Ludwig-Landmann-Preis Auszeichnung für "Memorial"-Gründerin Scherbakowa
Irina Scherbakowa erhält am Dienstag in Frankfurt den "Ludwig Landmann-Preis für Mut und Haltung". Die Menschenrechtsaktivistin ist eine der prominentesten Kritikerinnen von Russlands Präsident Putin.
Zum dritten Mal verleiht die Gesellschaft der Freunde und Förderer des Jüdischen Museums am Dienstagabend im Frankfurter Kaisersaal den "Ludwig Landmann-Preis für Mut und Haltung".
Preisträgerin ist die russische Kulturwissenschaftlerin und Historikerin Irina Scherbakowa. Sie ist in Deutschland eines der bekanntesten Gesichter der regierungskritischen Menschenrechtsorganisation Memorial.
Sprechen über Russlands totalitäre Vergangenheit
Scherbakowa wurde 1949 als Kind jüdischer Eltern in Moskau geboren. Dort studierte sie auch Geschichte und Germanistik. Die bundesdeutsche Vergangenheitsbewältigung habe sie dazu gebracht, sich ihrerseits mit der totalitären Vergangenheit Russlands zu beschäftigen, erzählt sie im Gespräch mit dem Kulturmagazin ttt.
Mit der Gründung von "Memorial" 1989 wollte sie nach eigenen Angaben mit ihren Mitstreitern das Schweigen über den stalinistischen Terror brechen. Der kritische Blick auf die Vergangenheit habe jedoch zunehmend im Gegensatz zu der glorifizierenden Geschichtsschreibung des 2000 ins Amt gekommenen Präsidenten Putin gestanden.
Memorial in Russland verboten
Spätestens mit der Thematisierung der Verbrechen in den beiden Tschtschenienkriegen wurde Memorial zum Gegner des Putin-Regimes. 2022 wurde die Organisation in Russland endgültig offiziell verboten, Scherbakowa ging ins deutsche Exil. Im gleichen Jahr erhielt Memorial den Friedensnobelpreis.
Irina Scherbakowa lebt heute in Berlin und ist als Aktivistin und Autorin tätig. Immer wieder bezieht sie Stellung zum Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine. 2024 hielt sie in Frankfurt die Laudatio auf die Friedenspreisträgerin Anne Applebaum.