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Auftragskunst: So wichtig ist bestellte Kreativität

Die Bildkombination aus drei Bildern zeigt in der Mitte ein Foto einer Frau im Halbprofil und rechts und links daneben zwei Portraits mit künstlerischen Techniken hergestellt . Einmal die Frau, die daneben fotgrafisch abgebildet ist und eine berühmte Schauspielerin.

Kunst-Größen wie Michelangelo und Rembrandt haben es gemacht: Kunst auf Bestellung. Auch heute kommen die wenigsten Künstler ohne Auftragskunst aus, manche haben daraus sogar ein Unternehmenskonzept gemacht. Wie kreativ ist das noch?

Normalerweise setzt der Comic-Künstler Simon Schwartz gerne politische oder historische Themen in seinen Graphic Novels um: Zum Beispiel über die Abgeordneten des ersten deutschen Parlaments 1848 oder über eine Familie, die 1980 aus der DDR ausgewandert ist. Seine neueste Arbeit fällt da erstmal ziemlich aus dem Rahmen, denn der Auftrag dazu kam vom Bistum Limburg.

"Das Besondere an diesem Auftrag war für mich die Tatsache, dass es sich hier um einen Comic für Kinder handelt", sagt Schwartz. Das habe er vorher so noch nicht gemacht. Gereizt habe ihn die Anfrage, weil er ein eher trockenes Thema, nämlich die Geschichte des Limburger Doms, spannend umsetzen sollte.

Mit Drache in Comic-Manier durch Limburgs Domgeschichte

Kein leichter Auftrag. Denn Schwartz sollte auch noch Themen wie Abendmahl oder Taufe im Comic unterbringen und war im ständigen Austausch mit Mitarbeitern des Bistums. Jede Idee, jede Zeichnung des Künstlers musste immer wieder mit den Auftraggebern besprochen werden. Und trotzdem: Simon Schwartz scheint seinen künstlerischen Freiraum verteidigt zu haben. "Ich glaube, es gibt sehr wenige Bücher über katholische Gotteshäuser, in denen magische Drachen und etwas selbstgefällige, eitle, untote Ritter vorkommen, die durch einen Dom geistern."

Comic Limburger Dom von Simon Schwartz

Grundsätzlich seien Auftragsarbeiten für ihn nicht ungewöhnlich, sagt Schwartz. Er habe für die Stadt Erfurt schon Wandgemälde an der Stasi-Gedenkstätte gestaltet oder ein Buch über Petra Kelly für die Heinrich-Böll-Stiftung gemacht. "Auftragsarbeiten nehmen de facto weit mehr meiner täglichen Arbeitszeit ein als meine weitaus bekannteren künstlerischen Graphic Novels", so Schwartz.

Auftragskunst als Geschäftskonzept

Und auch das Künstler-Duo von Identity Art aus Neu-Isenburg setzt alles daran, ganz spezielle Kundenwünsche künstlerisch umzusetzen - thematisch, stilistisch oder auch farblich, betont Mitgründerin Susanne Barklage. Ein typischer Auftrag: Eine Kundin habe ihre ganze Wohnungseinrichtung farblich nach einem ungewöhnlichen Audrey-Hepburn-Portrait ausgerichtet. "Und dann war sie für eine weitere Wand auf der Suche nach einem Bild, was dazu passt. Das ist fast ein Ding der Unmöglichkeit."

Also habe sie ein Bild von sich selbst im Stil und Farben des Hepburn-Bildes anfertigen lassen. Klare Vorgaben für die Künstlerinnen also. Aber Barklage hat damit kein Problem: "Ich sehe mich als Künstler, als kreativer Dienstleister. Wir stellen unsere Kunst in den Auftrag des Kunden und da ist irgendwie für uns nichts Anrüchiges dabei."

Gemalte Portäts von Identity Art

Auftragskunst bedeutet für die beiden Künstlerinnen von Identity Art meistens viel Vorarbeit. Motive und Farben müssten bis ins Detail besprochen, im Computer mögliche Ausführungen entworfen, Deadlines festgelegt werden, so das Duo. Aber genau diese Vorarbeit helfe ihr, die kreative Idee richtig zu fassen zu kriegen, betont Susanne Barklage.

"Ich liebe diesen Prozess. Man hat alle möglichen Details besprochen und dann bin ich im Atelier für mich, schließe mich da auch total gerne am Wochenende ein. Da fließt es irgendwie auch aus mir heraus." Ihre Kollegin Shirin Donia tue sich allerdings manchmal mit zu vielen Vorgaben schwer. Denn sie arbeitet auch noch als freie Künstlerin, experimentiere da gerne zum Beispiel mit Materialmix und brenne für ungewöhnliche Umsetzungen.

Es kam aber auch schon vor, dass die beiden Künstlerinnen Kunden mit ihrer geballten Kreativität überrumpelt haben: "Es war ein sehr konservativer Verband. Da haben wir einfach mal gemacht, wie wir dachten." Die Kunden waren erst überrascht, weil ihr Auftrags-Kunstwerk viel moderner war als ursprünglich gedacht, erzählt Barklage, "aber am Ende waren die doch sehr glücklich."

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