Fotos vom Hund und vom Lifestyle: Der Rüsselsheimer Influencer Dawid Dynowski hat 100.000 Follower auf Instagram. Betrüger klauen seit Monaten seine Bilder und versuchen mit diesen Fake-Profilen Geld zu erbeuten. Das ist strafbar, die Aufklärungsquote ist allerdings gering.

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Dawids Profil bei Instagram wurde mehrfach geklaut

Dawid Dynowsky mit Hund Mia
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Wenn Dawid Dynowski aus Rüsselsheim seinen Spitznamen "Dawid Harper" bei Instagram eingibt, tauchen viele Accounts auf, die bis auf einen nicht wirklich von ihm sind. Eigentlich nutzt Dawid sein Instagram-Profil, um Bilder von sich und seiner Hündin Mia zu teilen.

Er gibt Einblicke in seinen Alltag und möchte mit seinen Videos und Fotos gute Laune bei seiner Community verbreiten. Das gelingt ihm gut, inzwischen hat er mit seinem echten Account eine große Reichweite mit über 100.000 Followern.

Fotos und Videos geklaut und Fake-Accounts eröffnet

Alle diese angeblichen Dawid-Profile haben eines gemeinsam: Sie zeigen Dawids echte, private Fotos. Betrüger kopieren sie, eröffnen neue Accounts und geben sich als der "echte" Dawid aus.

"Auf manchen Profilen bin ich Spanier, manchmal aus England. Diese Leute denken sich immer etwas Neues aus, aber es sind immer meine Bilder, die dort genutzt werden", erklärt der 30-Jährige.

"Kannst Du mir bitte Geld überweisen?"

Das Ziel dieser falschen Profile ist immer das gleiche. Die Betrüger suchen gezielt den Kontakt zu Followern und schreiben sie an: "Kannst Du mir bitte Geld überweisen?" Nach einem kurzen Smalltalk, bei dem die Opfer denken, sie hätten es mit dem echten Dawid zu tun, bekommen sie immer einen ähnlichen Text.

"Es wird immer behauptet, ich hätte Kredite aufgenommen, die ich nicht abbezahlen könne und um Geld gebeten. Zum Glück weiß ich bis jetzt von keinem Fall, bei dem jemand darauf reingefallen ist."

Gemeldet, gelöscht - und schon wieder da

Warum ausgerechnet sein Profil so oft kopiert wird, kann sich der 30-Jährige nicht erklären. "Wahrscheinlich passiert das vielen Influencern, aber nicht alle Fake-Profile findet man im Netz." Offenbar wollten die Betrüger mit den geklauten Fotos und den Fake-Profilen seine große Reichweite ausnutzen.

Er sei machtlos dagegen. "Sobald ich ein Fake-Profil auf Instagram melde, wird es innerhalb von wenigen Tagen gelöscht. Allerdings entstehen dann auch schon wieder zwei, drei neue. Es nimmt einfach kein Ende, bereits seit über einem Jahr."

LKA-Experte: Fake-Profile erstellen ist strafbar

Wer Bilder oder Namen von anderen nutzt und damit betrügt, Daten oder Geld ergaunert, dem drohen Geld- oder sogar Freiheitsstrafen, erklärt Dirk Hintermeier, Landeskoordinator Prävention Cybercrime beim Landeskriminalamt (LKA) in Wiesbaden. Er rät dazu, Fake-Profile sofort zu melden und Anzeige zu erstatten, denn nur so könne gegen die Täter vorgegangen werden.

"Wenn jemand ein Fake-Profil erstellt, muss er persönliche Daten beim Portalbetreiber angeben. Die können wir nutzen, um ihn ausfindig zu machen. Außerdem spielt die IP-Adresse eine große Rolle." IP-Adressen seien quasi der eindeutige Fingerabdruck eines Computers oder Mobiltelefons.

Täter oft im Ausland - niedrige Aufklärungsquote

2022 wurden nach Angaben des LKA über 2.500 Fälle von Identitätsdiebstahl in Hessen gemeldet - 686 konnten aufgeklärt werden. Weil die Täter oft im Ausland sitzen, sei eine Verfolgung für die Behörden schwierig.

Deswegen ist Hintermeiers Tipp vor allem, mit den Daten im Internet sparsam umzugehen. "Klar, manche wollen viel preisgeben und eine große Reichweite gewinnen. Trotzdem sollte sich jeder bewusst sein, dass das Täter ausnutzen können, um Straftaten zu begehen."

Anwältin warnt vor ungewohnten Inhalten

Larissa Rus ist Rechtsanwältin für Social-Media-Recht in Frankfurt und vertritt mutmaßliche Opfer von Identitätsdiebstahl. Rus behandelt unter anderem Fälle, in denen Betrüger mit geklauten Fotos und Daten Menschen hintergehen.

"Wir hatten einen Fall, bei dem ein Mann Fotos aus einem Profil gestohlen hat und gezielt Frauen anschrieb. Er hat die Damen dann so weit um den Finger gewickelt, ihnen Liebe vorgegaukelt und am Ende um Geld gebeten", erzählt die Juristin. Eine Frau habe dadurch über 10.000 Euro verloren.

"Wenn auf einem Profil innerhalb kürzester Zeit ganz viel Content entsteht, ist das oft ein Warnsignal." Oder wenn auf einem Profil, das man kennt, plötzlich unübliche Dinge gepostet würden, wie etwa Werbung für Bitcoins oder Gewinnspiele, dann sei Vorsicht geboten.

Für Dawid bleibt es eine nervige Sache

Die niedrige Aufklärungsquote ist für Influencer Dawid nach eigenen Angaben der Grund, weswegen er keine Anzeige erstattet. Rechtlich gegen die Fake-Profile vorgehen wolle er aber, sobald jemand dadurch zu Schaden gekommen sei.

"Es nervt mich total, aber ich muss wohl einfach damit leben, wenn ich mich dafür entscheide, meine Bilder öffentlich zu teilen." Denn das wolle er auch weiterhin tun und sich nicht durch die Nachahmer einschränken lassen. Und so werden die Nutzer wohl auch in Zukunft im Internet auf viele Profile mit Bildern von Dawid und Hündin Mia aus Rüsselsheim stoßen.

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