Ex-Skispringer mit neuen Aufgaben Leyhe: Keine Reue nach Karriereende
Vermissen ja, Reue nein: Stephan Leyhe ist nach seinem Rücktritt als aktiver Skispringer mit sich im Reinen. Zusätzlich zu seinen privaten Plänen hat er nun eine besondere Aufgabe bekommen.
Während sich die aktiven Skispringer schon jetzt im Training quälen, um für die Sommerwettkämpfe und vor allem den nächsten Weltcup-Winter fit zu sein, kann es Stephan Leyhe entspannt angehen lassen. Nach seinem Karriereende vor wenigen Monaten ist er Skisprung-Rentner. Statt in der Hitze Kondition zu bolzen, zeigte sich der 33-Jährige am Dienstag auf dem Hessentag in Bad Vilbel. Auch sein Heimatverein, der SC Willingen, ist dort mit einem Stand vertreten.
Leyhe: "Ich vermisse das schon ein bisschen"
"Es war einfach der richtige Zeitpunkt, meine aktive Karriere zu beenden", resümierte Leyhe in einer Talkrunde auf der Bühne im Hessenforum. "Ich merke keine Reue oder so. Ich vermisse das schon ein bisschen, aber ich bin innerlich sehr zufrieden."
Die Entscheidung, mit dem Skispringen aufzuhören, hat der Willinger nach eigener Aussage ohnehin nicht von heute auf morgen getroffen. "Es kommt so ein bisschen über die Jahre, über Monate, wenn man ganz oben im Leistungssport ist, durch eine Verletzung zurückgeworfen wird und es dann vielleicht nicht mehr ganz so dahin schafft." Leyhe hatte sich im März 2020, kurz nach seinem Weltcup-Sieg auf der heimischen Mühlenkopfschanze, einen Kreuzbandriss zugezogen. "Und irgendwann kommt der Punkt, an dem du dich fragst, ob sich das noch lohnt."
Quälerei schon in der Schulzeit
Diese Gedanken wurden dann immer konkreter. "Im Winter habe ich gemerkt: Ich will dieses Frühjahr, diesen Sommer nicht mehr so hart trainieren." Doch die Strapazen des Skispringer-Lebens haben sich laut Leyhe nicht nur darauf beschränkt. "Die Schulzeit war eine Quälerei. Ich glaube, in meinem Abi-Jahr hatte ich 40 Fehltage oder so, das muss man erstmal nachholen. Dein Alltag besteht aus Schule, Training, Wettkämpfen und das im Alter von 18, 19 Jahren. Andere machen viel Party und man muss schon auf einiges verzichten."
Da Skispringen keine Randsportart sei, würde sich das Profitum schon lohnen, so Leyhe. Aber es gebe eben Dinge, die man im Fernsehen nicht mitbekommt. "Man sieht uns nur jede Woche in einem anderen Land", sagte Leyhe. "So ein Flug nach Japan, das sind halt mal zwölf Stunden am Stück. Dann muss man noch hoch nach Sapporo. Donnerstag hin, Sonntagabend zurück. Irgendwann ist der Zeitpunkt, wo man das dann nicht mehr ganz so gerne macht." Bei Leyhe kam dieser Zeitpunkt nach elf Weltcup-Jahren.
Leyhe wird Botschafter der Sportstiftung Hessen
Inzwischen hat das neue Leben Stephan Leyhe schon fest im Griff. Der Umzug zurück in die Heimat Willingen ist vollzogen, die Aufnahme eines Architekturstudiums soll bald folgen. Und nun wird Leyhe eine weitere Aufgabe zuteil: Er ist neuer Botschafter der Sportstiftung Hessen - der zweite neben Turn-Olympiasieger Fabian Hambüchen. Stiftungsvorsitzender ist der frühere hessische Innenminister Peter Beuth, der Leyhe als einen "Sportsmann durch und durch" adelte und ihn persönlich anrief, um ihn von der repräsentativen und ehrenamtlichen Rolle zu überzeugen.
"Ich bin sehr gespannt, welche Aufgaben da wirklich auf mich zukommen und ich hoffe einfach, dass ich allgemein den Sport nach außen tragen kann", so Leyhes Erwartungen. Beste Voraussetzung dafür ist, dass der Willinger mit sich im Reinen ist. "Ich hatte eine geile Karriere und kann stolz auf das zurückblicken, was ich da erreicht habe." Und die Sonne auf dem Hessentag genießen, statt in der Saisonvorbereitung zu schuften.