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Ausstellung Home: Zuhause, was ist das?

Binäre Person vor zwei Gemälden in Lila-Tönen

Mit dieser Frage beschäftigt sich eine Ausstellung des Frankfurter Frauenreferats, an dem elf Künstlerinnen aus den Partnerstädten Frankfurt und Tel Aviv beteiligt sind. Ihre Antworten sind vielfältig - und manchmal geht es auch darum, wo das Zuhause nicht ist.

"Meine Eltern wissen nicht, dass ich das hier mache", sagt Xinan Pandan und lacht ein wenig verlegen. Xinan steht in der AusstellungsHalle in Frankfurt-Sachsenhausen, im Rücken warmherzige Szenen von Menschen, die gemeinsam kochen, lesen, lachen – füreinander da sind. "Ich habe keinen Kontakt mehr zu ihnen", erzählt die:der Künstler:in weiter. Xinan identifiziert sich als nichtbinär. Das bedeutet, die Person ordnet sich nicht in die traditionelle Kategorisierung von ausschließlich männlich oder weiblich ein.  

Home als Wohlfühlort und Ort der Akzeptanz 

"Familie ist ein Ort, wo sehr viel Unterstützung passieren sollte. Wenn das wegfällt, weil die Familie zum Beispiel queerfeindlich ist, ist dann natürlich die Frage, wo bekomme ich diesen Rückhalt her?", erklärt Xinan. Antwort darauf geben die vier Gemälde, welche Xinan für die Ausstellung home.frankfurt.telaviv entworfen hat.  

Xinan ist eine von elf Künstlerinnen, die an dem Austauschprojekt der beiden Partnerstädte teilnehmen. Das Projekt von Xinan, zu dem auch Gedichte und Zeichnungen gehören, nennt sich "Home is, where your chosen family is", also eine Familie, die man sich aussucht: "Home ist für mich ein Ort, an dem ich ich selbst sein kann, an dem ich mich wohlfühlen kann, an dem ich Menschen habe, die mir gut tun, die ich liebe." 

Vielfältig und interdisziplinär

Die Antworten der Künstlerinnen darauf, was für sie persönlich Zuhause bedeutet, sind vielfältig und extrem interdisziplinär. Direkt neben Xinans Gemälden hängen Fotografien der schwarzen Performance-Künstlerin Bárbara Luci Cavalho, die sie im Tanz zeigen. Der Körper der Künstlerin ist hier das Zuhause.  Etwas weiter setzt sich die israelische Künstlerin Noga Or Yam in ihren Schwarz-Weiß-Fotos eines Kaktusgewächses mit ihrer Nationalität und Zuhause als kulturellem Ort auseinander.

Zwei Frauen stehen in einem Ausstellungsraum.

"Wir haben bewusst den englischen Begriff gewählt bei einem internationalen Projekt", erklärt die Kuratorin Sonja Müller. "Und wir haben bewusst nicht 'at home' gesagt, sondern 'home', weil das ja noch mal viel mehr mit einbezieht."

Ein "Take Over" von Frankfurt  

Lange fand das Austauschprojekt ausschließlich online statt. Schon im vergangenen Jahr, inmitten des Lockdowns, initiierte das Frankfurter Frauenreferat die Webresidency home.frankfurt.telaviv. Jetzt wird es ganz real an verschiedenen Orten in Frankfurt gezeigt.

"Wir wollten quasi ein Take Over, also eine Übernahme von Frankfurt machen", sagt Linda Kagerbauer vom Frauenreferat und lacht. "Das will diese Ausstellung: An den verschiedenen Orten die Menschen in Bewegung, in Kontakt, in den Dialog bringen." 

Die Winke-Katze und der Sound von Zuhause 

Im Mousonturm dringen hinter einem schwarzen Vorhang Tellerklappern, Stimmengemurmel und leises Klavierspiel ans Ohr. Dahinter steht Julia Mihály inmitten eines inszenierten Wohnzimmers auf einem verblichenen Perserteppich, umgeben von gemütlichen Sesseln, Stühlen und skurrilen Gegenständen wie einer riesige Winke-Katze.

Ein Sessel neben einer chinesischen Wink-Katze / Porträt der Kümstlerin

Aus einem der Lautsprecher miaut es leise und die Katze bewegt den Arm. "Die habe ich tatsächlich Zuhause stehen", klärt die Frankfurterin auf. Viele Gegenstände haben einen persönlichen Bezug, stehen auch in enger Verbindung zu ihren transsilvanischen Wurzeln. 

Ein fiktives, gemeinsames Zuhause

Die Komponistin und Performerin hat für die Klanginstallation ihren Alltag beobachtet und Geräusche gesammelt. "Unsere Heizung zum Beispiel macht im Winter so ein ganz bestimmtes Knacken und da dachte ich, wenn ich nicht wüsste, wo ich aufwache, aber ich höre dieses Knacken, dann weiß ich, ich bin zu Hause."

In ihrer elektroakustischen Komposition stecken aber auch Geräusche aus den "Homes" der anderen Künstlerinnen, die sich Mihály hat zuschicken lassen. In Zeiten von Videokonferenzen und digitalen Gesprächen ist so ein fiktives, gemeinsames Zuhause aller Teilnehmenden entstanden. 

Jetzt freuen sich alle aber auch darauf, sich endlich real kennenzulernen. "Ich bin super aufgeregt", verrät Xinan Pandan, die:der mit einer Teetasse vor der AusstellungsHalle in der Sonne sitzt und die letzten ruhigen Minuten genießt. "Ich glaube, das wird eine wunderschöne, inspirierende Woche."

Weitere Informationen

home.frankfurt.telaviv

Die Ergebnisse des Kunstprojekts sind noch bis 8. Mai zu sehen in der AusstellungsHalle 1a in der Schulstraße in Frankfurt-Sachsenhausen, im Historischen Museum, im Jüdischen Museum sowie im Schauspiel Frankfurt und dem Mousonturm.

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