Finanzierungsmodell gescheitert Aus für "Besonders wertvoll": Filmbewertungsstelle schließt
Gescheiteres Finanzierungsmodell: Die Deutsche Film- und Medienbewertung in Wiesbaden macht dicht. Die Filmbranche verliert ein renommiertes Gütesiegel.
Schon Anfang des Jahres hatte die Wiesbadener Istitution um ihre Zukunft gebangt, jetzt steht fest: Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) wird zum Jahresende geschlossen. Das haben das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur und die FBW am Mittwoch gemeinsam in Wiesbaden mitgeteilt.
Renommiertes Gütesiegel "Prädikat wertvoll"
Seit fast 74 Jahren hat die Institution filmische Produktionen mit unabhängigen Jurys auf ihre Qualität geprüft und herausragende Werke mit den Prädikaten "wertvoll" und "besonders wertvoll" ausgezeichnet. Für Kinobesucher und Streamer konnte das Gütesiegel bei der Filmauswahl helfen, sie galt als Garant, dass die jeweilige filmische Gestaltung gut gelungen war - zumindest laut der FBW. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) bezeichnete sie zum Beispiel als "eine Art Stiftung Warentest für Filme".
Aber: Dies sei in den vergangenen Jahren immer weniger nachgefragt, hieß es. Zudem hätten die Prüfgebühren von den antragstellenden Verleihen und Filmschaffenden immer weniger getragen werden können.
Christoph Degen, Staatssekretär im Kunstministerium, sagte, die FBW sei 1951 auf Beschluss der Kultusministerkonferenz als eine Einrichtung aller Länder gegründet worden. Seitdem hätten sich die Möglichkeiten, Filmbewertungen einzuholen, vor allem durch das Internet extrem gewandelt: Das Publikum suche auf Online-Portalen zielgruppenspezifische Empfehlungen.
Finanzierungsmodell gescheitert
Gleichzeitig seien durch den hohen Kostendruck von Filmproduktionen immer weniger Filmschaffende bereit, ihre Werke bewerten zu lassen. Durch diese Entwicklung konnte das ursprüngliche Finanzierungsmodell nicht mehr aufrechterhalten werden. Denn das basierte auf Gebühren, die Antragsteller bei der Einreichung eines Filmes zahlen mussten - zwischen 200 und 2.000 Euro pro Film.
Das funktionierte auch viele Jahrzehnte, doch seit 2007 decken die Einnahmen nicht mehr die Kosten, erklärte Bettina Bucheler, Direktorin der FBW, dem hr Anfang des Jahres.
Das Land Hessen hat seither mehrere 10.000 Euro im Jahr zugeschossen - und will diese Summe jetzt nicht mehr allein tragen. Hessen habe sich für eine neue Verwaltungsvereinbarung eingesetzt, die auch eine neue Finanzierungsstruktur vorsah und die finanzielle Last auf alle Länder verteilt hätte. Dieser Vorschlag sei von der Kulturministerkonferenz im Herbst 2024 endgültig abgelehnt worden.
FBW-Jugend soll fortgeführt werden
Laut FBW-Direktorin Bettina Bucheler werde sich aber um den Erhalt der FBW-Jugend bemüht, heißt es in der Erklärung des Ministeriums: "Wir sind in Gesprächen, wie das starke, seit mehr als zehn Jahren stetig wachsendes Netzwerk aus Nachwuchs-Filmexpertinnen und -Experten auch nach der Schließung der FBW fortgeführt werden kann".