Milleniumkid beim Produzieren

Seine Songs werden täglich hunderttausend Mal gestreamt. Als Milleniumkid feiert der Gießener Student Yasin Sert auf Spotify Erfolge. Mittlerweile hat er einen Vertrag mit einem großen Label geschlossen.

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Vom WG-Zimmer in die Spotify-Charts

hs 22.08.2023
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Yasin Sert und seine Mitbewohnerinnen sitzen in der Küche und singen gemeinsam einen seiner Songs. Die Stimmung ist gut, frischer Kaffee und selbstgemachte Zimtschnecken stehen auf dem Tisch.

Jeden seiner Erfolge feiern sie zusammen bei Kaffee und Kuchen. "Wir können allerdings gar nicht so viel backen, wie gerade passiert", sagt eine von Yasins Mitbewohnerinnen und lacht. Als ein Song es in die beliebte Spotify-Playlist "Wilde Herzen" schafft, die die WG selbst immer hört, seien sie ganz aus dem Häuschen gewesen.

Getoppt worden sei das dann noch durch einen Label-Vertrag bei der Warner Music Group. Damit wurde aus dem Politikstudenten ein Vollzeitmusiker. Seinen Abschluss wolle er zur Sicherheit irgendwann trotzdem noch machen, sagt er.

Milleniumkid aka Yasin Sert in Giessener WG

Milleniumkid: geboren am 01.01.2000

Die Lieder des 23-jährigen Singer-Songwriters Yasin Sert aka Milleniumkid werden bei Spotify momentan täglich 100.000 Mal im Schnitt gestreamt. Sein Künstlername bezieht sich nach seinen Angaben auf sein Geburtsdatum, den 01.01.2000. Allein die Single "Unendlichkeit" hat mittlerweile über sieben Millionen Abrufe und wurde an die 20.000 Mal auf TikTok als Sound verwendet.

Viele Puzzleteile führen zum Erfolg

Um von der Musik leben zu können, reichen viele Streams allerdings oft noch nicht, sagt Experte Max Alt von der Universität Bonn. Er erforscht unter anderem Zusammenhänge von Technologie und Popmusik. Es komme eher auf Live-Auftritte und Marketing an. Dafür seien dann wieder Label-Verträge hilfreich, die wiederum häufig über Streaming-Plattformen und Social-Media-Newcomer finden – so wie Milleniumkid aus Gießen.

Wenn etwa Songschnipsel auf Social-Media-Plattformen trenden, führe das oft dazu, dass sie auch bei Musikanbietern häufiger gestreamt werden und in Playlists landen -  es komme also zu einer Art Schneeball-Effekt.

"Ich bin total sensibel"

Milleniumkid

Yasin Sert kann seinen Erfolg immer noch nicht so richtig fassen, wie er sagt. Klar sei die Freude und Aufregung riesig, am glücklichsten würden ihn aber die persönlichen Nachrichten von Fans machen. "Ich bringe mein Herz in die Musik rein und wenn dann jemand sagt, der Song hat mir voll geholfen, meine Narben heilen zu lassen, das ist krass."

Generell seien ihm Gefühle sehr wichtig. "Ich bin total sensibel", sagt er. Das Schubladendenken, dass Männer keine Gefühle hätten und eiskalt seien, sei für ihn überholt. Seine Songs handeln oft von Herzschmerz und sind eher melancholisch. Er könne sich aber auch vorstellen, irgendwann mal einen "Gute-Laune-Song" zu veröffentlichen. Sich einem Genre zuzuordnen sei schwer, aber wenn, dann wäre es "New Wave".

Corona-Connection

Yasin Sert macht schon lange Musik, aber nicht immer so erfolgreich. "Als Kind war ich mal in einer Gitarren-AG, bin aber rausgeflogen, weil ich so schlecht war", erzählt er lachend. Aufgehalten hat ihn das nicht: Er spielt mittlerweile zahlreiche Instrumente und baut seine Beats selbst.

In der Corona-Pandemie lernte der Gießener online Musikerinnen und Musiker kennen - den Künstler JBS zum Beispiel und den Producer Nasskalt zum Beispiel. In der Zeit, in der sie draußen nirgends Musik machen konnten und niemand so richtig wusste wohin, hätten sie manchmal nächtelang Musik online gemacht, sagt Yasin Sert.

Deswegen sei ihm wichtig, dass auch die anderen den Sprung zu einem Label schaffen. Milleniumkid selbst will dieses Jahr seine erste Platte rausbringen. "Dafür habe ich schon mehr als genug Song-Ideen." Er freue sich auf alles was da komme, inklusive Liveauftritten, für die er bald proben will.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hieß es, Künstler JBS mache die Beats für Milleniumkid. Das ist falsch. Wir haben die entsprechende Passage korrigiert.

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