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Streit um Namen von Eis Christina-Nachfolger in Frankfurt

Sara Saravini und ihr Mann Maurizio Grande treten die Eis-Christina-Nachfolge an.

Nach der Schließung der Kult-Eisdiele Eis Christina im vergangenen Jahr soll nun an selber Stelle in Frankfurt ein Eisladen mit ähnlichem Namen eröffnen. Das sorgt für Streit zwischen den alten und neuen Betreibern.

Ein Stück Frankfurter Tradition ging im vergangenen Oktober zu Ende, als die Kult-Eisdiele Eis Christina nach fast einem halben Jahrhundert ihre Türen im Nordend schloss. Am letzten Tagen flossen Tränen bei Besitzern und Kunden. Viele standen mehr als eine Stunde Schlange, um ein letztes Eis zu genießen oder den Inhabern ein Abschiedsgeschenk zu machen.

Für das Ehepaar Spadotto bedeutete die Schließung ihrer Eisdiele den wohlverdienten Ruhestand in Italien. Aber dieser wird nun von einer unerwarteten Wendung in Frankfurt überschattet.

Spadotto: "Kunden werden in die Irre geführt"

Im April planen neue Pächter, ein junges Paar, an derselben Stelle an der Eckenheimer Landstraße eine neue Eisdiele zu eröffnen. Der gewählte Name, Gelateria Christina, ruft bei den alten Inhabern Besorgnis hervor: "Das ist im im Prinzip unser Name, nur ins Italienische übersetzt", sagt Corrado Spadotto dem hr. "Ich bin zutiefst verärgert. Nach 50 Jahren harter Arbeit und Leidenschaft wird unser Name einfach geklaut. Er ist auch der Name unserer ersten Tochter."

Das Team der früheren Besitzer am letzten Tag winkt

Auch Petra Spadotto, seine Frau und Mitgründerin, äußert ihren Unmut: "Zum einen bedeutet uns der Name viel und zum anderen werden Kunden hier in die Irre geführt." Viele würden die Familie anrufen oder ihnen schreiben und sich freuen, dass sie wiederkämen. "Aber das stimmt ja gar nicht. Wir kennen die Inhaber nicht und haben keine Genehmigung erteilt."

Eine neue Eisdiele an dem Standort sei kein Problem, "aber unseren Namen zu verwenden, ist inakzeptabel. Wir möchten unseren alten Kunden deutlich machen, dass wir mit dieser neuen Eisdiele nichts zu tun haben." Besonders ärgerlich sei die Situation, weil der Sohn des Ehepaars ebenfalls einen Standort in Frankfurt für einen neuen Eisladen suche - und diese unter dem altbewährten Namen Eis Christina weiterführen möchte.

Neue Inhaber: "Die Reaktion macht traurig"

Die Verärgerung der Familie Spadotto können die neuen Pächter, Sara Saravini und Maurizio Grande, nicht nachvollziehen. "Ich finde die Reaktion traurig", sagt Saravini dem hr. Der gewählte Name sei als Hommage und Anerkennung gedacht. "Wir sind alle mit Eis Christina aufgewachsen. Mit dem neuen Laden möchten wir die Vergangenheit ehren und gleichzeitig in die Zukunft blicken."

Um dies zu verwirklichen, hat das Paar nach eigenen Angaben den früheren Eis-Macher von Eis Christina und 80 Prozent des Personals zurückgeholt, die aber in ein neues, energieeffizienteres Eisverfahren eingearbeitet wurden. Das neue Lokal werde Tradition und Innovation verbinden.

Den Vorwurf der Kunden-Irreführung weist die 37-Jährige zurück: "Wir bringen zwar etwas Gewohnheit zurück, aber sonst wird alles anders sein. Vom komplett neuen Interieur bis hin zur ganzjährigen Öffnung und dem Angebot eines kleinen italienischen Frühstücks." Das neue Lokal werde ungefähr 40 Sitzplätze bieten. "Es ist uns wichtig, uns von unserem Vorgänger abzugrenzen und das werden die Kunden direkt merken."

Streit könnte vor Gericht gehen

Ob der Streit vor Gericht endet, ist noch offen, sagt das Ehepaar Spadotto: "Wir warten erst mal ab, ob der Name vor der Eröffnung nicht doch noch geändert wird." Der Name Eis Christina sei jedenfalls geschützt. Eine Klage hätte laut Rechtsanwalt Christian Pfeifer von der Kanzlei Reiß in Frankfurt "gute Chancen auf Erfolg, weil eine Verwechslungsgefahr besteht".

Die Patentanwältin Susanne Scheitza aus Frankfurt hatte die Marke Eis Christina 2009 für das Ehepaar schützen lassen. Dem hr sagte sie, dass ein Verbot des Namens bei einer Klage sehr realistisch sei. "Die Namen Gelateria Christina und Eis Christina sind nicht identisch, aber haben den gleichen Inhalt und nutzen denselben Standort." Damit werde der Eindruck erweckt, dass noch immer Eis Christina in dem Laden stecke, so die Anwältin. "Man möchte hier klar vom positiven Image der früheren Inhaber profitieren."

Ähnliche Fälle in Frankfurt haben gezeigt, dass die Verwendung bekannter Namen nicht so einfach ist. Als der Kult-Kiosk "Yok-Yok" aus dem Bahnhofsviertel mit einer Nachahmung konfrontiert wurde, bestand der Betreiber auf seinem Alleinstellungsmerkmal und gewann vor Gericht. Die Betreiber des Burgerladens "Guter Bullen" in Frankfurt gaben klein bei, als der Getränkekonzern Red Bull ihnen Markenverletzung vorwarf und mit einer Strafe in Höhe von 250.000 Euro drohte. Sie nannten den Laden daraufhin in "Traumkuh" um.

Neue Inhaber wollen Namen trotzdem nicht ändern

Von einer möglichen Klage und bösen Nachrichten auf Social Media möchte sich Saravini jedenfalls nicht entmutigen lassen, das Lokal unter dem geplanten Namen zu eröffnen. "Wir arbeiten seit Monaten daran. Wir sind schon richtig aufgeregt. Social Media hat viel Hass erweckt, aber wir haben auch sehr viele positive Nachrichten bekommen."

Seit zwei Generationen betreiben die Familien des Paares Restaurants. Früher das Charlot und heute das Saravini in der Hanauer Landstraße und das Casa Grande im nahen Bad Homburg. "Eis ist aber für jeden Italiener eine Herzensangelegenheit", so Saravini: "Für uns war die Schließung von Eis Christina die Gelegenheit, das hier in Angriff zu nehmen. Wir hoffen einfach, dass die Familie Spadotto versteht, wie positiv das gemeint ist und uns vielleicht sogar besuchen kommt."

Ob der Besuch am Ende von den Spadottos kommt oder doch von deren Anwältin, bleibt abzuwarten.

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