Gießener in Israel "Wir müssen zwei- bis dreimal täglich in den Schutzraum"
Burghard Schunkert aus Gießen leitet eine Behinderteneinrichtung im Westjordanland und lebt in Jerusalem. Bei Bombenalarm in den Schutzbunker zu gehen, kennt er. Doch seit der Konflikt zwischen Israel und dem Iran eskaliert, hat sich auch für ihn die Lage zugespitzt.
Israel und der Iran setzen ihre gegenseitigen Angriffe unvermindert fort. Burghard Schunkert aus Gießen bekommt das täglich zu spüren, denn er lebt in Jerusalem und arbeitet seit vielen Jahren im Westjordanland. Im Gespräch mit dem hr berichtet er am Montag: "Jetzt haben wir die Situation, dass wir täglich Angriffe aus dem Iran aber auch aus dem Jemen bekommen."
Schunkert pendelt nach in Bait Dschala bei Bethlehem und leitet eine Einrichtung für Menschen mit Behinderung. "Wir haben im Gebäude zwei Schutzräume gebaut" - auch vor dem Gespräch hätten sie ihn wieder wegen Raketenalarms aufsuchen müssen, schildert Schunkert. "Die Rakete wurde allerdings abgefangen."
Bei Alarm bleiben acht Minuten
Die Warnungen kommen über das Mobiltelefon, dann gelte es, die Schutzräume möglichst schnell aufzusuchen, ob zu Hause in Jerusalem oder bei der Arbeit im Westjordanland. "Das passiert im Moment täglich zwei bis dreimal, meistens in der Nacht", so Schunkert. Darunter leide der Schlafrhythmus. Er sei froh, dass alle Menschen, "die bisher wirklich diese Schutzräume aufgesucht haben, bewahrt geblieben sind vor größerem Schaden."
Bei einem Alarm blieben acht Minuten, um den Schutzraum zu erreichen. "Im Moment ist das genug Zeit, dort auch anzukommen", so Schunkert. "Weil wir nie wissen, wie lange wir im Bunker bleiben müssen, haben meine Frau und ich immer einen kleinen Rucksack griffbereit, mit Getränken und etwas zu Essen", berichtet er.
"Lebensroutine in Krisenzeiten beibehalten"
"Dort treffen wir dann die Nachbarn, die mit uns Tür an Tür wohnen." Schunkert sagt weiter: "Das ist jetzt unser abendliches zweimaliges, dreimaliges Treffen, und wir tauschen uns aus." Er und seine Frau versuchten, "die Menschen auch ein bisschen zu ermuntern und aufzubauen".
Krisenzeiten habe man in der Region schon lange, aber nun hätten sie sich verschärft. Eine gewisse Lebensroutine sei dabei besonders wichtig. "Die versuchen wir, unserem Team zu geben. Aber die versuche ich auch selber mit meiner Frau beizubehalten, so gut wie es geht."
Schunkert kommt regelmäßig nach Deutschland und auch nach Gießen. Eigentlich wollte er Mitte Juli das nächste Mal fliegen, um den Sommerurlaub hier zu verbringen. Der Flug wurde allerdings bereits abgesagt. Ein Direktflug aus Israel ist wegen der Schließung des Luftraums derzeit nicht möglich. Schunkert sagte abschließend: "Jetzt müssen wir abwarten, wie sich die Lage entwickelt."