Bahn-Sperrung sorgt für Frust - Hessen will Folgen für AfD-Mitglieder prüfen
Warum man den Autoschlüssel nicht stecken lassen sollte, Pendlern im Rhein-Main-Gebiet harte Zeiten bevorstehen und Hessens Handwerk auf Instagram & Co. schwört: Das und mehr gibt es in Sven-Oliver Schibats Blick auf den Tag.
Die Chance ist groß, dass ich Sie gerade an einem freien Tag erreiche. Vielleicht haben Sie sich heute mit irgendwem in einem Café zum Frühstück getroffen, haben Ihr Auto gewaschen oder einfach nur entspannt den Tag im Garten verbracht.
Ich will Sie auch nicht lange stören, aber ich hätte da folgende Themen für Sie:
- Sonne geht, Gewitter kommt
- AfD-Verbot und Folgen für Mitglieder: Das fordern hessische Politiker
- S8 und S9 fallen zwischen Wiesbaden und Kelsterbach wochenlang aus
- Betrunkene klauen Autos und bauen Unfälle
- Hessens Handwerk goes Social Media: Aus Followern Azubis machen
- Weitere Themen des Tages
- Blick über den Tellerrand
Sonne geht, Gewitter kommt
Gestern dürfte es in Hessen kaum jemanden gegeben haben, der oder die nicht draußen war. Entweder saß man irgendwo mit einem kühlen Getränk in der Hand und einer Sonnenbrille auf der Nase in der Sonne, oder man zog mit einem Bollerwagen durch die Gegend, war beim Radrennen Eschborn-Frankfurt oder demonstrierte.
Der 1. Mai ist einfach sehr vielseitig nutzbar. Und er fing auch schon gut an: Am Mittwoch fand in Marburg bei bestem Wetter das traditionelle Mai-Einsingen statt, bei dem mein Kollege Jürgen Rasper vor 5.000 Menschen auf der Bühne stand. Das sah ziemlich beeindruckend aus.
An das Sommerwetter sollte man sich aber besser nicht gewöhnen: Schon heute sind in Nordhessen Gewitter und Sturmböen möglich, am Samstag kommt zu den möglichen Gefahren noch Starkregen hinzu.
Und mit den Temperaturen geht es erst einmal wieder deutlich nach unten: Von heute bis zu 30 Grad bleiben am Samstag nur noch bis zu 20 Grad, am Sonntag und Montag sogar nur noch bis zu 16 Grad.
Unsere heutige Momentaufnahme zeigt den Singliser See bei Borken (Schwalm-Eder). Dort wurde gestern übrigens kein Auto versenkt. Warum ich das hier schreibe, werden Sie weiter unten verstehen.
AfD-Verbot und Folgen für Mitglieder: Das fordern hessische Politiker
Bisher galt die AfD auf Bundesebene laut Verfassungsschutz als rechtsextremistischer "Verdachtsfall", seit heute ist das anders: Demnach bestehen keine Zweifel mehr daran, dass die Partei in Gänze rechtsextremistisch ist.
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Für die hessischen AfD-Landessprecher Andreas Lichert und Robert Lambrou ist die am Freitag bekannt gewordene Entscheidung eine Kriminalisierung und Diskreditierung ihrer Partei. Die Vorwürfe seien nicht haltbar, die AfD wolle sich juristisch dagegen wehren. Hessens stellvertretender Ministerpräsident und Wirtschaftsminister Kaweeh Mansoori (SPD) forderte am Freitag ein Verbot der AfD.
Aus Sicht von Innenminister Roman Poseck (CDU) ist der neue Status nur folgerichtig. "Die Hochstufung ist das Ergebnis einer weiteren Radikalisierung der Partei in den vergangenen Monaten", erklärte Poseck. Die AfD trage auch Verantwortung für eine Verrohung der Debatte.
"Wir werden auch prüfen, inwieweit die Einstufung durch das Bundesamt für Verfassungsschutz Auswirkungen auf AfD-Mitglieder und Funktionäre im öffentlichen Dienst hat", sagte Poseck. Beschäftigte in Polizei und Verwaltung müssten die Gewähr dafür bieten, jederzeit für die freiheitlich-demokratische Grundordnung einzutreten. Dies wolle er auch bei der nächsten Innenministerkonferenz im Juni in Bremerhaven zum Thema machen.
S8 und S9 fallen zwischen Wiesbaden und Kelsterbach wochenlang aus
Es gibt eine neue Episode der wenig beliebten Reihe "Pendlern stehen harte Wochen bevor": Diesmal geht es um die S8 und S9 zwischen Wiesbaden und Kelsterbach (Groß-Gerau).
Dort wird zwar schon seit dem 24. April an der Strecke gearbeitet, bisher aber immer in der Nacht. Das ändert sich ab morgen (3. Mai), wenn auch tagsüber Bauarbeiten stattfinden. Und das bedeutet, dass bis zum 23. Mai alle Fahrten auf den betroffenen Linien komplett ausfallen. An den Wochenenden 9. bis 11. und 16. bis 18. Mai wird die Sperrung bis zum Frankfurter Flughafen erweitert.
Die Auswirkungen für die Region Rhein-Main sind enorm. Allein unter den Beschäftigten des Flughafens oder des Opel-Werks in Rüsselsheim dürften viele Pendlerinnen und Pendler betroffen sein.
Die Stadt Wiesbaden spricht von "massiven Einschränkungen" und hat sich bei der Deutschen Bahn und dem Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) darüber beschwert, nicht vorab über die Sperrungen informiert worden zu sein. Die Bahn hatte die Details der Sperrung erst am Mittwoch in einer Pressemitteilung veröffentlicht.
Betrunkene klauen Autos und bauen Unfälle
Alkohol bringt Menschen auf die merkwürdigsten Ideen. So hielten es zwei Männer am 1. Mai für eine gute Idee, in fremde Autos einzusteigen. Und in beiden Fällen entpuppte sich das als richtig schlechte Idee.
In Eschwege war es ein 22-Jähriger, der sich mit rund 2 Promille in das Auto eines älteren Ehepaares setzte, in dem der Schlüssel steckte, während der Mann seine Frau zu einer Feier im Kanuclub begleitete.
Der 22-Jährige war allerdings so betrunken, dass er nicht weit kam und das Auto direkt in der Werra versenkte. Die Kosten für das Auto und die anschließende Bergung darf er natürlich bezahlen.
Auch in Rüsselsheim steckte ein Schlüssel im Zündschloss. Diesmal war es das Auto eines Lieferdienstes, und der betrunkene Kurzzeitfahrer war 37 Jahre alt und hatte 1,6 Promille intus. Er verwandelte den Wagen zwar nicht in ein U-Boot, hatte aber Probleme mit einer Kurve: Erst rammte er ein Verkehrsschild, dann ein wartendes Auto. Verletzt wurde niemand, aber es entstand ein Schaden von etwa 20.000 Euro.
Was lernen wir daraus? Zum einen, dass man Ideen unter Alkoholeinfluss immer mehrfach überdenken sollte. Zum anderen, dass man besser keinen Schlüssel im Auto stecken lässt, denn es könnte ja ein Betrunkener vorbeikommen.
Hessens Handwerk goes Social Media: Aus Followern Azubis machen
Es ist schon paradox: Handwerker können Dinge, für die alle anderen viel Geld bezahlen müssen. Könnten Sie zum Beispiel für sich ein Haus bauen, um anschließend darin zu wohnen? Also mit Dach decken, Leitungen verlegen und allem, was dazu gehört? Und trotzdem hört man heute immer noch den Satz: "Lern was Anständiges, sonst landest du auf dem Bau".
Dabei wäre es einerseits gut, wenn mehr Menschen auf dem Bau landen würden, denn in Hessen fehlen 17.500 Fachkräfte im Handwerk. Und andererseits ist es ein Beruf, der nicht nur Spaß machen kann, sondern auch sehr praktisch fürs Leben ist - wenn man zum Beispiel wirklich mal ein Haus bauen will.
Um junge Menschen von einer Karriere im Handwerk zu überzeugen, setzen immer mehr Betriebe auf Social Media. Instagram und Tiktok sind die Plattformen der Stunde.
Noch 2023 hatte der Dachdeckerbetrieb Schultheis aus Bruchköbel (Main-Kinzig) Probleme, Fachkräfte zu finden. Seit er auf Social Media setzt, haben sechs Auszubildende auf diesem Weg ihre Berufung gefunden.
Und der Raumausstatter Florian Kratz aus Lich (Gießen) war mit seinem Social-Media-Auftritt so erfolgreich, dass er inzwischen auch die Social-Media-Kanäle anderer Betriebe betreut und dabei für einen Betrieb fast 100 Bewerbungen für eine Ausbildungsstelle generieren konnte.
Apropos Azubis: In der ARD-Mediathek gibt es die Dokuserie "Azubi Storys". Zehn Folgen mit Jobs von Friseurin über Hafenschifferin bis Tierpflegerin und ganz viel dazwischen. Jede Folge ist rund 30 Minuten lang.
Weitere Themen des Tages
- Über die Fußfessel für Frauenschläger wurde zuletzt viel diskutiert. Doch das Urmodell der elektronischen Aufenthaltsüberwachung gibt es deutlich länger. Erstmals ausprobiert wurde sie in Hessen.
- Gesundes, regionales Essen auf dem Teller, kurze Lieferwege und Planungssicherheit für Bauern: Die Initiative House of Food will eine Brücke zwischen Stadt und Land schlagen und bringt Erzeuger und Gastronomen zusammen.
- Ein 81-Jähriger hat im Landkreis Fulda die Kontrolle über sein Auto verloren und kollidierte mit einer entgegenkommenden Gruppe Motorradfahrer. Zwei Menschen starben, ein weiterer wurde schwer verletzt.
Ein kurzer Blick über den Tellerrand
- Zwischen Deutschland und den USA läuft es bekanntlich zur Zeit nicht mehr so gut wie noch vor ein paar Jahren. Allerdings liegt noch ein Drittel der deutschen Goldreserven in den USA. Doch warum ist das überhaupt so? Warum holt man das deutsche Gold nicht einfach nach Deutschland? Das hat kurz gesagt etwas mit den Goldhandelsplätzen zu tun. Die lange Antwort gibt es hier.
- Apropos USA: Die EU hat den USA ein Zollangebot vorgelegt. Stark vereinfacht sieht es so aus: Wir kaufen mehr Waren wie Flüssiggas oder Sojabohnen bei euch, dafür lasst ihr das mit den höheren Zöllen sein. Konkret geht es um ein Handelsangebot im Umfang von 50 Milliarden Euro. Damit wäre das Handelsdefizit mit den USA laut EU-Kommission ausgeglichen.
- Morgen, am 3. Mai, hat Deutschland sein Konto an erneuerbaren Ressourcen für das Jahr 2025 aufgebraucht. Das klingt schlimm und ist es auch, aber immerhin etwas besser als im Vorjahr: 2024 war das schon einen Tag früher, am 2. Mai, der Fall. Der Grund dafür ist laut der Fresenius Education Group ein vielerorts gestiegenes Umweltbewusstsein und verstärkte Bildung. Wenn man sich also fragt, ob man überhaupt etwas ändern kann, lautet die Antwort demnach wohl: Ja.
Streaming-Tipp: Pop & Passion
Popmusik ist nicht gleich Popmusik. Pop kann Fastfood für die Ohren sein. Kurzlebig und schnell wieder vergessen. Mit belanglosen Texten. Pop kann aber auch große Kunst sein, die Generationen überdauert. Pop bringt Menschen dazu, um die halbe Welt zu den Konzerten ihrer Stars zu fliegen und bei dieser einen Songzeile in Tränen auszubrechen.
Aber warum ist das so? Und wie sieht es hinter den Kulissen der Popindustrie aus? Diesen Fragen geht die zweiteilige Arte-Dokumentation "Pop & Passion - Der Rausch der Gefühle" nach. Zu sehen in der Arte-Mediathek.
Podcast-Tipp: Wo ist mein Geld sicher in Krisenzeiten?
In den vergangenen Jahren galten ETFs als das Nonplusultra der Geldanlage für Einsteiger und Fortgeschrittene: Unkompliziert in der Handhabung, schien es, als könne man mit ihnen nichts falsch machen. Dann kam Donald Trump mit seinen Zöllen und plötzlich war es vorbei mit den stetig steigenden Kursen und viele fragen sich seitdem: Wo ist mein Geld in Krisenzeiten sicher? Mit dieser Frage beschäftigt sich die aktuelle Folge des Podcasts "Plusminus. Mehr als Wirtschaft". Die Folge ist in der ARD-Audiothek abrufbar.
Eins noch ...
Die meisten Unternehmen dürften ein ernsthaftes Interesse daran haben, zufriedene Kundinnen und Kunden zu haben. Aber irgendjemand hat immer etwas zu meckern, und selbst ein Unternehmen mit einer 5-Sterne-Bewertung bei Google wird irgendwann von irgendjemandem kritisiert werden und eine entsprechende E-Mail oder einen Brief erhalten.
Wer nun glaubt, dies sei ein Phänomen der Neuzeit, der irrt gewaltig. Tatsächlich hat die älteste dokumentierte Beschwerde sogar eine eigene Wikipedia-Seite und einen Eintrag im Guinness Buch der Rekorde. Und ich wüsste zu gerne, was Ea-nasir dazu sagen würde, wenn er wüsste, dass auch 2025 noch Leute davon lesen, dass sein Kupfer minderwertig war. Also mir wäre das ja unangenehm.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende. Bis Montag!
Ihr Sven-Oliver Schibat (ist von Udo beeindruckt)