Im Dunkeln rot-lila beleuchtete Bühne mit Orchester und Publikum davor. Im Hintergrund die Frankfurter Skyline

So sieht ein perfekter Sommerabend in Frankfurt aus. Das Open-Air-Konzert von hr-Sinfonieorchester und hr-Bigband haben mehr als 12.000 Menschen am Mainufer genossen. Emotionaler Höhepunkt des Abends: ein Kultsong mit Gänsehautgarantie.

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Europa Open-Air in Frankfurt

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Schon am frühen Nachmittag hatten sich vor dem Eingang zum Gelände an der Weseler Werft Besucherschlangen gebildet. Prall gefüllte Kühlboxen, Picknick-Decken, Klappstühle - die Fans des Frankfurt Europa Open Air von hr-Sinfonieorchester und Europäischer Zentralbank (EZB) wissen, was man für einen gelungenen Konzertabend unter freiem Himmel braucht.

hr-Bigband und Kinga Głyk heizen mächtig ein

Bereits zum siebten Mal hat das Sinfonieorchester des Hessischen Rundfunks dieses Freiluftkonzert gegeben. Pandemiebedingt musste in den vergangenen zwei Jahren auf das Event verzichtet werden - nun also der fulminante Neustart bei bestem Spätsommerwetter.

Ab 18 Uhr spielte traditionell als erstes Highlight die hr-Bigband unter der Leitung von Jörg Achim Keller. Als Gastmusikerin stand die 25-jährige E-Bassistin Kinga Głyk mit auf der Bühne. Titel aus deren aktuellem Album "Feelings" hatte Bigband-Leiter Keller in gefühlvolle Arrangements verpackt - der perfekte Einstieg in einen chilligen Abend.

Bassistin Kinga Głyk auf der Bühne des Europa Open Air in Frankfurt - im Hintergrund ein Banner mit Aufschrift hr-Bigband

Wer die 25-jährige Polin aus ihren Youtube-Videos kennt, die gerne mal rund drei Millionen Abrufe haben, fragt sich schon, wie schnell Finger über ein Instrument fliegen können. Das live zu erleben, sorgte beim Publikum schon nach den ersten Takten für Begeisterung. Rund eine Stunde hieß es "All About That Bass" - die geballte Ladung Bass-Gitarre, virtuos gespielt - begleitet von mitreißendem Bigband-Sound.

Funky, groovy, mit Jazzelementen und dann wieder zart und verträumt - Kinga Głyk zeigte die ganze Bandbreite ihres Könnens - kleine Gesangsübung für das Publikum inklusive. Als "amazing experience" bezeichnete die Bassistin das Erlebnis Europa Open Air und ihre Zusammenarbeit mit der hr-Bigband. Nie zuvor habe sie vor so vielen Menschen gespielt, verriet sie. Wer den Auftritt verpasst hat, hier die Aufzeichnung:

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Vom Gast- zum Chefdirigenten: Alain Altinoglu

Nach einer etwa einstündigen Umbaupause hatte dann das hr-Sinfonieorchester seinen Auftritt - unter der Leitung seines Chefdirigenten Alain Altinoglu. Für ihn dürfte der Konzertabend an der Weseler Werft ein Déjà-vu-Erlebnis gewesen sein. Beim Europa Open Air 2019 war Altinoglu als Gast-Dirigent im Einsatz und fühlte sich damals "wie bei einem Rockkonzert". Klassik unter freiem Himmel mit tausenden Zuschauern, das ist auch für erfahrene Dirigenten kein Alltag.

Diesmal hatten sich auf dem Gelände rund 11.000 Menschen versammelt, zusammen mit den Zuschauern am südlichen Mainufer, auf Booten, Brücken und den umliegenden Balkonen dürften rund 12.500 Musikfreunde vor Ort gelauscht haben. "Wir haben euch so vermisst", sagte Altinoglu, nachdem das Orchester zum Auftakt die Ouvertüre von Guiseppe Verdis "Die Macht des Schicksals" gespielt hatte. Erster Ort der musikalischen Europareise war somit Italien. "Wir spielen heute ein europäisches Programm, denn wir sind in Frankfurt im Herzen von Europa."

Ausnahmetalent zieht Publikum in seinen Bann

Weiter ging es mit dem 2. Klavierkonzert von Frédéric Chopin, am Flügel der erst 18-jährige Yoav Levanon, den man wohl als Ausnahmetalent bezeichnen muss. Altinoglus erste Begegnung mit dem jungen Pianisten? "Ich habe ihn im Internet gesehen." So geht Talentsichtung 2022.

Im Freien eine Stecknadel fallen zu hören, dürfte so gut wie unmöglich sein, doch beim sanften wie intensiven Spiel des 18-Jährigen, bei dem das Publikum den Atem anzuhalten schien, hätte dieses Kunststück gelingen können. Geradeaus, schnörkellos, alles in allem unaufgeregt und mit scheinbarer Leichtigkeit lieferte Levanon ab, so dass das Publikum am Ende vor Begeisterung von Campingstühlen und Picknickdecken aufsprang.

Yoav Levanon am Flügel - links neben ihm Dirigent Alain Altinoglu

"I love you Frankfurt", rief Levanon strahlend und mit den Fingern ein Herz formend der tosenden Menge zu. Ein Konzert dieser Größenordnung, das würde er am liebsten jeden Tag geben, gestand er nach seiner engagiert vorgetragenen Zugabe "La Campanella" von Franz Liszt.

Rasantes Finale mit Schlussüberraschung

Passend zu einer lauschigen Sommernacht gab es dann "Trois Nocturnes" von Claude Debussy - federleicht, traumversunken und elfengleich begleitet von einem Frauenchor aus Frankfurter Kantorei, Cäcilienchor Frankfurt, Figuralchor Frankfurt und der Frankfurter Singakademie. Mit der Suite für Orchester von Mieczysław Weinberg ging es auf das Finale zu. "Leidenschaft, Liebe, Romantik und ein furioser Galopp", so kündigte hr-Moderatorin Susann Atwell das fünfteilige Werk an.

So bekam das Publikum tatsächlich ein bisschen was zum Schunkeln und heiteren Mit-Wippen zum Ende des offiziellen Programms. Brahms Ungarischer Tanz Nr. 6 als erste Zugabe verstärkte den Mithüpf-Anteil bei den Besucherinnen und Besuchern. War das bis dahin schon alles sehr schön, sollte der emotionale Höhepunkt des Abends jedoch noch kommen. Man hätte es bereits ahnen können, als Dirigent Altinoglu zu Beginn des Konzertes darauf hinwies, dass Frankfurt im Herzen von Europa liegt.

Frankfurt - so was von im Herzen von Europa

Schließlich gibt es in Frankfurt mit dem hr-Sinfonieorchester nicht nur einen Klangkörper von Weltniveau, sondern auch einen Fußballverein, der europäisch unterwegs ist. Und so erklang zum Schluss die Eintracht-Hymne "Im Herzen von Europa" - mit Orchester, Chor und Karaoke-Text zum Mitsingen auf den Leinwänden für das Publikum.

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Das emotionale Highlight des Europa Open Airs: die Eintracht-Hymne

Feiernde Fans blicken auf die Europa Open Air Bühne 2022 in Frankfurt an der Weseler Werft.
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Und das ließ sich nicht zweimal bitten und schmetterte aus vollen Kehlen mit. Kann ein Abend schöner enden? Sie haben das verpasst? Hier die Aufzeichnung der Veranstaltung:

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