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Wolfsheulen im Wildpark Hanau womöglich zum letzten Mal

Einer der Polarwölfe im Wildpark Hanau heult

Es ist weit über die Stadtgrenzen Hanaus bekannt: das Wolfsheulen im Wildpark Alte Fasanerie. Nach dem Tod des Leitwolfs fand es nun womöglich zum letzten Mal statt.

Polarwolf Inuq streckt seinen schneeweißen Hals nach oben und heult laut gen Himmel. Seine Geschwister Monja und Aslan stimmen mit ein, angefeuert von zahlreichen Menschen hinter dem Zaun im Hanauer Wildpark Alte Fasanerie. Seit Jahren ist das ein schaurig-schönes Erlebnis und deshalb ein beliebtes Event bei Jung und Alt. Ausgerechnet das diesjährige Halloween-Wolfsheulen könnte allerdings das letzte gewesen sein.

Denn vor wenigen Tagen übermittelte der Wildpark traurige Nachrichten: Polarwolf Inuq starb im Alter von zwölf Jahren. Seine Bauchspeicheldrüse hatte schon im Spätsommer ihre Funktion eingestellt. Inuq nahm innerhalb weniger Wochen enorm ab, weil sein Körper die Nahrung nicht mehr richtig verdauen konnte. Gelitten habe der Wolf aber nicht, sagt Wildbiologin Marion Ebel.

Friedlich eingeschlafen

Nach Aussage von Ebel schlief Inuq ruhig an seinem Lieblingsplatz unter dem Hochstand im Wolfsgehege ein. "Die friedlichste Art, wie ein Wildtier aus dem Leben scheiden kann", sagt die Biologin: "Das zeigt mir, dass er in seiner gewohnten Umgebung und in seinem Rudel bis zum Ende Glück und Geborgenheit erfahren hat." In gewisser Weise gehört Ebel zu dem Rudel in der Alten Fasanerie.

Zwei Polarwölfe im Wildpark Hanau begrüßen Wildbiologin Marion Ebel und klettern an ihr hinauf

2011 kam Tundrawolf Inuq mit seinen beiden Geschwistern Monja und Aslan aus dem Schutzwildhochpark Rheinböllen (Rheinland-Pfalz) in den Hanauer Wildpark. Weil die Wolfsmutter ihre Babys nicht annahm, zog Wildbiologin Ebel die drei mit der Flasche groß.

Ebel war es auch, die den dreien von kleinauf das Heulen beibrachte. "Ich habe sie mir auf den Bauch gelegt und losgelegt", erinnert sich die Wolfsziehmutter. Wenn sie in den folgenden Jahren zum Heulen ansetzte, stimmte das Trio mit ein. Allen voran: Leitwolf Inuq.

Versuch ohne Heulgarantie

"Ich werde nie die Wärme seines Fells und die tiefe Freundschaft vergessen, die er mir gab", sagt Ebel über ihren Liebling. "Er verkörperte Durchsetzungsvermögen, Stärke, Energie und Kraft in jeder seiner Bewegungen." Inuq sei ein beeindruckender Anführer seines kleinen Rudels gewesen.

Zwei Polarwölfe im Wildpark Hanau

Durch seinen Tod könnte auch das beliebte Wolfsheulen ein Ende haben. Bruder Aslan hat noch nicht so recht in seine neue Rolle des Anführers gefunden, Schwester Monja hält sich beim Heulen ohnehin lieber im Hintergrund, wie Ebel erläutert. "Eine Heulgarantie kann leider nicht gegeben werden", sagte die Wildbiologin deshalb vor dem Halloween-Wolfsheulen.

Probieren wollte sie es trotzdem. Sollte das nicht geklappt haben, will Ebel die beiden Wölfe in Zukunft nicht mehr dem Druck der Zuschauer aussetzen und nicht mehr zum Wolfsheulen einladen.

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