Der Krebs ist weg - und dann ist alles wieder gut? Mitnichten, sagen drei Autorinnen aus Mittelhessen. Mit einem Buch wollen sie Kinder darüber aufklären, was diese Erkrankung und ihre Behandlung nach sich ziehen. Dabei haben sie auch eigene Erfahrungen verarbeitet.

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Kinderbuch über Krebs

Titelseite Buch "Das tapfere Häschen". Ein Hase steht neben einem Baum.
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Der kleine Hase ist müde und braucht eine Pause. Seine Freunde hatten ihn zu einem Ausflug eingeladen. Und eigentlich hatte der Hase sich riesig gefreut, denn sein letzter Ausflug ist schon länger her. Schon bald muss er sich aber setzen und erzählt den besorgten Freunden von seiner schweren Krankheit, dem Krebs, den er eigentlich besiegt hat - dessen Folgen er aber weiter mit sich herumschleppt.

Der kleine Hase ist die Hauptfigur des Buchs "Das tapfere Häschen", das Kindern das Thema Krebserkrankung und ihre Folgen näherbringen will. Geschrieben haben es drei Frauen: Rebecca Schmidt aus Waldbrunn und Esther Pikmann aus Bad Camberg (beides Limburg-Weilburg) sowie Vanessa Hörter aus Altenkirchen (Westerwald).

"Spätfolgen für Außenstehende nicht zu sehen"

Zwei der Autorinnen haben eigene, leidvolle Erfahrungen mit dem Thema: Vanessa Hörter erkrankte 2020 an Brustkrebs. Und bei Rebecca Schmidts Tochter Mathilda wurde 2017 ein Neuroblastom diagnostiziert, eine Krebserkrankung des Nervensystems. Ein jahrelanger Kampf auch um die richtige Therapie begann, den die heute Neunjährige inzwischen gewonnen hat.

Doch auch nach einer überstandenen Krebserkrankung ist nicht gleich alles in Ordnung, sagt Schmidt. Mathilda etwa hat durch die Chemotherapie einen Hörverlust erlitten. "Viele Spätfolgen und auch die Sorgen, ob die Krankheit wiederkommt, sind für Außenstehende erst einmal nicht zu sehen", erklärt die 38-Jährige.

Kindgerechte Aufklärung

Manchmal fehle es deswegen an Verständnis von Nicht-Betroffenen. "Oft muss man sich im Alltag rechtfertigen, was gar nicht böse gemeint ist." Denn vor allem für Schulen und Kitas gebe es zu wenig Materialien, die darüber aufklärten, was eine Krebserkrankung alles nach sich zieht. Diese Lücke wollen die drei Autorinnen mit ihrem Buch nun füllen.

Ein solches Buch hätte sie während Mathildas Behandlung gut gebrauchen können, erzählt Schmidt. Die wenigen, die es gebe, seien entweder zu umfangreich oder zu speziell auf eine bestimmte Krankheit zugeschnitten gewesen. Ähnlich ging es Co-Autorin Vanessa Hörter, die das Buch mit Aquarellbildern illustriert hat. Auch ihr sei es ihr sehr schwer gefallen, ihrem zweijährigen Sohn ihre Krankheit zu erklären, berichtet die 34-Jährige.

Inspiriert von Mathilda

Bei einem Gespräch über Mathilda und das Päckchen, das sie zu tragen hat, kam dann die Idee auf, gemeinsam ein Buch zu dem Thema zu schreiben, erzählt Esther Pikmann, die seit langem mit den Schmidts befreundet ist. "Wir haben direkt einen Zettel und einen Stift genommen und Ideen gesammelt." Schnell war klar: Der Text soll in Reimform sein und die Hauptfigur ein Häschen, da sie geschlechtsneutral sein sollte. Sinnbildlich trägt es einen Rucksack mit sich herum, in dem es die Erinnerungen an den Kampf gegen die Krankheit gesammelt hat.

Inspiriert sei das Häschen von Mathilda, erzählt Rebecca Schmidt: "Wir haben die Brutalität einer unberechenbaren Krankheit miterlebt, die uns zu einer langen und intensiven Zeit der Therapie gezwungen hat", sagt sie. "Während dieser Zeit ist meine Tochter mein größtes Vorbild geworden."

Ziel: Mit Kindern ins Gespräch kommen

Die Arbeit am Buch war für sie und Vanessa Hörter quasi therapeutisch, erzählt sie. Esther Pikmann brachte die Perspektive von Nicht-Betroffenen mit ein. "Das tapfere Häschen" soll helfen, mit Kindern über das Thema Krebs ins Gespräch zu kommen, wünschen sich die drei Autorinnen für ihr erstes Buch. Um das zu erleichtern, haben sie im Anhang Begriffserklärungen zusammengestellt - zum Beispiel was genau bei einer Krebserkrankung passiert oder welche Nebenwirkungen eine Chemotherapie haben kann.

Im Juli war das Buch fertig und ging zunächst an verschiedene Kinderkliniken. Das Feedback sei ausnahmslos positiv gewesen, berichtet Schmidt, die eigentlich als Lehrerin arbeitet. Seit 1. September ist es (im Selbstverlag) zu kaufen.

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Korrektur: In einer früheren Version des Textes schrieben wir, Mathilda sei sieben und Vanessa Hörter komme auch aus Waldbrunn. Wir bitten, die Fehler zu entschuldigen.