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Deutscher Playboy feiert 50. Jubiläum

Eine Hand hält zwei Magazine der Zeitschrift "Playboy" - ein altes und ein aktuelles.

Am Playboy scheiden sich die Geister. Gibt es überhaupt so etwas wie ein geschmackvolles Nacktfoto? Der Frankfurter Simon Bolz fotografiert seit mehr als zehn Jahren für das deutschsprachige Magazin, zuletzt ein Cover zum 50. Jubiläum. Er hat eine klare Meinung.

1991 hält Simon Bolz als Jugendlicher stolz seinen ersten eigenen Playboy in der Hand. "Das war schon was Aufregendes", sagt er, das Magazin sei schließlich ein Mythos. Er habe die Ausgabe von vorn bis hinten durchgelesen - also nicht nur die berüchtigten Reportagen. "Mir ist nichts entgangen."

20 Jahre später arbeitet der Frankfurter als Fotograf selbst für das Magazin. Er erhält den ersten Auftrag für zwei Tage Shooting in einem Hotelzimmer in Wien. "Ich hatte eigentlich gedacht, dass die ganzen Fotos vorab geplant sind und genau feststeht, was fotografiert werden soll", erinnert sich Bolz. "Aber mir wurde direkt gesagt, ich könne so arbeiten, wie ich möchte und ich hätte die komplette künstlerische Freiheit."

50 Cover zum 50. Jubiläum

Darauf setzt der deutsche Playboy seit mittlerweile 50 Jahren. Mit der August-Ausgabe begeht das Magazin das Jubiläum. Kreative ganz unterschiedlicher Metiers haben dafür jeweils eine Titelseite gestaltet.

Insgesamt 50 Cover zeigen die Entwicklung des Magazins: Es finden sich kaum blanke Brüste, dafür zum Beispiel ein Teppich-Design der Modeschöpferin Leyla Piedayeshein, ein Kondom-Ballon-Hase des Designer-Teams Sucuk & Bratwurst und ein elegantes Ganzkörperporträt der queeren Künstlerin Geraldine Schabraque - bekleidet, in klassischer Sitzpose.

"Überhaupt kein Schmuddelkram"

Auch der Frankfurter Bolz hat eins der 50 Jubiläums-Cover gestaltet. Für das Foto hat er mit einem Keksausstecher ein Wassermelonen-Bunny gebastelt. Model Anna-Lena Stöckler schleckt dem Obst-Hasen übers Ohr. Explizite Nacktheit gibt es auf Bolz Cover nicht zu sehen.

Das Bild zeigt einen Mann mit grauen Haaren und blauen Augen, der in die Kamera lächelt. Hinter ihm hängt ein gerahmtes Magazin-Cover des Playboy, auf dem eine Frau ein aus einer Wassermelone ausgestochenes Playboy-Bunny ableckt.

Nicht, dass gegen Aktfotografie etwas einzuwenden wäre, sagt Bolz. Er sei über sein Studium dazu gekommen: "Ich hatte acht Semester lang Aktzeichnen. Vielleicht hat es mich irgendwie inspiriert." Der Frankfurter versteht seine Arbeit als Kunst, auch wenn auf einem Bild deutlich mehr von der Frau zu sehen ist als nur die Zunge wie auf seinem Playboy-Cover. "Viele Leute da draußen habe eine sehr starke Meinung, wenn man nackte Frauen fotografiert. Aber für mich ist das alles überhaupt kein Schmuddelkram."

Der Anspruch: ästhetische, künstlerische Fotos

So sieht das auch Stella Stegmann aus Oberzent (Odenwald). Sie war Playmate des Jahres 2020. "Ich verstehe überhaupt nicht, warum sich 2022 immer noch so viele Menschen über Aktfotos aufregen", sagt sie. "In der Sauna oder an manchen Badestränden ist Nacktsein völlig normal. Und Playboy ist ja kein Porno-Magazin. Es sind ästhetische, künstlerische Aktfotos."

Als sie bei bei ihrem Shooting das erste Mal wirklich nackt vor der Kamera stand, sei sie schon ein bisschen aufgeregt gewesen, erinnert sie sich. Das Team am Set habe ihr aber alle Ängste genommen. "Es war überhaupt kein komisches Gefühl, sondern ein Gefühl von Freiheit. Es hat sich gut angefühlt!"

Das Wiesn-Playmate 2019, Stella Stegmann, steht in der Abendsonne auf einer Wiese zwischen Schafen.

Der Mythos Playboy ist mittlerweile entzaubert

Trotzdem wird der Playboy mit seiner Inszenierung von Weiblichkeit nicht überall gefeiert. Das hat auch damit zu tun, dass gegen den 2017 verstorbenen Gründer des US-Originals, Hugh Heffner, schwere Vorwürfe wegen sexueller Übergriffe und Machtmissbrauch erhoben werden. Der Mythos Playboy scheint spätestens dadurch entzaubert.

Doch Playboy Deutschland ist ein Lizenz-Produkt. Das Bunny-Logo zählt zwar zu den bekanntesten weltweit und die Marke dahinter wird als eine wahrgenommen. Die Magazine, die unter dem Markennamen produziert werden, unterscheiden sich aber - laut Fotograf Bolz etwa in der Bildsprache und bei den Mitarbeitenden. So sei die gesamte Bildredaktion bei Playboy Deutschland weiblich. Das sei auch schon so gewesen, als er das erste Mal für das Magazin gearbeitet habe.

Das Foto zeigt eine nackte Frau mit dunklen Haaren, die in einem alten Mercedes AMG posiert.

Seine Arbeit sei wie ein Tanz auf der Rasierklinge, sagt Bolz. "Man kann sehr leicht abrutschen und das Bild wirkt billig, zu provokativ, zu direkt", erklärt er. "Sobald aber etwas Verstecktes dabei ist, wodurch der Betrachter das Bild länger anschaut und sich in die Geschichte einfinden kann, dann ist es nicht mehr so plakativ und man würde das Bild als geschmackvoll bezeichnen."

Nacktfotos mit Botschaft

Tatsächlich geht es auch den Frauen, die sich heute nackt im Playboy zeigen, oft um mehr als nur um schöne Bilder. Die Hanauer Reality-TV-Darstellerin Linda Nobat warb mit ihrem Shooting Anfang des Jahres für mehr Schwarze Frauen auf Magazin-Covern.

Auch das Frankfurter Model Katharina Hale sagt, sie wollte mit ihrem Shooting als Miss September 2021 ein Zeichen setzen. "Alle Frauen sind schön und dürfen sich in ihrem Körper wohlfühlen - unabhängig von Merkmalen wie Ethnie, dick oder dünn, körperlichen Einschränkungen oder sonstigen Merkmalen."

Das Bild zeigt eine Schwarze Frau in Top und Jeans-Shorts, die links aus dem Bild schaut. Ihre dunklen, lockigen Haare sind mit einem schwarz-weiß gemustertem Tuch nach oben gebunden.

Die Einstellung dürfte Bolz gefallen. Ihm sei es wichtig zu zeigen: Hier fotografiert nicht einfach ein Mann eine nackte Frau. "Ich möchte starke, selbstbewusste, schöne Frauen fotografieren, die sich gerne zeigen und denen das Ganze auch Spaß macht."

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