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Streit um Love Family Park Festival in Frankfurt

Das Bild zeigt eine jubelnde Menschenmasse vor einer Bühne, auf der zwei Akrobatinnen an Seilen hängen.

Nachdem das Festival Love Family Park zuletzt mehrfach ausfallen musste, soll es in diesem Jahr an einem neuen Standort wieder stattfinden: im Frankfurter Rebstockpark. Das Ordnungsamt hat allerdings Bedenken, was die Umsetzung angeht. Der Veranstalter hofft nun auf einen Kompromiss.

Fette Bässe und ausgelassene Menschenmassen: Das verbinden Technofans mit dem Love Family Park. Seit 1996 findet das Festival mit Größen wie DJ Sven Väth im Großraum Frankfurt statt.

Wegen der Corona-Pandemie musste das Festival zuletzt allerdings wiederholt ausfallen, 2022 machten schließlich die Auflagen der Naturschutzbehörden dem Comeback am geplanten Veranstaltungsort in Rüsselsheim (Groß-Gerau) einen Strich durch die Rechnung.

Ordnungsamt äußert Bedenken

Mit der Verlegung des Festivals in den Rebstockpark in Frankfurt sollte es in diesem Jahr endlich wieder klappen, Techno-Fans in Hessen zusammenzubringen. Jetzt steht der Ludwigshafener Veranstalter Cosmopop allerdings vor neuen Problemen.

Das Ordnungsamt hat Bedenken wegen Lärmschutzverstößen geäußert. Der erwartete Lärmpegel könne die Anwohnenden stören; mit erwarteten 70 Dezibel liege das Festival über den im Gelände erlaubten 50 bis 55 Dezibel, teilte das Amt mit. Das ist ungefähr so laut wie ein normaler Straßenverkehr.

Dem Magistrat seien wegen der gesetzlichen Vorschriften die Hände gebunden, teilte Ordnungsdezernentin Annette Rinn (FDP) mit. Die Lärmgrenzen in der beantragten Form seien "trotz allen guten Willens seitens der Politik" nicht möglich.

Keine Sonderregelung für Festival

Der Veranstalter hatte für den Veranstaltungszeitraum von 10 bis 22 Uhr eine Ausnahme beantragt und sich auch auf das "Wireless Festival" bezogen, das 2019 und 2020 im Rebstockpark stattfinden durfte.

Im Fall des Love Family Parks könne eine solche Ausnahme aber nicht geltend gemacht werden, teilte Ordnungsdezernentin Rinn mit. Keiner der Sonderfälle, etwa ein örtlicher Bezug zum gewünschten Veranstaltungsort oder die Förderung des sozialen Zusammenlebens, greife.

Anders als vom Veranstalter angenommen, gelte für die Veranstaltung deswegen die sogenannte Freizeitlärmrichtlinie. Die bestimmt, dass im Rebstockpark tagsüber zwischen 8 und 20 Uhr die Lärmverschmutzung nicht mehr als 55 Dezibel betragen darf. In der Ruhezeit von 6 bis 8 und von 20 bist 22 Uhr darf es nicht lauter als 50 Dezibel werden.

Die Stadt weist in ihrer Mitteilung außerdem darauf hin, dass nicht das Programmende des Festivals, sondern das tatsächliche Veranstaltungsende, also der Zeitpunkt, zu dem alle Besucherinnen und Besucher das Gelände verlassen haben, in die Lärmbewertung eingeflossen sei.

Veranstalter: Machen Veranstaltung "minimalinvasiv"

Schon im Februar habe das Ordnungsamt erste Bedenken bei einer sogenannten Behördenrunde geäußert, sagt Cosmopop-Geschäftsführer Steffen Charles. Daraufhin habe man die Bedingungen angepasst.

Die Dezibelzahl wurde demnach auf 65 verringert, ebenso die Anzahl der Bühnen und der Besuchenden. Statt 20.000 Personen sollen nun nur 10.000 Personen kommen dürfen.

"Wir haben die minimalinvasive Version der Veranstaltung gebaut und sie der Stadt Frankfurt präsentiert, auch mit dem Bezug, dass wir eine begleitende Lautstärke-Messung machen werden", so Charles. Dem Ordnungsamt wirft er eine "besonders negative" Auslegung der Richtlinie vor. "Man könnte sie auch anders auslegen."

Zusammenarbeit mit MOMEM

Er bezieht sich dabei auf die Eröffnung des Museum of Modern Electronic Music, kurz MOMEM, im vergangenen Jahr, das als besonderes Zeichen der Wertschätzung für die Szene in Frankfurt ausgelegt wurde. "Wenn man die ganzen Äußerungen der Stadt Frankfurt sieht und auch die Eröffnung des MOMEM und wie sehr die elektronische Musikkultur sozusagen hochgehoben wird, dann hätten wir auf jeden Fall auch eine soziale Adäquanz", so der Cosmopop-Geschäftsführer.

Das MOMEM und den Veranstalter aus Ludwigshafen verbindet eine enge Partnerschaft. Cosmopop unterstützte unter anderem bei der Eröffnung des Museums. Das Museum wiederum plane rund um das Festival gemeinsame Rahmenveranstaltungen "mit Künstlern, die wir ansonsten kaum ins MOMEM einladen könnten", erklärt Museumsdirektor Alexander Azary.

Kulturdezernat: Nicht unser Zuständigkeitsbereich

Auch das Kulturdezernat unterstreicht die Bedeutung des Love Family Parks für die Stadt Frankfurt. Man begrüße Kulturveranstaltungen im öffentlichen Raum und habe die Macher im Austausch mit den entsprechen Ämtern und Ansprechpartnern von Beginn an unterstützt.

Die Erteilung der Genehmigungen liege aber nicht im Zuständigkeitsbereich des Kulturdezernats. "Über die Einschätzung der entsprechenden Ämter - das Rechtsamt, das Ordnungsamt, das Grünflächenamt - können wir uns nicht hinwegsetzen", heißt es auf Nachfrage. "Wir wissen jedoch, dass sich Ordnungsdezernentin Annette Rinn mit ganzer Kraft für eine gute Lösung einsetzt."

Deutsche Bank Park als Alternativort

Diese "gute Lösung" könnte in Form eines anderen Standorts kommen. Das Ordnungsamt hält die Lärmverschmutzung im Rebstockpark für vermeidbar und schlägt einen anderen Veranstaltungsort vor: den Deutsche Bank Park, wo beispielsweise auch das Elektro-Festival "World Club Dome" stattfindet.

Veranstalter Cosmopop zeigt sich offen für diesen Vorschlag. Man warte aber noch auf eine persönliche Nachricht vom Ordnungsamt, sagt Charles. "Wir haben im Prinzip alles von unserer Seite umgesetzt und warten mehr oder weniger auf ein Go. Gäbe es da ein anderes Gelände, würden wir das so schnell es geht prüfen." Dann könne man auch in den Vorverkauf gehen.