Ein mobiles DJ-Pult steht vor der Wand mit der alten Wabenstruktur, die vom Cocoon übrig geblieben ist.

Der kleine Club Zoom tritt in große Fußstapfen: Er zieht aus der Frankfurter Innenstadt in die Räume von Sven Väths ehemaligem Technoraumschiff Cocoon und eröffnet mit Elektroabenden. Was sich ändert, was bleibt, erzählt die Betreiberin im Interview.

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Zoom-Geschäftsführerin: "Das ist schon auch eine Hommage an das Cocoon"

Im Cafébereich im Zoom hängen Pflanzen von der Bar
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Haus verkauft, Mietvertrag zu Ende - die Zeit des Zoom Clubs in der Frankfurter Innenstadt ging mitten in der Corona-Pandemie vorbei. Das Zoom ist dann in den ehemaligen Techno-Club Cocoon gezogen, der 2004 von DJ Sven Väth gegründet und 2012 wegen Insolvenz geschlossen wurde. Nun ist eine Eröffnung endlich möglich. Warum die Betreiber das ehrwürdige Cocoon zwar fest im Herzen tragen und es auch noch deutlich sichtbar ist, das Zoom aber doch etwas ganz Eigenes und Anderes sein will, erzählt die Betreiberin Eva Daniels im hessenschau.de-Interview. An diesem Mittwoch geht es mit dem ersten Konzert los, am Wochenende steigt dort mit "Soft Planet" ein Elektrofestival.

hessenschau.de: Von der Innenstadt nach Fechenheim, vom kleinen Club zum sehr großen Club - warum diese gründliche Veränderung?

Eva Daniels: Wir sind ja zwangsweise umgezogen. Das Haus in der Brönnerstaße ist verkauft worden und wir mussten was Neues suchen. Wir wollten uns eigentlich weder vergrößern noch überhaupt da weggehen. Aber in der Stadt war schlicht kein Raum mit ähnlichen Ausmaßen wie das alte Zoom zu bekommen.

hessenschau.de: Die Innenstadt verliert wieder einen Kulturort. Und das Zoom den Standort Innenstadt. Wie hart trifft das alle Beteiligten?

Eva Daniels: Na ja, nun kann und wird sich das Zoom entwickeln. Es muss sich jetzt zeigen, ob es für das Publikum ein Problem ist, hier rauszufahren. Ich denke, für die Konzerte werden die Menschen sicher kommen. Das Laufpublikum aus der Innenstadt wird sich aber nicht hierhin verirren, das ist klar. Deswegen wird es die klassischen Clubnächte, also Partys wie etwa "Hit Happens", erst mal nicht mehr geben.

hessenschau.de: Wie schwer fiel der Abschied von den alten Räumen? Gebührend gefeiert werden konnte wegen Corona ja nicht …

Eva Daniels: Wir konnten keinen würdigen Abschied nehmen. Ende Dezember 2020/21 waren wir alle im Lockdown, da ging gar nichts. Deswegen haben wir das alte Zoom quasi sang- und klanglos verlassen, haben den Umzugswagen bestellt und waren weg. Das war traurig. Nun sind wir alle heilfroh, dass es endlich weiter geht.

hessenschau.de: Das Zoom im Cocoon - was ist das nun für ein Club? Was ist anders, was ist neu?

Eva Daniels: Unser Konzept ist, Kultur wirklich werden zu lassen. Es werden auf jeden Fall ganz hauptsächlich Konzerte stattfinden. Aber es wird auch Clubnächte geben, nun vorwiegend mit elektronischer Musik. Und dann haben wir auch Specials geplant. Zum Beispiel der Chinesische Nationalzirkus wird eine Woche lang zu uns kommen. Ich kann mir das auch noch nicht so recht vorstellen, aber sie werden kommen. Insofern sind wir auch ein erweiterter Kulturraum.

hessenschau.de: Das sind die Räume des ehemaligen Cocoon von Sven Väth. Ein Teil der ikonischen Oberflächenstruktur des Kult-Clubs ist erhalten geblieben. Eine Hommage?

Bildkombo: Der große Konzertraum im neuen Zoom mit der alten Wabenstruktur an der Wand in kühlen Grautönen und der bunte Barbereich davor.

Eva Daniels: Ja, das ist eine Hommage an das Cocoon. Ich finde das berechtigt und wir fühlen uns der Geschichte auch verpflichtet. Das Cocoon ist einfach eine Kulturinstitution gewesen, die ihresgleichen sucht. Aber wir sind auch anders, weil unser Hauptstandbein Konzertveranstaltung ist. Das ist jetzt hier das Zoom - voller Ehrfurcht, aber es wird etwas Eigenes werden. Unser Zielpublikum ist jung. Und die Leute, die hier tanzen werden, haben vielleicht gar keine Erinnerung an das Cocoon. Die sehen das alles zum ersten Mal. Die Älteren werden aber sicher sofort das Feeling wieder haben wie früher. Das Cocoon ist eine schöne Erinnerung.

hessenschau.de: Im neuen Zoom ist nun wirklich viel mehr Platz. Wofür wird der genutzt?

Eva Daniels: Wir haben hier die Möglichkeit für zwei Bühnen. Einmal die große Hauptbühne und dann die zweite Bühne im sogenannten Café. Das ist der Raum, wo sich die Menschen nach oder vor den Konzerten aufhalten können, auch zum Essen und Trinken. Sie sollen sich wohl fühlen und auch nach dem Konzert noch gerne bleiben wollen. Dieser Raum ist in etwa so groß wir unser altes Zoom, quasi ein altes Zoom im neuen Zoom. Und dort können dann auch immer noch Bands auftreten, die den großen Raum noch nicht ganz füllen könnten.

hessenschau.de: Die Elektropopband 2Raumwohnung und das Elektrofestival "Soft Planet" eröffnen das neue Zoom. Ist damit das Thema für die Zukunft gesetzt?

Eva Daniels: Ja, damit geben wir den Ton vor, die Stoßrichtung ist ganz klar Elektro. Aber das wird sich noch ganz stark ausweiten mit der Zeit, weil wir dann auch Künstler aus anderen Musiksparten hier haben werden. Fest geplant sind schon The Notwist, The Stranglers, Ezra Furman oder Alice Merton. Und Bands, die nun für das alte Zoom schon zu groß geworden sind, hier aber sehr gut hinpassen, sind etwa Monolink, Jeremias, Aminé oder Madeline Juno, die alle kommen werden. Das ist eine gute Mischung und zeigt, dass wir nicht nur auf Elektronik gepolt sind.

Das Interview führte Katrin Kimpel.

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