MT noch immer an zweiter Stelle der Handball-Bundesliga steht. Im April stand er folgerichtig zur Wahl zum Handballer des Monats - absolut zurecht, wies er doch in jenem Monat beispielsweise eine Wurfquote von fast 93 Prozent auf.

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Melsungen schlägt die Löwen

MT Melsungen: Torhüter Adam Morawski brüllt alles heraus
MT-Torhüter Adam Morawski brilliert und brüllt im Kasten der Melsungen. Bild © Imago Images
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Auch am Sonntag beim 25:23-Sieg gegen die Rhein-Neckar Löwen zeigte Balenciaga wieder sein Können, diesmal nicht nur mit der feinen Klinge, sondern mit Wucht. Er zog mit Dynamik in die Abwehrreihen und provozierte die entscheidenden Siebenmeter.

MT eiskalt vom Strich

Kapitän Timo Kastening verwandelte seine Würfe vom Strich diesmal sicher, in der Regel ist Ian Barrufet in dieser Disziplin eine Bank. Gleich zehn Strafwürfe bekamen die Melsunger am Sonntag zugesprochen, sie entschieden die Partie auch deswegen für sich. Es war kein Handball-Leckerbissen, aber eben ein typisch "dreckiger Sieg" für eine Spitzenmannschaft. Melsungen ist nun weiterhin punktgleich mit dem Spitzenreiter Berlin.

Ein anderer Faktor am Sonntag war Torwart Adam Morawski, der auf elf Paraden kam und vor allem in den entscheidenden Phasen den Gästen den Zahn zog. Beim Stand von 13:13 stand der Pole mit einer Grätsche in der Luft, in der 58. Minute parierte er einen Siebenmeter.

Nach dem Ausfall von Nebojsa Simic rückte Morawski nun in den Fokus und wurde nach einem holprigen Start im Europapokal-Hinspiel zum echten Rückhalt der Hessen in den vergangenen Partien. In Erlangen schaffte er 15 Paraden, in Spanien hielt er seine Mannen über eine Viertelstunde ohne Gegentor, am Sonntag nun verdiente er sich die nächsten Auszeichnungen und Sprechchöre. "Ich muss Adam ein Sonderlob aussprechen", sagte dann auch Trainer Roberto Garcia Parrondo nach der Partie. Besonders ist die Leistung auch deshalb, weil Morawski den Klub im Sommer verlässt (zu Kielce) und bis vor wenigen Wochen im Schatten von Simic gestanden hatte.

Simic fällt das ganze Jahr aus

Simic wird nun - so teilte es Vorstand Michael Allendorf bei "Dyn" mit - wohl bis Februar nächsten Jahres ausfallen. Im Sommer wird die MT auf der Torhüter-Position daher noch etwas tun müssen, bis dahin vertraut sie auf den Routinier Carsten Lichtlein - und eben Morawski. Auch er ist ein Ausweis des perfekt funktionierenden Melsunger Kollektivs.

Und das hat nach all der "Verletzungsseuche" in der anstehenden Länderspielpause etwas Zeit zum Verschnaufen. Sie werden die Kräfte brauchen, denn unmittelbar danach hat es der Plan in sich: Es geht auswärts zum Konkurrenten Hannover, dann folgt das Derby gegen Wetzlar, wiederum kurz danach das "Final Four" um den Europapokal und nur wenige Tage später das wohl alles entscheidende Spiel um die Meisterschaft auswärts in Berlin. Für dieses Programm müssen sie ihren spanischen Spielmacher und den polnischen Torhüter am besten in Watte packen.

Sendung: hr-fernsehen, heimspiel!,

Quelle: hessenschau.de