Katholiken feiern Fronleichnam Bischof Bätzing warnt vor Bedeutungsverlust der Kirche
Prozessionen bei prächtigem Wetter: An Fronleichnam haben Katholiken in Hessen ihren Glauben mit Gottesdiensten und Prozessionen gefeiert. Die sinkende Zahl an Gläubigen bereitet dem Limburger Bischof Bätzing Sorgen.
Katholiken in Hessen haben am Donnerstag in zahlreichen Städten das Fronleichnamsfest gefeiert - mit Prozessionen und Gottesdiensten unter freiem Himmel. Eine Tradition, die jedes Jahr wenige Tage nach dem Pfingstfest begangen wird.
In der Gegenwart hat sich die katholische Kirche mit Austritten, fehlendem Priester-Nachwuchs, der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen und der eigenen Zukunft zu beschäftigen.
Die schwindende Relevanz von der Kirche in der Gesellschaft war denn auch ein Thema in der Predigt des Limburger Bischofs Georg Bätzing am kirchlichen Feiertag.
Immer weniger Menschen sähen den Glauben als Fundament und Stütze für ihr persönliches Leben. Dies könne den Gläubigen nicht gleichgültig sein, so Bätzing am Donnerstag. "Denn die 'Religion der Gleichgültigen' führt auch in vielen anderen Bereichen zu Auflösung und Irrelevanz. Was einmal verloren gegangen ist, das gewinnt man nicht so leicht wieder - womöglich nie wieder", betonte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.
Das Fronleichnamsfest sei ehemals eine öffentliche Demonstration des katholischen Glaubens auch als Abgrenzung zu anderen christlichen Konfessionen gewesen, erinnerte Bätzing.
Fulda: Wandel sorgt für große Herausforderungen
In der osthessischen Katholiken-Hochburg Fulda zogen Katholikinnen und Katholiken nach einem Gottesdienst im Dom bis zur Stadtpfarrkirche – vorbei an vier geschmückten Altären. Mit dabei war Michael Gerber, der sich unter der Woche bei den Missbrauchsopfern entschuldigte: "Wir haben als Bistum Fulda Schuld auf uns geladen."
Die Predigt am Donnerstag hielt Generalvikar Martin Stanke, der unter anderem aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen aufgriff. Der rasante Wandel durch Digitalisierung, künstliche Intelligenz und veränderte Lebensentwürfe stelle viele Menschen und auch die Kirche vor große Herausforderungen, sagte Stanke laut Mitteilung in seiner Ansprache.
Gerade in dieser Zeit gebe es einen Anker: die Eucharistie – also die Erinnerung der Katholiken an das letzte Abendmahl, den Tod und die Auferstehung Jesu Christi. Sie erinnere daran, dass Gott nicht fern sei, sondern real und gegenwärtig, so Stanke. "Christus ist nicht Idee oder Erinnerung, sondern lebendige Nähe."
Für Katholiken ist das eucharistische Brot ein Realsymbol für die Gegenwart Christi. Diese Gegenwart wird an Fronleichnam in besonderer Weise gefeiert, indem eine in einem Gottesdienst geweihte Hostie in einer Monstranz, einem liturgischen Schaugefäß, in einer Prozession durch die Straßen getragen wird.
Das katholische Fronleichnamsfest fällt auf den zweiten Donnerstag nach Pfingsten. Es wird weltweit gefeiert. In Deutschland ist es nur in Hessen, Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland ein gesetzlicher Feiertag.