Baustelle in einem Neubaugebiet - Gerüste an Häusern

Eine Wohnung oder ein Haus zu bauen, ist in Hessen 2022 erheblich teurer geworden. Im Schnitt 13,8 Prozent kosteten Bauleistungen mehr als im Vorjahr. Noch höher war die Preissteigerung zuletzt 1970.

Wer gerade baut und Material oder Personal für seine Baustelle braucht, der hat es längst gemerkt: Die Preise für den Neubau von Wohngebäuden haben mächtig angezogen. Das Statistische Landesamt in Wiesbaden hat das mit seinen Zahlen am Montag belegt.

Im Vergleich zum Vorjahr habe es einen Zuwachs um durchschnittlich 13,8 Prozent gegeben. Das sei der stärkste Anstieg der Baupreise seit 52 Jahren. Damals, im Jahr 1970, lag die Teuerungsrate bei 16,7 Prozent.

Alles wird teurer: Lohn, Material, Kredite

Die Bauleistungen umfassen neben den Lohnkosten für Arbeiter auch die Transport- und Materialkosten. Die im Jahr 2022 gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise hätten daher auch die Entwicklung der Baupreise beeinflusst, erklärten die Statistiker.

Kräftige Preisanstiege werden in allen Gewerken rund ums Bauen verzeichnet. Mit 21,6 Prozent betrifft der stärkste Anstieg Entwässerungskanalarbeiten, gefolgt von Stahlbauarbeiten, die um 19,8 Prozent teurer wurden. Einen deutlichen Anstieg der Kosten um 18,1 Prozent gab es auch beim Bau von Außenanlagen.

Bezahlbarer Wohnraum in Gefahr

Die Kosten für Instandhaltungsarbeiten an Wohngebäuden seien im Jahresvergleich um 12,8 Prozent geklettert. Der Neubau von gewerblichen Betriebsgebäuden verteuerte sich nach Angaben des Landesamtes um 16,1 Prozent und der Neubau von Bürogebäuden um 15,7 Prozent.

Der sehr starke Anstieg der Baupreise habe immense Auswirkungen auf Neubau und Modernisierungen, mahnte Axel Tausendpfund, Vorstand beim Verband der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft (VdW).

Der VdW hatte schon vor Monaten davor gewarnt, dass die Schaffung bezahlbaren Wohnraums gefährdet sei. Die Preisspirale müsse gebremst werden, so die Forderung. Außerdem müssten verlässlich gute Förderkonditionen für Unternehmen etabliert werden.

Bürokratie den Kampf ansagen

Damit günstiger gebaut werden kann, sollten die Bürokratie und lange Verfahren angegangen werden, forderte der Vizepräsident der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände, Thomas Reimann.

Die Aufstockung von Gebäuden sowie der Ausbau von Dachgeschossen für Wohnzwecke sollten von der Baugenehmigung freigestellt werden. "Das würde das Bauen beschleunigen und die Verwaltung entlasten." Was Bauherren zusätzlich belastet, sind die steigenden Bauzinsen.

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