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Nordhessen umwirbt niederländische Fachkräfte

Mann neben Tafel, auf der willkommen steht

Der Fachkräftemangel ist auch in Nordhessen ein Problem. Die Region wirbt deswegen seit einigen Jahren in den Niederlanden gezielt um Auswanderer – und das mit Erfolg.

Mit seinem Umzug ins beschauliche Wanfried (Werra-Meißner) hat sich Sefton Nickless aus Rotterdam einen Traum erfüllt. Der 43-Jährige wollte schon immer auswandern. Als er dann im Internet den Campingplatz im Stadtteil Altenburschla entdeckt, der zum Verkauf steht, zögert er nicht lange. Gemeinsam mit seinem Partner zieht er nach Nordhessen.

In Rotterdam hat Nickless als Sozialarbeiter gearbeitet und Jugendliche betreut. Nordhessen kannte er bis vergangen Sommer nur von Urlauben. Seit August betreibt er seinen eigenen Campingplatz direkt am Fluss und genießt das Landleben: "Als ich hier herkam, war ich direkt verliebt."

Einwanderer gegen Fachkräftemangel

Das Regionalmanagement Nordhessen hofft, dass noch viele Landsleute dem Beispiel von Nickless folgen werden. Seit neun Jahren werben die Wirtschaftsförderer auf Auswanderermessen in den Niederlanden für Nordhessen. Sebastian Tischler vom Regionalmanagement hat auf den vergangenen Messen in Utrecht die Werbetrommel gerührt.

Menschen stehen an einem Messestand des Regionalmanagements Nordhessen

"Wir haben in Nordhessen die Herausforderung des Fachkräftemangels und wir suchen Nachfolger für Betriebe", beschreibt Tischler das Problem. Aus der Region komme zu wenig Nachwuchs, der den Bedarf nicht ausreichend abdecken könne.

Bei den Niederländerinnen und Niederländern ist das Interesse offenbar da: Pflege, Medizin, Handwerk, Hotellerie – es gebe kaum eine Branche, sagt Tischler, zu der es noch keine Anfrage gegeben hätte.

Nordhessen – durch Urlaube vertraut

Auch Nickless hat Tischler schon bei der Messe unterstützt. Er wurde live per Video zugeschaltet und hat von seinen Erfahrungen erzählt, Fragen seiner Landsleute beantwortet und von Altenburschla geschwärmt. Doch warum wirbt Nordhessen so gezielt in den Niederlanden?

Tischler erklärt das unter anderem mit dem Tourismus. Jährlich besuchten rund 650.000 Gäste aus dem Ausland die Tourismusdestination GrimmHeimat NordHessen – davon komme ungefähr die Hälfte aus den Niederlanden. Die meisten besuchen demnach Willingen oder den Edersee und kennen die Region dadurch.

Mann steht auf Wiese und schaut auf die Werra

Hinzu komme, dass die Wohn- und Lebenshaltungskosten günstiger seien als beispielsweise in Utrecht. Dort koste ein kleines Haus mit etwas Garten zwischen 400.000 und 600.000 Euro – außerhalb von Kassel sei
ein solches Haus mit großem Garten für rund die Hälfte zu haben.

Schnupperwochenende in Willingen

Durch die vergangenen Messen seien bereits 40 Niederländer in die Region gezogen, freut sich Tischler. Die großen Zahlen seien das noch nicht, aber immerhin ein Anfang. Um "auswanderungswillige Niederländer" von Nordhessen zu überzeugen, ist jetzt ein "Schnupperwochenende" geplant.

Das Wochenende soll im Juli in Willingen stattfinden. Interessierte erhalten nähere Informationen zum Arbeits- und Wohnungsmarkt und machen eine Sightseeingtour durch den Landkreis Waldeck-Frankenberg. Laut Tischler haben sich bereits 20 Personen angemeldet.

Werbung im Freundeskreis

Auf dem Campingplatz von Sefton Nickless ist bis dahin schon die Hauptsaison angebrochen. Vorher ist allerdings noch viel zu tun. Der 43-Jährige will die Sanitäranlagen sanieren, die Wiese mähen und eine Chill-out-Zone mit Picknicktischen und Stühlen bauen.

Mann arbeitet an Sanitäranlagen auf Campingplatz

Im kommenden Sommer werden 70 Prozent der Camper auf seinem Platz aus den Niederlanden kommen, sagt er. Darunter auch einige seiner Freunde. Vielleicht entscheidet sich dann ebenfalls der eine oder andere, in Nordhessen zu bleiben.

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