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Harvester beschädigen keltische Hügelgräber im Frankfurter Stadtwald

Das Bild zeigt einen Keltenhügel mit Reifenspuren im Frankfurter Stadtwald. Davor steht am rechten Bildrand ein schwarz gekleideter Spaziergänger. Er ist von hinten zu sehen.

Im Frankfurter Stadtwald ist ein Forstfahrzeug über unter Schutz stehende Grabhügel gefahren und hat tiefe Spuren hinterlassen. Das Denkmalamt ist eingeschaltet.

Sie gehören zu den ältesten Kulturschätzen der Stadt und stehen unter Denkmalschutz: die keltischen Hügelgräber im Frankfurter Stadtwald. Bei Forstarbeiten sind nun mehrere der Hügel deformiert worden.

Ein Harvester, eine Art Traktor mit Sägen und Greifarmen, ist darüber gerollt und hat Reifenspuren und Dellen hinterlassen - und das auf rund einem halben Dutzend Hügeln. Ein Spaziergänger hat die Schäden entdeckt und das Denkmalamt informiert.

Denkmalamt bestätigt Schäden

Im Gespräch mit dem hr äußerte sich Denkmalamtsleiterin Andrea Hampel wenig begeistert über den Vorfall. Ihre Experten hätten die Grabhügel untersucht und die Schäden bestätigt.

Auf einem Grabhügel habe der Harvester sogar gewendet. Dort hätten sich die Reifenprofile besonders tief in den weichen Boden gegraben. An andere Stelle sei der Wurzelteller eines Baumes aus dem Erdreich gebrochen - nun sei ein Loch im Boden.

Das Bild zeigt einen Keltenhügel mit Reifenspuren im Frankfurter Stadtwald. Davor steht am rechten Bildrand ein schwarz gekleideter Spaziergänger. Er ist von hinten zu sehen.

Wohl bei Baumfällarbeiten deformiert

Wie das Grünflächenamt auf hr-Nachfrage mitteilte, sollte der Harvester abgestorbene Kiefern aus dem Wald holen. Derartige Maßnahmen seien "zeitnah" nicht mehr vorgesehen. Bei weiteren Einsätzen werde der betroffene Forstweg aber nicht mehr genutzt.

Die Denkmalbehörde hat laut Grünflächenamt keine Schäden angezeigt. Deshalb gehe man davon aus, "dass die Hügelgräber auf dem befahrungsresistenten Sandboden vor Ort keinen Schaden genommen haben".

Warum der Forstarbeiter dabei über die 2.700 Jahre alten Grabstätten gesteuert hat, ist unklar. Die Grabhügel sind bewaldet und nicht einzeln ausgeschildert. Wer sich nicht auskennt, könnte die ein bis zwei Meter flachen Erhebungen auch einfach für unebenen Boden halten. 

 Rund 400 Grabstätten im Stadtwald

Stadtwald-Spaziergänger und Archäologie-Fans kennen die Hügelgräber. Im Wald hängen Schilder, die auf die Hügelgräber der Kelten hinweisen. Insgesamt gibt es rund 400 solcher Grabstätten.

Die genauen Orte sind aber nicht markiert, auch aus Angst vor Grabräubern, wie Denkmalamtsleiterin Hampel betont. Vereinzelt hätten sich in den vergangenen Jahren Schatzsucher an den Hügeln zu schaffen gemacht. Das ist streng verboten. 

Das Bild zeigt einen Keltenhügel mit Reifenspuren im Frankfurter Stadtwald. Davor steht am rechten Bildrand ein schwarz gekleideter Spaziergänger. Er ist von hinten zu sehen.

Im Zuge des Autobahnbaus wurden in den 1960er Jahren die sterblichen Überreste des sogenannten "Keltenfürsten vom Stadtwald" gefunden: ein Skelett und kostbare Beigaben. Der Fund ist im Archäologischen Museum Frankfurt ausgestellt und gilt laut Museum als einer der "bedeutendsten eisenzeitlichen Grabfunde Mitteleuropas".

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