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Neues Klo-Konzept für Frankfurt

Öffentliche Toiletten in der B-Ebene der Frankfurter Hauptwache.

Über den Zustand öffentlicher Toiletten wird in Frankfurt seit Jahren gestritten. Mit einem Beschluss will die Stadt die Probleme nun angehen: Mehr und gepflegtere WCs sollen her, vor allem für Frauen und Menschen mit Behinderungen.

"Der Zustand der öffentlichen Toiletten in der Stadt Frankfurt ist beschämend und der fünftgrößten Stadt Deutschlands nicht würdig", hatte Baudezernentin Sylvia Weber (SPD) Anfang März gesagt, als die Stadtverordneten über einen neuen Anlauf zur Verbesserung der Klo-Situation in der Stadt entscheiden sollten.

Knapp 100 öffentliche Toiletten gibt es nach Angaben der Stadt in Frankfurt, sofern die Anlagen von Deutscher Bahn, städtischer Verkehrsgesellschaft VGF und den Entsorgungsbetrieben FES hinzugezählt werden.

Städte- und Gästeführer: "Viel zu wenige Toiletten"

Das reicht lange nicht, wie Bettina Buggle vom Verein der Frankfurter Städte- und Gästeführer befindet. "In Frankfurt gibt es definitiv viel zu wenige Toiletten. Und die wenigen, die es gibt, sind nicht gut ausgeschildert", wird sie in einer Stellungnahme der Industrie- und Handelskammer Frankfurt zitiert.

"Alleine der Weg vom Dom zum Paulsplatz, an dem es eine der wenigen Toilettenanlagen in der Innenstadt gibt, ist für ältere Menschen schon weit."

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Hui und pfui: Öffentliche Toiletten an Paulsplatz und Hauptwache

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26 neue Toiletten-Standorte sofort

Nun soll auch eine öffentliche Toilette in der Altstadt installiert werden: in der Bendergasse zwischen Dom und Römerberg. So schnell es geht.

Es ist einer von 26 neuen Toiletten-Standorten, die die Stadt als Sofortmaßnahmen beschreibt – in einem Konzept für öffentliche Toiletten, das die Stadtverordneten Anfang März mehrheitlich beschlossen haben.

Neue öffentliche Toiletten in Frankfurt im Bau zwischen Kaiserdom und Schirn Kunsthalle.

26 neue Anlagen und 5 Sanierungen für rund 18 Millionen Euro

Weitere neue Toilettenanlagen soll es als Sofortmaßnahmen unter anderem hier geben: Museumsufer/Holbeinsteg, Schaumainkai/Untermainbrücke, Willy-Brandt-Platz, Bahnhofsviertel, Friedberger Platz, Niddaufer und im Hafenpark. Auf rund 9,2 Millionen Euro beziffert die Stadt die Kosten für die 26 neuen Anlagen.

Saniert werden sollen die öffentlichen Toiletten an Hauptwache, Alter Oper, im Südbahnhof, am Schweizer Platz und in der Leipziger Straße. Hierfür werden zusätzlich knapp 8,7 Millionen Euro veranschlagt. Macht insgesamt etwa 18 Millionen Euro.

Zudem prüft die Stadt das Programm "Nette Toilette", das beispielsweise in Gießen angeboten wird: Dort ist die Toiletten-Benutzung für alle in Restaurants, Cafés und öffentlichen Einrichtungen kostenfrei.

Die Kommune zahlt den Teilnehmenden einen finanziellen Ausgleich für höheren Reinigungsaufwand. In Frankfurt rechnet man bei zunächst 15 möglichen Vertragspartnern mit Kosten von rund 120.000 Euro pro Jahr.

Mehr Sauberkeit durch Toilettengebühren?

Fehlende Toiletten ist das eine, mangelnde Sauberkeit und Beschädigungen das andere: Seit Jahren werden unhaltbare hygienische Zustände und Vandalismus in Frankfurts öffentlichen Toiletten beklagt.

Laut Stadt werden die drei großen Toilettenanlagen Konstablerwache, Hauptwache und Paulsplatz täglich von 600 bis 1.200 Menschen benutzt. Dort seien während der gesamten Öffnungszeit Reinigungskräfte im Dauereinsatz.

Um die Sauberkeit zu erhöhen, denkt die Stadt über generelle Nutzungsgebühren nach. "Die Erfahrungen mit Entgeltpflicht zeigen, dass dies großen Einfluss auf die Verringerung von Vandalismus in den Toilettenanlagen hat", heißt es im beschlossenen Toilettenkonzept der Stadt. Am Paulsplatz beispielsweise kostet die Toilettennutzung 50 Cent.

Öffentliche Toilette am Frankfurter Paulsplatz: 50 Cent kostet die Klo-Nutzung.

Barrierefreiheit und mehr Frauen-Toiletten

Nachholbedarf hat die Stadt auch beim öffentlichen Toilettenangebot für Menschen mit Behinderungen, für Frauen und Familien mit Kindern festgestellt.

"Vor allem ältere, kranke und behinderte Menschen oder auch Familien mit kleinen Kindern leiden darunter, dass es in Frankfurt zu wenig Toiletten gibt", hatte die Frankfurter Behindertenarbeitsgemeinschaft in einer Stellungnahme geschrieben. "Menschen mit Rollator oder Rollstuhl brauchen genauso dringend eine barrierefreie öffentliche Toilette wie Besucher, Messegäste oder Touristen."

Die Stadt will nun den Ausbau behindertengerechter und geschlechtsneutraler Klos ("Einzel-Unisex-Toiletten") stärken sowie festschreiben, dass auf eine Männertoilette in Zukunft drei Frauentoiletten kommen.

Weitere Informationen

Handy-Apps: öffentliche Toiletten finden

  • FES ToilettenFinder zeigt öffentliche Toiletten in Frankfurt: für iPhone / für Android
  • tuluu zeigt öffentliche Toiletten und zugängliche kostenpflichtige Klos in der Gastronomie (1€ als Gutschein): für iPhone / für Android
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Und in anderen hessischen Städten?

In anderen größeren hessischen Städten ist der Zugang zu öffentlichen Toiletten unterschiedlich:

  • In Gießen gibt es laut der Stadt "nur eine ausgewiesene öffentliche Toilette". Man setze seit Jahren auf das Programm "Nette Toilette": In aktuell 30 Gebäuden stehen kostenlose Toiletten bereit, sei es in öffentlichen Einrichtungen wie Rathaus, Regierungspräsidium und Agentur für Arbeit als auch in Restaurants und Cafés.
  • Die Stadt Kassel nennt auf Anfrage elf städtisch verwaltete Toilettenanlagen im öffentlichen Raum. Ein Sprecher verweist aber auch auf weitere kostenlose Toilettenmöglichkeiten in der Stadt: in Parks und Gärten, Einkaufszentren und Bahnhöfen. "Ergänzend gibt es in nahezu allen öffentlichen Gebäuden öffentliche Toiletten für die Besucherinnen und Besucher, zum Beispiel im Rathaus oder in Museen."
  • In Darmstadt gibt es derzeit zwölf öffentliche Toilettenanlagen und zwei Pissoirs, die vom städtischen Eigenbetrieb EAD gereinigt werden. Hinzu kommt eine Kiosk-Toilette am Merckplatz und elf zugängliche Klos im Rahmen des Programms "Nette Toilette".
  • In Fulda gebe es aktuell 15 öffentliche Toilettenanlagen, teilte die Stadt mit.
  • Die Stadt Wiesbaden listet 16 öffentlich zugängliche Toiletten auf, dazu werden Toiletten auf fünf Kinderspielplätzen genannt und öffentliche Klos auf den 21 Friedhöfen der Landeshauptstadt.

Ihre Kommentare Ihre Erfahrungen mit öffentlichen Toiletten?

40 Kommentare

  • Ich habe mich schon immer gefragt, weshalb Toilettenanlagen keinen viel höheren Stellenwert in der Gesellschaft haben. Wir wollen überall lecker essen und zwar mit Stil, geben uns aber für das Ambiente beim Ausscheiden keine Mühe. Schon seltsam, oder? Ich wünsche mir nicht nur viel mehr, sondern auch schönere öffentliche Toiletten!

  • Generell gibt es viel zu wenige öffentliche Toiletten - für ein dringendes menschliches Bedürfnis, nicht umsonst auch Notdurft genannt, bei dem sich Städte aber nicht zu schade sind, für "Wildpinkeln" Bußgelder zu erheben; und das Konzept "Nette Toilette" hat gravierende Mängel, denn das hängt doch sehr von den Öffnungszeiten ab und ist alles andere als gleichmäßig verteilt. Spannend übrigens: Früher gab es flächendeckend Bahnhofstoiletten und bis heute sind hier und da noch Gebäude, die heute nicht mehr genutzt werden, die aber früher öffentliche Toiletten waren. Hier müssen die Kommunen im wahrsten Sinne des Wortes Daseinsvorsorge leisten, auch wenn das Geld kostet.

    Der Zustand mancher Toilette heute ist sicher beklagenswert, aber selbst eine Entgeltpflicht sorgt leider nicht automatisch für attraktive Toiletten, da riechst es oft genug auch nach Urin, fehlt Klopapier, ... da muss auch Personal und nicht nur ein Automat hin.

  • Früher gab es noch Toiletten in den großen Kaufhäuser, heute nicht mehr. Weil diese geschlossen wurden. Lediglich in den Einkaufszentren gibt es noch zugängliche Anlagen. Darmstadts Toilettenmanagement ist eine Katastrophe. an den Knotenbahnhöfen Darmstadt Nord und Darmstadt Ost sind keine öffentlichen Toiletten. Die im Hauptbahnhof total überteuert!

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