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Gründau: Fliegenplage kurz vor dem Winter

Viele tote Fliegen an einem Klebestreifen vor einem Fenster

Normalerweise macht die alljährliche Fliegenplage den Menschen in Gründau (Main-Kinzig) nur im Sommer zu schaffen. Doch aktuell summt es wieder, mitten im November. Nur eine Sache ist anders: Dieses Mal trifft es nicht nur Gründau.

In den Facebook-Gruppen zeigt sich das Ausmaß sehr deutlich: Fotos Dutzender toter Fliegen auf dem Boden, unzählige kleine schwarze Körper auf weißen Wänden oder komplett gefüllte Fliegenfallen. Darunter Kommentare, die der Stimmung der fliegengeplagten Menschen in Gründau (Main-Kinzig) deutlich Ausdruck verleihen: "Igitt!" oder "Ich habe es so satt!". Beiträge wie diese sind dort derzeit sehr häufig zu lesen - mal wieder.

Die Fliegenklatsche sei wieder regelmäßig im Einsatz, erklärt eine Frau. Wie viele andere Menschen aus der Gemeinde plagen auch sie die Fliegen seit Jahren – immer im Sommer. Eigentlich. Doch jetzt erleben die Fliegen offenbar einen zweiten Frühling. "Die Fliegengitter sind demontiert", sagt die Gründauerin, "ich war eigentlich der Meinung, Mitte November sind sie nicht mehr nötig." Doch sie sind es: "Jetzt muss man bei jedem Lüften aufpassen, dass die Mistviecher nicht wieder die Wohnung belagern."

Gutachten zum rätselhaften Phänomen

Vor allem die Ortsteile Lieblos und Niedergründau sind von der immer wiederkehrenden Plage betroffen. Seit Jahren versucht die Gemeinde, den Grund für das unappetitliche Phänomen ausfindig zu machen. Doch seit Jahren herrscht Uneinigkeit.

Mehrere Gutachten sind seit 2018 zu dem Ergebnis gekommen, dass es nicht die eine Ursache gibt, sondern wohl mehrere. Doch die Menschen in Gründau haben ihre Zweifel an diesen Gutachten. Für viele steht fest: Das Übel kommt von einer Kompostierungsanlage in Lieblos.

Fliegen auch in Gelnhausen und Linsengericht

Nicht nur, dass die Plagegeister im Spätherbst plötzlich wieder summen, ist ungewöhnlich. Denn dieses Mal trifft es neben Gründau auch Nachbarkommunen wie Gelnhausen und Linsengericht. Die Menschen dort vermuten einen Zusammenhang: Der Müll, der normalerweise in Gründau kompostiert wird, werde jetzt auf der Deponie in Gelnhausen entsorgt und habe die Fliegenplage dorthin verlagert.

Der zuständige Main-Kinzig-Kreis widerspricht. "Wir haben keine Veränderungen im Betrieb der Deponien", erklärt Kreissprecher Frank Walzer. Das Amt für Umwelt, Naturschutz und ländlicher Raum führt das Problem auf den milden Herbst zurück. "Wesentlicher Unterschied ist die Witterung", so Walzer. "Wir hatten über Wochen geeignete Temperaturen für steigende Populationen."

Hoffnung auf Abkühlung

Dass es einfach nur zu warm war, mögen viele der geplagten Menschen in Gründau, Gelnhausen und Linsengericht nicht glauben. Sie zweifeln an dieser Erklärung. Denn in benachbarten Kommunen wie Hammersbach, Freigericht oder Langenselbold gibt es das Fliegenproblem nicht. Und dort, weniger Kilometer weiter, herrscht schließlich kein anderes Klima.

"Und jetzt? Fliegengitter zur Weihnachtszeit wieder anbringen?", fragt eine Frau aus Gründau in der Facebook-Gruppe. "Ich komme mir langsam veräppelt vor." Immerhin: Am Wochenende sollen die Temperaturen so weit sinken, dass sich die Fliegen in ihre Winterverstecke zurückziehen könnten. Die aktuelle Plage könnte damit ein Ende finden. Aber nur vorübergehend, bis es wieder warm wird – da sind sich zumindest die Menschen in Gründau sicher.

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