Büttenreden, Kostüme, Umzug - dieser Dreiklang bestimmt die Fastnacht in Hessen. Doch die Vereine klagen: Es fehlt der Nachwuchs in der Bütt. Drei junge Menschen erzählen, was ihnen an diesem seltenen Hobby Spaß macht.

Audiobeitrag

Audio

In der Bütt fehlt der Nachwuchs

Die Geschwister Gutberlet stehen auf der Bühne.
Ende des Audiobeitrags

Viele Karnevalsvereine beklagen fehlenden Nachwuchs. "Die Lage ist schwierig. Das Engagement ist allgemein etwas auf der Strecke geblieben aufgrund der letzten zwei Corona-Jahre", sagt Jan-Christoph Frühauf, Vizepräsident der Fuldaer Karnevalsgesellschaft. Von zehn Kindern, die vor 2020 bei der FKG in der Bütt standen, seien nur noch drei übrig geblieben.

Auch andere Vereine teilen diese Nachwuchssorgen - doch diejenigen, die auch dieses Jahr wieder in die Bütt treten, machen das aus Überzeugung und mit großem Spaß. Was reizt sie an den Auftritten? Drei junge Menschen berichten von ihrem närrischen Hobby.

Anastasia Gutberlet, 20 Jahre alt, Büttenrednerin beim GV Schweben in Flieden

Anastasia Gutberlet als Pirat auf der Bühne

Zum ersten Mal in der Bütt stand Anastasia nach eigenen Angaben mit acht Jahren. Damals waren ihre Eltern das Prinzenpaar in Flieden-Schweben (Fulda). "Da fiel es mir natürlich leicht, sie durch den Kakao zu ziehen und so die Leute zu unterhalten", erzählt die Studentin. Seitdem habe sie Gefallen an den Auftritten gefunden. "Ich bin ein Mensch, der sich selbst nicht zu ernst nimmt. Dadurch fällt mir das Reden leicht."

Mittlerweile stehe sie nicht mehr allein in der Bütt, sondern mit ihrem jüngeren Bruder Korbinian. Das sei am Anfang etwas komisch gewesen, gebe ihr aber auch Sicherheit. "Wenn etwas schief geht, können wir eingreifen und uns gegenseitig helfen."

Das Beste an ihren Auftritten seien die Zuschauer. "Wenn man seinen Witz gemacht hat und dann hört, wie die Leute herzhaft lachen." Die Witze kämen vor allem deswegen gut an, weil das Dorfgeschehen aus Schweben häufig Thema in der Bütt sei. Und das immer ganz aktuell, die Texte entstünden immer erst zwei Wochen vor dem ersten Auftritt.

Korbinian Gutberlet, 18, Büttenredner beim GV Schweben

Korbinian Gutberlet mit Fastnachtsuniform auf der Bühne

Für Korbinian war der Weg in die Bütt quasi vorgegeben: Nachdem seine Schwester schon ein paar Jahre allein auf der Bühne gestanden hatte, habe sie ihn gefragt, ob sie nicht etwas zusammen machen wollen. "Ich habe nicht lang nachgedacht und Ja gesagt."

Seitdem liefere er sich mit seiner Schwester "regelrechte Wortschlachten" auf der Bühne des GV Schweben. "Das ist nicht viel anders als zu Hause", sagt der Dachdecker-Azubi: "Ich drücke Anastasia auch privat oft einen Spruch rein." Die Eltern fänden es toll, dass ihre Kinder zusammen auf der Bühne stehen.

Zu den Fastnachtsveranstaltungen im Dorfgemeinschaftshaus in Schweben kämen viele der 500 Einwohner des Fliedener Ortsteils. Das, findet Korbinian, sei das Schönste an der närrischen Zeit. "Wir treffen uns, sitzen zusammen, und später kann ich sie auf der Bühne auch noch zum Lachen bringen." Alle fänden es gut, dass sie so aktiv bei der Fastnacht mitmachen.

Victoria Weichselgärtner, 24, Büttenrednerin beim TV Kesselstadt in Hanau

Victoria Weichselgärtner steht in einer bunten Kulisse und gestikuliert mit den Händen

Im Gardekostüm und mit Bauhelm auf dem Kopf steht die Bauingenieurwesensstudentin dieses Jahr auf der Bühne. "Ich bin ein Funkelmariechen, das irgendwie auf dem Bau gelandet ist", sagt die 24-Jährige. Funkelmariechen, nicht Funkenmariechen, so habe sie die Gardetänzerinnen als Kind genannt.

Sie sei schon ihr Leben lang beim TVK an Fastnacht dabei, erzählt sie: "Ich habe erst selbst getanzt. Dann bin ich in die Bütt." Zunächst sei sie noch zusammen mit Vater Udo auf der Bühne gestanden. Seitdem der keine Lust mehr habe, mache sie es alleine.

Für ihre Auftritte bekäme sie immer gutes Feedback, sowohl hinter der Bühne als auch vom Publikum. Das laute Lachen des Publikums und der gelegentliche Tusch der Band sei das Schönste für sie und motiviere sie sehr. "Es macht einfach Spaß, die Leute mitzunehmen und zum Lachen zu bringen."

In der Bütt lerne sie aber auch viel über sich selbst. "Dadurch kriege ich natürlich mehr Selbstbewusstsein, auch im Alltag." Ans Aufhören denke sie noch lange nicht. "Der Verein ist froh, dass ich jedes Jahr dabei bin. Es muss aber jetzt auch Neues hoch in die Bütt kommen."

Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen