Feuerwehr kontrolliert Sperrbereich Bombe in Kassel: Explosion ist das "Worst-Case-Szenario"
Nach dem Fund einer Weltkriegsbombe in Kassel soll heute die Entschärfung stattfinden. Die Evakuierung des Sicherheitsbereiches läuft nach Plan. Doch die Entschärfung könnte sich ziehen.
Die Bombenentschärfung im Kasseler Stadtteil Rothenditmold steht bevor. Insgesamt 210 Einsatzkräfte von Rettungsdienst und Feuerwehr sind im Einsatz. Sobald der Sperrbereich geräumt ist, kann der Kampfmittelräumdienst mit der Entschärfung beginnen. Doch das könnte dauern.
"Der Sprengmeister bekommt das Go, sobald die Evakuierung abgeschlossen ist", erklärte Einsatzleiter Thomas Schmidt am Morgen. Dabei sei eine einfache Entschärfung nicht möglich. Es handele sich um eine amerikanische Fliegerbombe mit zwei Zündern, die zudem beschädigt sei.
Explosion als "Worst-Case-Szenario"
Für die Entschärfung habe der Sprengmeister verschiedene Verfahren zur Entschärfung zur Auswahl. Eine mögliche Explosion sei dabei das "Worst-Case-Szenario", so Schmidt. Die Bombe läge in einem Schotterbett, dadurch könnten dann Steine weggeschleudert werden.
Bereits bei der Lagebesprechung am Tag zuvor sei von einer möglichen "schwierigen Entschärfung" die Rede gewesen, sagte Wolfgang Weber, Leiter der Unterkunft im Kongress Palais Stadthalle. Der Kampfmittelräumdienst sei darüber "not amused" gewesen und habe angekündigt, mindestens zwei Stunden für die Entschärfung zu brauchen, so Weber.
13 Uhr angepeilt
Seit 7 Uhr laufen die Maßnahmen zur Evakuierung des Sperrbereichs. Wie der Zugführer des Katastrophenschutzes vor Ort mitteilte, sollte die Evakuierung gegen 10 Uhr abgeschlossen sein. Die Bombe könnte dann gegen 13 Uhr entschärft sein, so die Hoffnung.
In einem Sicherheitsradius von 500 Metern rund um die Fundstelle am Gleisdreieck an der Angersbachstraße müssen alle Menschen ihre Wohnungen und Häuser verlassen. Laut Stadt sind rund 2.700 Personen betroffen. Polizei und Feuerwehr sind mit zahlreichen Kräften im Einsatz, auch Lautsprecherdurchsagen gibt es.
Die 50-Kilo-Weltkriegsbombe war am Mittwoch bei der gezielten Auswertung von Luftbildern gefunden worden.
Für alle, die nicht bei Freunden oder Bekannten unterkommen können, stellt die Stadt Aufenthaltsräume im Kongress Palais Stadthalle zur Verfügung. Dort werde auch Verpflegung angeboten. Menschen, die aufgrund von Beeinträchtigungen ihre Wohnungen nicht selbstständig verlassen können, sollten sich unter der Nummer 0561/787-8939 melden, dort bekommen sie Hilfe.
Nah- und Fernverkehr betroffen
Rund um den Bereich der Schutzzone kann es zu Einschränkungen im öffentlichen Nah- und Fernverkehr kommen. Die Deutsche Bahn kündigte im Vorfeld an, dass der ICE-Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe am Donnerstag ab 9 Uhr nicht mehr angefahren werden könne. Einzelne Verbindungen fallen demnach ganz aus.
Von den Ausfällen betroffen sind laut der Bahn die ICE-Sprinter, die ohne Halt zwischen Berlin und Frankfurt fahren, sowie die ICE-Züge zwischen Berlin und Frankfurt Flughafen mit Halt in Braunschweig und Frankfurt Süd.
ICE-Züge zwischen Berlin und Basel, zwischen Kiel und Stuttgart und zwischen Kiel und München sollen umgeleitet werden. Auf diesen Verbindungen sei deshalb mit einer Verspätung von 30 Minuten zu rechnen, so die Bahn.
Die umgeleiteten Züge sollen zusätzlich in Fulda oder Bad Hersfeld halten, sodass Kassel über Nahverkehrslinien erreichbar bleibt.
Bombenfund in der Nähe im November
Erst im November letzten Jahres war im Stadtteil Rothenditmold eine ähnlich schwere Weltkriegsbombe gefunden worden. Damals mussten etwa 2.600 Menschen im Umkreis von 500 Metern ihre Häuser verlassen. Auch dieser Fund hatte Auswirkungen auf den Nah- und Fernverkehr.