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Bewohner vom knapp 100 Luxuswohnungen seit Ende August ohne Strom

Praedium-Wohnanlage im Frankfurter Europaviertel.

Für ihre Wohnungen im "Praedium" im Frankfurter Europaviertel mussten die Eigentümer viel Geld aufbringen. Nun ist mehr als ein Drittel der Appartements in der exklusiven Anlage schon seit Ende August ohne Strom - und wird es wohl noch mehrere Wochen bleiben.

Als Herr H. und seine Partnerin am vergangenen Sonntag aus dem Urlaub zurückkehrten, erwartete sie eine unangenehme Überraschung. Als er im Flur das Licht einschalten wollte, bliebt die Glühbirne dunkel. Der Kühlschrank war abgetaut, ein Teil der Lebensmittel dahin. Erst da erfuhr er, dass seine Wohnung im Frankfurter Europaviertel seit fünf Tagen ohne Strom ist. "Seitdem sitzen wir abends im Dunkeln mit Taschenlampen", berichtet Herr H.

So wie Herrn H., der gerne anonym bleiben möchte, ergeht es derzeit vielen Mietern und Wohnungseigentümern im Praedium. In der Luxuswohnanlage an der Europa-Allee sind derzeit nach Angaben der Hausverwaltung 96 von 248 Wohnungen ohne Strom - und das bereits seit dem 31. August. "Kein Licht, kein Kochen, keine Medien", wie es eine andere Bewohnerin im Gespräch mit hessenschau.de zusammenfasst. Und eine Ende ist nicht absehbar. Denn die Reparatur der Stromleitungen im Gebäude wird voraussichtlich noch Wochen dauern.

Fehlende Teile und Lieferengpässe

Auslöser für den Ausfall der Hauptstromversorgung war ein Wasserschaden in einer Wohnung im Gebäude Europa-Allee 101 - einem flachen Gebäuderiegel, der parallel zur Europa-Allee verläuft. Der 66 Meter hohe Wohnturm, der ebenfalls zum Wohnkomplex gehört, ist nicht betroffen. Nach Angaben der Müller Immobilien Management GmbH aus Bad Homburg, die im Praedium die Hausverwaltung übernimmt, können die beschädigten Bauteile nicht getrocknet werden. Stattdessen muss ein neues Stromversorgungssystem installiert werden.

Wie lange sich das noch hinzieht, kann derzeit niemand genau sagen. In einer Messenger-Nachricht der Hausverwaltung an die Bewohner, die dem hr vorliegt, ist davon die Rede, dass Ersatzteile nicht vorrätig seien und speziell angefertigt werden müssten. Man rechne mit einer Lieferzeit von mehreren Wochen, heißt es in der Nachricht weiter. Auch auf hr-Anfrage erklärt die Müller Immobilien Management GmbH, dass angesichts der gegenwärtigen Lieferengpässe und des Fachkräftemangels "mit einer mehrwöchigen Liefer- und Montagezeit" gerechnet werden müsse. Eine Versorgung über ein Notstromaggregat werde derzeit geprüft.

Ausharren oder ins Hotel

Bis dahin heißt es für die betroffenen Bewohnerinnen und Bewohner ausharren oder anderweitig unterkommen. Herr H. etwa überlegt, vorübergehend zu seinen Eltern zu ziehen. Frau E., eine weitere Bewohnerin, die anonym bleiben möchte, bleibt dagegen mit ihrer ganzen Familie in der stromlosen Wohnung: "Wir machen derzeit quasi Camping im Haus."

Die Hausverwaltung verweist auf hr-Anfrage darauf, dass Bewohnerinnen und Bewohner, die dies wünschen, auch in Hotels untergebracht werden können. Bei Wohnungseigentümern würde hierfür die Gebäudeversicherung aufkommen, bei Mietern die Hausratversicherung - sofern eine entsprechende Klausel im Versicherungsvertrag vorhanden sei.

Quadratmeterpreise bis 10.000 Euro

Das Praedium wurde Anfang 2017 fertiggestellt. Bauherr war die Nassauische Heimstätte. Kritiker bemängelten damals, dass eine öffentliche Wohnbaugesellschaft 60 Millionen Euro in ein Projekt stecke, dass ausschließlich aus Eigentumswohnungen besteht.

Die Nassauische Heimstätte hingegen verwies seinerzeit darauf, das mit dem Gewinn aus dem Verkauf der Wohnungen soziale Wohnbauprojekte finanziert würden. Die Quadratmeterpreise lagen seinerzeit bei 5.000 bis 10.000 Euro.