Brückensperrung auf B45 "Salzbachtal-Moment" im Odenwald - Bahn-Initiative fordert mehr Züge
Die Sperrung einer vielbefahrenen Brücke an der B45 kam unerwartet, dem Odenwald droht ein Verkehrschaos. Eine Ausweitung des Bahnverkehrs könnte kurzfristig helfen, glaubt eine Bürgerinitiative.
Mit dem Auto in den Odenwald hinein oder aus ihm hinaus zu kommen, ist schon unter normalen Umständen ein mitunter langwieriges Unterfangen. Die Sperrung der größten Talbrücke der B45 bei Bad König erschwert das Ganze noch einmal deutlich. Wegen Rissen im Brücken-Beton ist die wichtige Verkehrsader seit Dienstagabend gesperrt, bei täglich etwa 15.000 Fahrzeugen dort drohen lange Staus.
Noch ist völlig unklar, wie es weitergehen soll. Klar ist nur: Die Brücke muss abgerissen werden, sie ist einsturzgefährdet. Um die Verkehrsproblematik zumindest ein wenig zu entschärfen, fordern Bürger im ersten Schritt eine schnelle Ausweitung des Bahnverkehrs zwischen Erbach und Darmstadt.
Durchgängiger Halbstundentakt gefordert
Das Land und die betroffenen Landkreise müssten den Zugverkehr zwischen den beiden Städten "unverzüglich verdichten", fordert die Odenwaldbahn-Initiative. Es handele sich um "eine absolute Ausnahmesituation". Die Sperrung bezeichnet die Initiative, die sich seit vielen Jahrzehnten für den Erhalt und Ausbau der Odenwaldbahn einsetzt, als ihren "Salzbachtal-Moment".
Damit spielt die Initiative auf die jahrelange Sperrung der Salzbachtalbrücke auf der A66 bei Wiesbaden an. Die Brücke war im Sommer 2021 wegen akuter Einsturzgefahr gesperrt worden. Das führte in den folgenden Jahren regelmäßig zu längeren Staus in der Region.
Nach Angaben der Initiative verdichtete der Verkehrsverbund RMV daraufhin den Zugverkehr rund um Wiesbaden und erhöhte die Taktung der sogenannten Ländchesbahn zwischen Wiesbaden und Niedernhausen (Rheingau-Taunus). Eine vergleichbare Maßnahme fordert die Initiative nun für die Odenwaldbahn.
Konkret fordert sie einen durchgängigen Halbstundentakt. Bislang fahren die Bahnen auf der Strecke stündlich, lediglich in den Stoßzeiten verkehren sie halbstündlich. Das für die Odenwaldbahn zuständige Unternehmen Vias hat sich auf hr-Anfrage am Freitag nicht zu den Forderungen geäußert. Bei der Verkehrsbehörde Hessen Mobil, die die Sperrung veranlasst hat, heißt es nur: "Kein neuer Sachstand."
Weitere Details in der kommenden Woche
Hessen Mobil will sich aber nach eigenen Angaben schnellstmöglich um eine Lösung bemühen. Dazu sei eine Projekt-Taskforce gegründet worden. Zusammen mit dem Odenwaldkreis, der Stadt Bad König und den Bahnbetreibern wolle man "die notwendigen Voraussetzungen für eine zügige Wiederherstellung der Verbindung" schaffen.
Zudem arbeite die Behörde "mit Hochdruck" an einem möglichst zeitnahen Abriss der Brücke, teilte sie mit. Informationen zum weiteren Vorgehen sollen im Laufe der kommenden Woche bekanntgegeben werden.
Die Risse im Beton der rund 120 Meter langen Talbrücke wurden bei einer Prüfung entdeckt, wie Hessen Mobil am Dienstag meldete. Eine Instandsetzung sei ausgeschlossen, ein Abriss unumgänglich.
Erhebliche Verkehrsbehinderungen erwartet
Täglich sind nach Angaben von Hessen Mobil etwa 15.000 Fahrzeuge auf der Strecke unterwegs. Die Verkehrsbehörde rechnet mit erheblichen Behinderungen, besonders im Bereich von Bad König und dem Ortsteil Kimbach. Der Bahnverkehr unter der Brücke bleibe dagegen ungestört.
Wegen einer weiteren Baustelle ist eine näher liegende Umleitungsstrecke derzeit ebenfalls gesperrt. Hessen Mobil empfiehlt deshalb folgende Ausweichroute: Ab Bad König über die L3318 bis kurz vor Vielbrunn und von dort über die L3349 weiter zur B47 nach Michelstadt. Eine Beschilderung sei vor Ort aufgestellt.